Liebe
Leser, wie jedes Jahr wird auch heuer in der Vorweihnachtszeit ein
täglicher Blogeintrag das Warten auf die Konsumorgie des Jahres
verkürzen. Sollten Sie solange nicht warten wollen, können Sie
selbstverständlich parallel auch auf die Adventkalender der vergangenen
beiden Jahre zurückgreifen (2010, 2011). Das diesjährige Generalthema beschäftigt sich, nach Skandinavien (2010)
und Skandalen (2011), mit politischen Verrücktheiten beziehungsweise
beschränkten, verrückten und retardierten Persönlichkeiten und
Begebenheiten aus Gegenwart und Geschichte. Wiederum fühle ich mich
bemüßigt darauf hinzuweisen, dass dieser Adventkalender nicht in Potsdam
verlegt wird und daher ohne Fugen-s auskommt. In diesem Sinne wünsche
ich Ihnen allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit!
_____________________________24. Dezember - Heiligabend
Gaddafis Weihnachtsgrüße
© Österreichisches Staatsarchiv |
Tagesthema 2011: Weihnachtsskandale, Tagesthema 2010: Skandinavische Weihnachten
Wussten Sie schon?
1. Dezember
Der
eigentlich nicht ganz so gute Kaiser Franz war neben Napoleon mit einem
weiteren schweren Los geschlagen: Seine Söhne waren Idioten, der
Thronfolger davon leider der größte. Vielleicht war der Grund, dass
Franz und seine Frau zweifach Cousin und Cousine waren, wer weiß. Der
älteste Spross Ferdinand litt jedenfalls unter Epilepsie und einem
Wasserkopf, war schwerfällig und brauchte Wochen und Monate um die
einfachsten Dinge wie Stiegensteigen oder das einschenken von Wasser zu
lernen. Entsprechend war nach dem Tod des Vaters seine Regierungszeit
eher kurios denn glorios. Hinter Ferdinand stand in wirklichkeit ein
Kronrat mit Fürst Metternich an der Spitze. Der Kaiser selbst war
praktisch regierungsunfähig. Sein Beiname „der Gütige“ kam nicht von
ungefähr. Ferdinand war fast grenzenlos gutmütig und bereit jedem alles
zu gewähren. Nur manchmal ging mit ihm das Temperament durch. Legendär
ist der von ihm überlieferte Spruch:
„I bin der Kaiser und i will Knödel!“
Während
der Revolution von 1848 erwiesen sich seine beschränkten geistigen
Fähigkeiten als fatal. Auf den Ausbruch einer Revolte in einer der
östlichsten Bezirke soll er mit dem Ausspruch „I hob goa ned gwusst,
dass des mir g'hört“ reagiert haben. Seine Bemerkung zur Revolution der
Bürger insgesammt war angeblich: „Ja dürfen's denn des?“ Um die Stimmung auszuloten, schickten ihn seine Verwandten mit der
Kutsche auf die revolutionäre Straße. Ferdinand fürchtete sich so, dass
er sich davor die Kommunion spenden ließ. Das Volk jubelte ihm
unerwarteter Weise zu, der Kaiser versprach den Leuten dafür alles
Mögliche. Der im
Volksmund als Gütinand der Fertige bezeichnete Monarch machte
schließlich für seinen erst 18jährigen Neffen Franz Joseph mit den
Worten „Gott segne dich, sei brav, es ist gern geschehen.“ Platz. Ganz
so verrückt wie oft dargestellt dürfte Ferdinand aber doch nicht gewesen
sein. Immerhin erwirtschaftete er in seiner „Pension“ mit der
Landwirtschaft ein kleines Vermögen. Und zumindest ein geistreicher
Ausspruch ist auch von ihm überliefert. Als sein Nachfolger 1866 den
Krieg gegen die Preußen verlor, soll er nur gemeint haben:
„Des hätt i a no zammbrocht.“Tagesthema 2011: Die Kirche und das liebe Geld, Tagesthema 2010: Dänischer Humor
Wussten Sie schon?
In Srinagar in Kaschmir wird von Hindus, Budhisten und Muslimen das
angebliche Grab Jesu verehrt, der die Kreuzigung überlebt haben und auf
den indischen Subkontinent ausgewandert sein soll.
