Die wenigsten Argentinier dürften Anthony Cary kennen, aber die die es tun werden ihn kaum mögen. Als er 1656 in Schottland geboren wurde hätte sich wohl auch niemand gedacht, dass er noch nach über 350 Jahren für einen Namenstreit herhalten würde müssen. Denn als Cary sieben Jahre alt war, starb sein Vater, von dem er ein Anwesen in Schottland und dessen Adelstitel erbte: Viscount of Falkland.
Die nach ihm benannten Inseln hat der gute Lord jedoch nie betreten und seinen Namen verdanken sie nur der Tatsache, dass er zur Zeit einer ihrer Entdeckungen - wovon es ein gutes Dutzend gab - auf der Schatzkiste der britischen Admiralität saß, sprich der Treasurer of the Navy war. Weil es nie schlecht ist seinen Geldgebern zu schmeicheln, benannte der Entdecker John Strong den Sund, der die West- von der Ostinsel teilt, nach dem 5. Viscount of Falkland. Auf die Eilande selbst ging der Name erst später über. Bis ins 19. Jahrhundert waren diese noch als Sebald-Inseln bekannt. Der Spanische Name Malvinas wiederum geht auf den bretonischen Küstenort Saint-Malo zurück, aus dem die ersten Siedler stammten.
Damit begann auch schon die wechselhafte Geschichte der Falklands. In aller Kürze: Die Franzosen siedelten auf der Ostinsel, die Briten später auf der Westinsel. Die Spanier übten Druck auf die Franzosen aus, woraufhin diese ihren Stützpunkt abtreten mussten. Daraufhin landeten die Spanier in Port Egmont - der britischen Niederlassung - und besetzten auch diese. Unter Druck mussten sie dann aber der Rückkehr der Briten zustimmen, die wiederum nach einigen Jahren die Inseln freiwillig verließen, auch weil die Revolution der 13 amerikanischen Kolonien sie dazu zwang. Ironischer Weise war es dann die argentinische Revolution 1810, die schließlich auch die Spanier zum Abzug nötigte. Die Argentinier machten dann auch den Fehler einen Deutschen zum Gouverneur der Malvinas zu ernennen, der dann wiederum die Dummheit beging, US-amerikanische Walfänger zu beschießen, die in seinen Gewässern fischten. Und weil sich an der amerikanischen Mentalität in den letzten 200 Jahren nicht allzu viel geändert hat, können wir erahnen, was dann geschah: Die Amis legten auf den Inseln alles in Schutt und Asche und kündigten an, das wieder zu tun, sollten die Argentinier nochmals aufmüpfig werden. 1833 erinnerte sich das Empire schließlich, dass es noch einen Felsen gab, der noch nicht dem Weltreich seiner Majestät einverleibt worden war. Man landete also auf den Falklands, machte alte Rechte geltend und vertrieb die paar Argentinier, die noch übrig waren.
Dann war für fast 150 Jahre Ruhe, nur ein paar deutsche Schiffe gab es während der Weltkriege zu versenken. Auf den faden Felsen im Atlantik vegetierten nur noch ein paar inzestiöse Siedler vor sich hin, als die argentinische Militärjunta 1982 auf den Gedanken verfiel, ihren bröckelnden Rückhalt in der Bevölkerung mit einer Invasion der Falklands aufzupäppeln. Die Besetzung der Inselgruppe begann am 2. April, nachdem die Argentinische Flotte bereits fünf Tage zuvor ausgelaufen war. Als sie schließlich die Hauptstadt der Falklands Port Stanley angriffen, erwiderte die kleine britische Garnison unter dem Kommando des Gouverneurs Sir Rex Hunt das Feuer. Zuvor hatte dieser das Regierungsgebäude räumen und alle übrigen Zivilpersonen mit der Anweisung in Sicherheit bringen lassen, sie sollten nur das Nötigste mitnehmen. Die Haushälterin, very british, entschied sich für das Portrait der Königin und eine Flasche Gin. Die Briten mussten ihren Widerstand schließlich aufgeben, nachdem rasch klar war, dass sie einer Übermacht gegenüberstanden. Sir Rex warf sich daraufhin in seine Galauniform, ging zum Hafen und forderte den Befehlshaber der Invasionsstreitkräfte auf, die Falklands zu räumen:
„You have landed unlawfully on British territory and I order you to remove yourself and your troops forthwith.“ - BBC
Natürlich dachten die Argentinier nicht daran sich einem militärisch unterlegenen Vertreter einer abgehalfterten Weltmacht zu ergeben, Galauniform hin oder her.
