Ich will Ihnen ein Geständnis machen: Ich habe heute Gemüse gegessen. Ich kam, aß und überlebte. Glaube Sie nicht, dass ich eine Rossnatur wäre. Ich leide bis zu vier mal im Jahr an chronischem Husten. Aber trotzdem habe ich bisher nicht nur den EHEC-Erreger, sondern auch SARS, die Vogelgrippe, die Schweinegrippe und die Handystrahlung überlebt. Wie kann das sein?
Nun, man könnte ein Schelm sein und behaupten, dass gewisse Kreise ein Interesse daran haben diverse Erreger zu tödlichen Massenmördern hochzustilisieren. Wenn man in Betracht zieht, dass sich alleine die Republik Österreich bei Ausbruch der Schweinegrippe 2009 acht Millionen Impfdosen reservieren ließ und was das gekostet hat, könnte man schon auf Gedanken kommen. Dem deutschen Steuerzahler erwuchsen für die Impfaktionen Ausgaben in der Höhe von 700 Millionen Euro. Die Weltgesundheitsorganisation WHO, die für die Beurteilung von weltweiten Krankheitsausbreitungen zuständig ist, setzte die Kriterien für eine Pandemie herunter und erklärte die Schweinegrippe (H1N1) sogleich zu einer solchen. In den USA wurde damit begonnen jeden Grippetoten als Schweinegrippetoten zu zählen (Die Welt). Hysterie breitete sich aus. Und wofür? Im Jahr 2009 starben 22 Menschen in Österreich an der Grippe. Ja, das war eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 21 Tote, aber noch im Jahr 2000 waren 145 Personen der Influenza erlegen, ganz ohne ansteckende Schweine. Das liegt daran, dass Grippewellen - wie der Name schon sagt - zyklisch und in unterschiedlicher Intensität auftreten. Außerdem könnten die 21 zusätzlichen Opfer auch einen anderen Grund haben: Als 1976 in den USA nach dem Influenzatod eines Soldaten eine Schweinegrippehysterie ausbrach und sich sogar Präsident Ford öffentlich impfen ließ, starben von 40 Millionen Geimpften 45 Menschen vermutlich an den Folgen der Impfung. Bis auf ein Opfer, nämlich jenes, das die Impfaktion ausgelöst hatte, konnten aber keine weiteren Schweinegrippetoten nachgewiesen werden (Datum). Mit 18. Juni 2010 stieg die Zahl der mit dem H1N1-Virus infizierten Todesfälle in Österreich auf 41. Davon wurde bei 21 Personen das Virus selbst als Todesursache festgestellt (BMG). Jeder Tote ist ein tragischer Verlust, aber man muss die Zahlen in Relation sehen: Im Vergleichsjahr 2009 starben in Österreich 488 Menschen am Suff, 464 an Blasenkrebs, 47 an Tuberkulose bzw. deren Spätfolgen, 636 starben bei Verkehrsunfällen und 1.273 nahmen sich das Leben. Verglichen mit den 33.223 Österreicherinnen und Österreichern, die anno 2009 auf Grund von Herzerkrankungen das Zeitliche segneten, sind auch diese Zahlen verschwindend klein.
Wo bleibt die große Herzinfarkthysteie? Nirgends. Denn um keinen Herzinfarkt zu bekommen, muss man sich bewegen, aufhören zu rauchen und sich gesund ernähren. Das sind Dinge die anstrengen und die man nicht über Amazon bestellen kann. Gegen SARS, Scheinegrippe und Co. kann man sich aber Schutzmasken kaufen, sich impfen lassen und Chinesen aus dem Weg gehen. Alles Dinge, die nicht viel Aufwand erfordern, von denen wir uns aber einreden lassen, dass sie unseren Lebensalltag ungeheuer beeinflussen und die Welt einen Schritt näher an den Abgrund führen. Leidtragende sind am Ende dann aber nur asiatische Reisende oder die spanischen Gurkenbauern.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin keiner von den Spinnern, die gegen Impfungen sind und ihre Kinder bei Reaktorkatastrophen keine Jodtabletten geben würden. Ich glaube auch nicht, dass man Tumore, die kleiner als eine Faust sind, durch Handauflegen heilen kann; und ja: AIDS ist eine Krankheit die es wirklich gibt. Aber ich wende mich gegen die mediale Hysterie, auf der die Verunsicherung der Bevölkerung fußt.
Fünfzehn, sage und schreibe fünfzehn Menschen sind bis dato in Deutschland am EHEC-Bakterium verstorben. Großteils ältere Frauen, was den Verdacht der Ärzte begründete, dass der Erreger sich auf Gemüse befinden könnte, weil Fraun ja mehr kochen und abwaschen. Vielleicht hat aber auch O.B. verseuchte Tampons geliefert?
Nein, 15 Tote Menschen sind kein Spaß, aber es sind 15 von mehr als 81 Millionen. Österreicher hat es noch keinen einzigen erwischt, aber Hauptsache wir ergeben uns dem germanischen Medienüberhang und drehen gleich mit durch.
All das beinhaltet die Gefahr, dass bei späteren Pandemien - bei denen dann eventuell Grund zur Besorgnis gegeben wäre - die Öffentlichkeit dermaßen abgestumpft ist, dass sie den Ernst der Lage zu spät mitbekommt. Andererseits kann man natürlich auch einwenden, dass die Information der Bevölkerung über den Fund von EHEC-Bakterien auf iberischem Gurkengemüse nicht verheimlicht werden hätte können und dürfen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Information, sie kann nur nicht damit umgehen. Wie soll auch ein Durchschnittsbürger schwerwiegende gesundheitliche Fragestellungen für sich beantworten, wenn die Ärzte oft untereinander nicht einig sind? Das ist nicht nur bei bei viralen und bakteriellen Erkrankungen der Fall, sondern etwa auch bei Schutzimpfungen wie jener gegen Gebärmutterhalskrebs. Im Endeffekt wird er meist den sichereren Weg gehen, wenn er nicht zu aufwändig ist.
Auf Gurken kann man leicht verzichten, deshalb geht der Kunde lieber auf Nummer sicher, bevor er unbekannte Risken eingeht. Dass die österreichischen Gurkenbauern 75% ihrer Ernte wegwerfen können - heute allein über 200.000 Stück - ist für diese jedoch eine wirtschaftliche Katastrophe. Auch wenn ich sonst kritisch zu Agrarsubventionen stehe, hab ich heute doch eine Solidaritätsgurke gekauft, im Angebot und von einem Riesenstapel. Von der EHEC-Panik profitieren zumindest die Pharmamultis wesentlich weniger wie von Schweine- oder Vogelgrippehysterien, sie ist nur ein gefundenes Fressen für die Presse, die nach arabischem Frühling und Fukushima wohl noch etwas katastrophengeiler sein dürfte als sonst. Wünschenswert wäre es, wenn eine mündige Gesellschaft sich nicht mehr von der Angstmacherei mancher Akteure an der Nase herumführen lassen würde. Aber das bleibt wohl Wunschdenken in einem Land, in dem ein Gutteil der Schulabgänger keine Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen erworben haben. Zumindest übers Radio und durchs Fernsehn lassen sich diese Leute noch verunsichern.
Aber EHEC ist in Wirklichkeit eh schon von gestern. Heute hat die WHO vor der krebserregenden Wirkung der Handystrahlen gewarnt.
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