2. Dezember - 1. Adventsonntag
Christina Kirchners durchgeknallter Staatssekretär
Guillermo
Moreno ist Handelsstaatssekretär und einer der mächtigsten Männer im
Kabinett von Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Fernandéz de
Kirchner. Wer in Argentinien wirtschaftlich Fuß fassen will, kommt an
ihm nicht vorbei. Er hat festgelegt, dass jedes Unternehmen so viel
exportieren wie importieren muss. Daraus ergeben sich mitunter nicht nur
wirtschaftliche Schwierigkeiten, sondern auch merkwürdige Lösungen:
„Das Unternehmen Juki, das Kawasaki-Motorräder importiert und verkauft, muss jetzt zum Ausgleich Wein und Traubensaftkonzentrat in Länder wie die Ukraine ausführen. Eine Firma, die Musikinstrumente importiert, verschifft jetzt auch Kichererbsen in den Nahen Osten.“ The Wall Street Journal
Sein
persönliches Verhalten ist dabei ebenso unorthodox, wie seine
politischen Methoden. Als die Regierung Kirchner versuchte missliebige
Zeitungen abzudrehen, in dem sie deren Papierproduzenten unter
Zwangsverwaltung stellte, tauchte Moreno zur Aufsichtsratssitzung mit
Boxhandschuhen auf. Gegen einen Anwalt soll er sogar handgreiflich
geworden sein. Mittlerweile trägt er den Beinamen „el loco“, der
Verrückte. Er ließ die Telefone interner Kritiker anzapfen und schmiss
den Chef des nationale Statistikamtes aus seinem Büro, weil er mit ihm
nicht einer Meinung war, was die Infaltionsrate betraf. Vor
ausländischen Unternehmern zückt er in seinem Büro schon mal einen
Revolver, um seine Position zu unterstreichen. Einem legte er sogar
nahe, er solle beim nächsten Treffen seine Frau mitbringen, weil es ihm
sonst fad werde immer nur ihn zu... So ein Mann ist Guillermo Moreno.
Tagesthema 2011: Peers, Commons und der Sex, Tagesthema 2010: Norwegens Küste
Wussten Sie schon?
Am
29. April 1990 lehnte es die Landsgemeinde des Schweizer Kantons
Appenzell Innerrhoden im Verhältnis 6:4 ab, den Frauen das Stimmrecht
zuzuerkennen. Es musste in diesem Kanton schließlich gerichtlich
erkämpft werden.
3. Dezember
Der Kärntner Amwehrkampf gegen das Münzwesen
Es
ist eine Binsenweisheit und hinlänglich bekannt, dass in Kärnten
manches anders ist. Das treibt erfahrungsgemäß mitunter recht seltsame
Blüten. So scheint es die Kärntner Landepolitik insbesondere auch auf
das numismatische Gewerbe abgesehen zu haben. Als Slowenien mit 1.
Jänner 2007 den Euro einführte, war die Aufregung in Österreichs
südlichstem Bundesland groß, hatten es die von der anderen
Karawankenseite doch gewagt, ein demoliertes Kapitel einer römischen
Säule auf ihre 2-Cent-Münzen zu prägen. Überall sonst in der Welt wäre
man diesem Umstand wohl mit Gleichmut entgegengetreten, nicht so in
Kärnten. Immerhin handelt es sich dabei nicht um ein beliebiges Stück
Sandstein, sondern um den Kärntner Fürstenstein. Auf ihm wurden die
karanthanischen Herzöge inthronisiert. Dass sich früher schon slawische
Fürsten draufgesetzt hatten, tut nichts zur Sache. Der heimtückische
Kulturgüterklau der Slowenen erregte die Kärntner Gemüter nachhaltig.
Das BZÖ nannte die Münzgestaltung „eine ungeheuerliche Anmaßung Sloweniens“. Der Nachbar nehme damit „eine weitere Verschärfung in der ohnehin sensiblen Kärntner Minderheitenfrage bewusst in Kauf“. Der
slowenische Staatspräsident fuhr zur Gemütsberuhigung nach Klagenfurt.