Nun hätte das sterbende Empire wohl unter Protesten die Annexion der Falklands hingenommen, wäre nicht Margret Thatcher Premierministerin gewesen. Man kann sich fragen, ob ihr entschiedenes Vorgehen ein Resultat ihrer miserablen Umfragewerte zu jener Zeit oder ihres Charakters war, wahrscheinlich wohl eine Mischung aus beidem. Die Briten schickten jedenfalls alles, was von der Royal Navy noch übrig geblieben war in den Südatlantik und requirierten sogar Passagierschiffe als Truppentransporter. Nachdem sämtliche Vermittlungsversuche der USA gescheitert waren, begannen die Briten am 1. Mai alle argentinischen Einheiten innerhalb einer 200 Seemeilenzone rund um die besetzten Inselgruppen anzugreifen. Als erstes wurde das unbesiedelte Südgeorgien befreit. Die Argentinier zogen insgesamt über 12.000 Mann auf den Falklandinseln zusammen. In Folge der Gefechte schossen die Briten mehrere argentinische Kampfflugzeuge ab und versenkten schließlich am 2. Mai das Schlachtschiff General Belgrano. Am 4. Mai wurde der Zerstörer HMS Sheffield durch ein argentinisches Flugzeug so stark beschädigt, dass er aufgegeben werden musste und schließlich am 10. Mai sank. In Folge gelingt es den Briten Brückenköpfe auf den Inseln zu errichten und letztlich am 14. Juni Port Stanley einzunehmen. Im Laufe des Krieges fallen insgesamt 258 britische und 649 argentinische Soldaten.
Die Militärjunta in Buenos Aires stürzte in den Tagen nach dem Kriegsende, die Haltung der Argentinier im Bezug auf die Falklands hat sich aber bis heute nicht geändert. Mit Großbritannien nahm man erst 1990 wieder diplomatische Beziehungen auf, ohne den rechtlichen Status der Inselgruppe zu klären.
Der Konflikt ist auch ein klassischer Widerstreit zweier fundamentaler Prinzipien des Völkerrechtes: Jenem der territorialen Unversehrtheit und dem des Selbstbestimmungsrechtes der Völker. Wie andernorts auch (zum Beispiel im Falle Bergkarabachs) beruft sich die eine Seite, hier Argentinien, darauf, dass ein ursprünglich ihr zurechenbares Territorium durch eine fremde Macht besetzt und besiedelt wurde. Die andere Seite argumentiert, dass auf den Inseln keine Argentinier leben und sich die ansässige Bevölkerung stets für einen Verbleib beim Vereinigten Königreich ausgesprochen habe.
Nun wäre man geneigt zu befinden, dass sich die Argentinier nicht so zieren sollen: Schließlich haben sie vor 30 Jahren unprovoziert die Falkland Inseln militärisch besetzt, obwohl ihre territorialen Ansprüche bereits seit 1833 quasi zwangsweise ruhendgestellt waren. Ich muss zugeben, dass auch ich dieser Ansicht nahe stehe. Andererseits hat aber auch Argentinien ein gewichtiges Argument auf seiner Seite, das sich in seiner Schwere durch ein weiteres Fallbeispiel konkretisieren lässt: Ist die völkerrechtswidrige Besetzung und Besiedelung von Teilen des Westjordanlandes durch Israel in 150 Jahren ebenso saniert wie die Einnahme der Falklands durch die Briten?