Man habe keine Ansprüche gegen Kärntner Gebiet und auch keine
großslowenischen Ambitionen. Kurt Scheuch stellte daraufhin öffentlich
die Frage, ob der Präsident „Salz im Kopf“ habe. Für die damals noch
orangen Freiheitlichen war klar, „dass Kärntner
Symbole den Kärntnern gehören und es in der Ortstafelfrage zu keiner
Entscheidung über die Köpfe der Bevölkerung kommen“ dürfe.
Landeshauptmann Haider ließ den Fürstenstein schließlich aus dem
Landesmuseum holen und im Landhaus aufstellen, um politisch sein Revier
zu markieren. Zusätzlich findet sich das römische Relikt seitdem auf dem
Briefpapier des Landes Kärnten.
© Münze Österreich AG |
Die 2-Cent-Geschichte kühlte mit der Zeit
ab und in Kärnten hätte zumindest numismatischer Frieden einziehen
können, hätte die Münze Österreich nicht 2011 eine Bundesländerserie mit
10-Euro-Silbermünzen aufgelegt. Eine Seite darf jeweils ein Schüler aus
dem Bundesland entwerfen. Die Ergebnisse sind ganz nett, die Umsetzung
akkurat. Alle hatten ihre Freude, bis Kärnten an der Reihe war. Der
Siegesentwurf stammte von einem Zehnjährigen aus einer zweisprachigen
Schule. Auf dem Revers der Münze stand „Kärnten“ und „Koroška“.
Landesrat Dobernig lacierte eine APA-Meldung:
„Laut einem Bericht der Kronen Zeitung gibt die Münzprägstätte der Republik Österreich morgen, Mittwoch, eine 10-Euro-Münze heraus, auf welcher Kärnten zu 'Koroska' wird. Für Dobernig ist das eine ungeheuerliche Vorgehensweise.“
Es werde dadurch der Eindruck
erweckt, dass ganz Kärnten zweisprachig
sei. Das wolle aber die überwiegende Mehrheit der
Kärntner nicht. So eine Vorgehensweise sei man von Slowenien
gewohnt, aber nicht von österreichischer Seite. Die Nationalbank müsse
bei ihrer Tochterfirma hart durchgreifen. Dobernig verlangte ernstlich,
dass „die Münze Österreich AG die
10-Euro-Münze nicht in Verkehr bringen und in Zukunft derartige
Vorfälle durch strengere interne Kontrollen vermeiden“ müsse. Weil der
Entwurf aus einer Schule kam, sei außerdem die Rolle der
Unterrichtsministerin zu hinterfragen. Die ÖVP warf Dobernig vor, damit
„politisches Kleingeld“ machen zu wollen. Auch in der Sache kalmierten
sich später die Gemüter. Die Münze ist nach wie vor legales
Zahlungsmittel. Gott sei Dank sind die Steirer und die Wiener nicht so
empfindlich, immerhin sind auf der slowenischen 20-Cent-Münze Lipizzaner
abgebildet.
Tagesthema 2011: Immer Ärger mit dem Reisepass, Tagesthema 2010: Karl XIV. Johann
Wussten Sie schon?
An
den jährlichen sogenannten „Scheißtagen“ mussten Knechte früher die
beim Abortbesuch verplämperte Dienstzeit unentgeltlich wieder
einarbeiten.
4. Dezember
Johanna die Wahnsinnige
Laut Hausgesetz kann jedes Mitglied der Familie Liechtenstein gegen die
Eheschließung eines anderen Einspruch erheben. Über die Zulässigkeit
entscheidet der Fürst.
5. Dezember
4. Dezember
Johanna die Wahnsinnige
Johanna
von Kastilien war in mehrerlei Hinsicht kein Regelmaß für ihre Zeit.
Zunächst verdankte sie ihre Königswürde der damals typisch hohen
Sterberate. Ihr thronfolgeberechtigter Bruder segnete das Zeitliche,
dessen schwangere Frau erlitt eine Totgeburt. Die nächste Schwester auf
der Liste starb bei der Geburt, der ebenda geborene Neffe wurde nur acht
Jahre alt. Damit war Johanna an der Reihe, wurde Thronfolgerin von
Kastilien und überlebte. Wahnsinnig wurde sie allerdings nicht durch die
Politik, sondern - wie so viele - durch die Ehe. Sie liebte ihren Mann
Philipp den Schönen abgöttisch, wiederum außergewöhnlich genug für die
Epoche der Heiratspolitik. Ihre sechs Kinder waren außerdem gesund und
erreichten überdies alle das Erwachsenenalter. Die Ehe hätte also
eigentlich überaus glücklich verlaufen können, wäre Philipp nicht ein
Fan des damals so populären Federballspiels gewesen. Angeblich soll er
nach einem Match erhitzt ein Glas kaltes Wasser hinuntergestürzt und
kurz darauf Fieber bekommen haben, dem er bald erlag. Anderen Quellen
zufolge starb er an Typhus. Sicher ist nur: Philipp war tot und seine
Frau kam nicht darüber hinweg. Sie soll den Sarg des Verschiedenen
längere Zeit umlagert und nicht herausgegeben haben, weil sie seinen Tod
nicht akzeptieren konnte. Schließlich steckte man Johanna in ein
Kloster, einerseits um eine Geisteskranke loszuwerden - nach moderner
Vermutung litt sie unter Depressionen, möglicherweise gepaart mit
Schizophrenie - andererseits um sich ihre Herrschaftsrechte als Königin
von Kastilien, León und Aragon unter den Nagel reißen zu können.
Die Kinder Philipps des Schönen und Johannas der Wahnsinnigen waren weder wahnsinnig schön, noch schön wahnsinnig, dafür aber relativ erfolgreich. Ihre ältesten Söhne Karl V. und Ferdinand I. waren beide römische Kaiser, im Reich des ersteren ging die Sonne bekanntlich nie unter. Johanna selbst blieb zwar bis zum Ende ihres Lebens geistig umnachtet, wurde aber immerhin 75 Jahre alt. Auch dahingehend eine Ausnahme für die damalige Zeit.
Tagesthema 2011: Hochprozentige Politik, Tagesthema 2010: Das schwedische Exil
Wussten Sie schon?
Die Kinder Philipps des Schönen und Johannas der Wahnsinnigen waren weder wahnsinnig schön, noch schön wahnsinnig, dafür aber relativ erfolgreich. Ihre ältesten Söhne Karl V. und Ferdinand I. waren beide römische Kaiser, im Reich des ersteren ging die Sonne bekanntlich nie unter. Johanna selbst blieb zwar bis zum Ende ihres Lebens geistig umnachtet, wurde aber immerhin 75 Jahre alt. Auch dahingehend eine Ausnahme für die damalige Zeit.
Tagesthema 2011: Hochprozentige Politik, Tagesthema 2010: Das schwedische Exil
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5. Dezember
Kommissarische Reichsverblödung
Eigentlich
war das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ja selber schuld. Hätte
es nicht so altklug alle Staatstheorien von Jellinek aufwärts in ein
Urteil gepackt, wären Deutschland vielleicht ein paar Spinner mehr
erspart geblieben. Das Gericht aber verkündete 1973:
„Das Deutsche Reich existiert fort ..., besitzt nach wie vor Rechtsfähigkeit, ist allerdings als Gesamtstaat mangels Organisation, insbesondere mangels institutionalisierter Organe selbst nicht handlungsfähig.“
Das BVG philosophierte zwar weiter, dass die
BRD mit dem Deutschen Reich als Staat identisch sei, aber das Malheur
war schon geschehen. Der ehemalige Bahnbedienstete Wolfgang Ebel
deutete die Sache anders. Er hatte seinen Job verloren und brauchte eine
neue Beschäftigung: Warum nicht Reichskanzler? Das Deutsche Reich sei
nicht untergegangen, so dieser und viele Spinner nach ihm. Folgerichtig
habe er, Ebel, Reichsbahnbediensteter i. R., das Recht das Reich zu
vertreten. Er gründete also eine sogenannte „Kommissarische
Reichsregierung“, viele andere sollten folgen. Sie geben
„Reichsführerscheine“ und „Reichsbaubewilligungen“ heraus, damit lässt
sich etwas Geld in die leeren Amtskassen spülen. Um das Ganze
durchzustehen, bedarf es nicht nur eines mangelhaften Realitätssinns,
sondern auch einer ordentlichen Portion Querulantismus. Wer die
Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennt, muss natürlich weder
Steuern, noch Parkgebühren bezahlen. Wolfgang Ebl jedenfalls sagte dem
Spiegel, er müsse täglich „gegen die Behörden, die immer noch in dem
krankhaften Wahn leben, die Bundesrepublik sei ein souveräner
Staat“ kämpfen. Dass die Idee früher oder später von der rechten Szene
gekapert werden würde, war klar. Mehrere „Sachwalter des Deutschen
Reiches“ standen in der Folge wegen Volksverhetzung vor deutschen
Gerichten. Andere spinnen ihre Regierungsfantasien weiter. Als man von
„Reichskanzler“ Ebel zuletzt hörte, freute der sich jedenfalls über die
amtliche Adressierung seines, von der Bundesanwaltschaft ausgestellten,
Leumundszeugnisses:
„Deutsches Reich, komm. Regierung, Der Reichskanzler, provisorischer Amtssitz, 14163 Berlin-Zehlendorf“
Tagesthema 2011: Der Staatsbesucht, ein Fettnapffluch, Tagesthema 2010: Das Kreuz des Nordens
Wussten Sie schon?