Zugegeben, so prekär wie im Nahen Osten ist die Lage im Südatlantik nun auch wieder nicht und schließlich können auch die Briten sich auf eine frühere Besiedelung berufen. Doch die britische Vergabe von Borkonzessionen an Öl- und Gasfirmen, um die Bodenschätze auszubeuten, die seit geraumer Zeit vor der Inselgruppe vermutet werden, sorgt nun für neuen Zündstoff. Die Argentinier haben die Mitgliedsstaaten des lateinamerikanischen Wirtschaftspaktes Mercosur dazu gebracht, dass Schiffe, die die Flagge der Flaklandinseln führen, nicht länger die Häfen der Vertragspartner anlaufen dürfen. Die Briten reagierten darauf mit einem diplomatischen Trommelfeuer.
Dass die Region neuerlich in einen Krieg schlittert ist zwar unwahrscheinlich, die ständigen Querelen zwischen den Streitparteien belasten jedoch mittlerweile auch die europäisch-südamerikanischen Beziehungen. Vielleicht kehrt in absehbarer Zeit bei allen wieder Vernunft ein und man begiebt sich auf friedliche Konfliktlösungswege. Es gäbe einen Ort, an dem man die Sache friedlich beilegen könnte, doch in Zeiten von markigen Sprüchen und patriotischen Proklamationen fährt man leider nur mehr selten dahin: Den Haag.
Die Militärjunta in Buenos Aires stürzte in den Tagen nach dem Kriegsende, die Haltung der Argentinier im Bezug auf die Falklands hat sich aber bis heute nicht geändert. Mit Großbritannien nahm man erst 1990 wieder diplomatische Beziehungen auf, ohne den rechtlichen Status der Inselgruppe zu klären.
Der Konflikt ist auch ein klassischer Widerstreit zweier fundamentaler Prinzipien des Völkerrechtes: Jenem der territorialen Unversehrtheit und dem des Selbstbestimmungsrechtes der Völker. Wie andernorts auch (zum Beispiel im Falle Bergkarabachs) beruft sich die eine Seite, hier Argentinien, darauf, dass ein ursprünglich ihr zurechenbares Territorium durch eine fremde Macht besetzt und besiedelt wurde. Die andere Seite argumentiert, dass auf den Inseln keine Argentinier leben und sich die ansässige Bevölkerung stets für einen Verbleib beim Vereinigten Königreich ausgesprochen habe.
Nun wäre man geneigt zu befinden, dass sich die Argentinier nicht so zieren sollen: Schließlich haben sie vor 30 Jahren unprovoziert die Falkland Inseln militärisch besetzt, obwohl ihre territorialen Ansprüche bereits seit 1833 quasi zwangsweise ruhendgestellt waren. Ich muss zugeben, dass auch ich dieser Ansicht nahe stehe. Andererseits hat aber auch Argentinien ein gewichtiges Argument auf seiner Seite, das sich in seiner Schwere durch ein weiteres Fallbeispiel konkretisieren lässt: Ist die völkerrechtswidrige Besetzung und Besiedelung von Teilen des Westjordanlandes durch Israel in 150 Jahren ebenso saniert wie die Einnahme der Falklands durch die Briten?
Zugegeben, so prekär wie im Nahen Osten ist die Lage im Südatlantik nun auch wieder nicht und schließlich können auch die Briten sich auf eine frühere Besiedelung berufen. Doch die britische Vergabe von Borkonzessionen an Öl- und Gasfirmen, um die Bodenschätze auszubeuten, die seit geraumer Zeit vor der Inselgruppe vermutet werden, sorgt nun für neuen Zündstoff. Die Argentinier haben die Mitgliedsstaaten des lateinamerikanischen Wirtschaftspaktes Mercosur dazu gebracht, dass Schiffe, die die Flagge der Flaklandinseln führen, nicht länger die Häfen der Vertragspartner anlaufen dürfen. Die Briten reagierten darauf mit einem diplomatischen Trommelfeuer.
Dass die Region neuerlich in einen Krieg schlittert ist zwar unwahrscheinlich, die ständigen Querelen zwischen den Streitparteien belasten jedoch mittlerweile auch die europäisch-südamerikanischen Beziehungen. Vielleicht kehrt in absehbarer Zeit bei allen wieder Vernunft ein und man begiebt sich auf friedliche Konfliktlösungswege. Es gäbe einen Ort, an dem man die Sache friedlich beilegen könnte, doch in Zeiten von markigen Sprüchen und patriotischen Proklamationen fährt man leider nur mehr selten dahin: Den Haag.
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