Sowohl der Iran, als auch Griechenland entlassen ihre Staatsangehörigen niemals aus der Staatsbürgerschaft, womit sie also auch auf Wunsch des Betroffenen nicht zurückgelegt werden kann.
Wussten Sie schon?
Sowohl der Iran, als auch Griechenland entlassen ihre Staatsangehörigen niemals aus der Staatsbürgerschaft, womit sie also auch auf Wunsch des Betroffenen nicht zurückgelegt werden kann.
6. Dezember - Nikolaustag
Norton I. Kaiser der Vereinigten Staaten und Protektor von Mexiko
Joshua
Norton war arm und schuld waren der Hunger in China und nicht zuletzt
der Peruanische Reis. Hätten die Chinesen nicht die Ausfuhr des
Getreides wege der Mangelernährung der eigenen Bevölkerung verboten und
hätte sich Mr. Norton aus San Francisco nicht entschlossen die
expoldierenden Reispreise mit einer Investition in eine peruanische
Lieferung auszunutzen und wäre der Preis dann nicht wieder eingebrochen,
dann hätten die USA vielleicht niemals einen Kaiser bekommen. Ob aus
purer Not oder persönlicher Exzentizität: Der havarierte Reishändler
proklamierte sich daher 1859 zum Kaiser der Vereinigten Staaten, später
auch noch zum Protektor Mexikos.
In der Folge befahl
der Kaiser von seiner Residenz in San Francisco aus dem Kongress sich
aufzulösen. Als dieser nicht hören wollte, befahl er der Armee, das
Parlament in Washington auseinanderzutreiben. Doch auch die Streitkräfte
dessertierten. Um die maroden Staatsfinanzen, bzw. die eigene Apanage
aufzubessern, gab Norton I. sogar Geldscheine aus, die auf heutigen
Auktionen gute Preise erzielen. Überhaupt entwickelte sich der
Möchtegernmonarch bal zu einer beliebten Figur im öffentlichen Leben der
Westküstenmetropole. Die Zeitungen berichteten ausführlich über siene
„kaiserlichen Erlässe“ und einen Streit mit Frederick Coombs, der sich
für die Reinkarnation George Washingtons hielt. Nachdem man den Kaiser
sogar kurzfristig verhaftet hatte, um ihn in eine Anstalt einzuweisen,
protestierte die Öffentlichkeit so vehement, dass man ihn kurz darauf
wieder auf freien Fuß setzte. Der Herrscher starb schließlich 1880 und
wurde unter der Anteilnahme tausender Bürger bestattet. Auf dem
Grabstein steht:
„Norton I, Emperor of the United States and Protector of Mexico“
Tagesthema 2011: Einführung in den Wahlbetrug, Tagesthema 2010: Norwegen und der Walfang
Wussten Sie schon?
Neben jenen der katholischen und koptischen Kirchen, gibt es derzeit
mindestens acht Gegenpäpste schismatischer katholischer Sekten, darunter
David Bawden, der sich von seinen Eltern, sich selbst und drei weiteren Personen zu Papst Michael I. wählen ließ.
7. Dezember
Stalins Allüren
Was
kaum jemand über Stalin weiß: Er schrieb Gedichte und arbeitete bei den
Rothschilds. Was die meisten wissen: Er war unfassbar paranoid. Das mag
aus der Zeit stammen, in der er für den revolutionären Untergrund
vermeintliche oder tatsächliche Agenten der Ochrana umlegte, neuere
Forschungen vermuten aber zum Teil auch medizinische Indikationen.
Stalin litt an Arteriosklerose, was - so meinen manche - seine Paranoia
noch verstärkt haben könnte. Jedenfalls litten nicht nur die Millionen
Menschen, die seine Herrschaft das Leben kostete, sondern auch die Leute
in seiner unmittelbaren Umgebung unter ihm und seinen mörderischen
Allüren. Ob er seine recht kritische Frau liquidieren ließ, ist bis
heute nicht ganz klar. Selbst seiner Tochter drohte er einmal an, sie
beseitigen zu lassen. Als sein Sohn einen Selbstmordversuch verübte,
soll sein Kommentar „Er kann nicht einmal richtig schießen.“ gewesen
sein. Nur vor seiner Mutter hatte der Despot irgendwie Spuntes. Einmal
soll er sie gefragt haben, warum sie ihn in seiner Kindert so oft
geschlagen habe, sie meinte angeblich nur, das sei der Grund, warum er
so gut geraten sei. Stalin war den schönen Künsten in besonderer Weise
zugetan. Er mochte Mozart und Jazz. Einmal hörte er ein Mozart-Stück im
Radio, hatte aber den Anfang verpasst. Er ordnete daher an, man solle
ihm die Aufnahme am nächsten Tag in den Kreml bringen. Leider Gottes war
das Stück live eingespielt worden, eine Aufnahme gab es nicht. Daher
wurden in der Nacht nochmals alle Musiker des Orchesters versammelt, die
nun erneut für das Band spielen mussten, das Stalin am nächsten Morgen
zu hören bekam.
Der Generalissimus war außerdem ein Fan des Kinos. Während seiner Herrschaftszeit kommissionierte er praktisch jeden Film, der in der Sowjetunion entstand. Hin und wieder ließ er einen Regisseur erschießen. Ein Drehbuchautor wurde eingesperrt, weil sich Stalins Tochter in ihn verliebt hatte. Stalin mochte die Filme mit John Wayne, der aber war Antikommunist. Der Sowjet-Führer ordnete deshalb seine Eliminierung an. Tatsächlich machten sich KGB-Agenten nach Kalifornien auf. Waynes Glück war es, dass Stalin starb und Chruschtschow die Mordanweisung zurückzog. Als einmal ein Film über ihn selbst gedreht werden sollte, hatte Stalin den Schauspieler, dem seine Rolle zugedacht war, zum Essen eingeladen. „Wie werden Sie Stalin spielen?“ fragte der Diktator den Darsteller. „So wie alle ihn sehen.“ antwortete dieser. „Die richtige Antwort“ sagte Stalin.
Der Generalissimus war außerdem ein Fan des Kinos. Während seiner Herrschaftszeit kommissionierte er praktisch jeden Film, der in der Sowjetunion entstand. Hin und wieder ließ er einen Regisseur erschießen. Ein Drehbuchautor wurde eingesperrt, weil sich Stalins Tochter in ihn verliebt hatte. Stalin mochte die Filme mit John Wayne, der aber war Antikommunist. Der Sowjet-Führer ordnete deshalb seine Eliminierung an. Tatsächlich machten sich KGB-Agenten nach Kalifornien auf. Waynes Glück war es, dass Stalin starb und Chruschtschow die Mordanweisung zurückzog. Als einmal ein Film über ihn selbst gedreht werden sollte, hatte Stalin den Schauspieler, dem seine Rolle zugedacht war, zum Essen eingeladen. „Wie werden Sie Stalin spielen?“ fragte der Diktator den Darsteller. „So wie alle ihn sehen.“ antwortete dieser. „Die richtige Antwort“ sagte Stalin.
„Man kann nicht zugleich Mörder und Genius sein. Einerlei, welche Motive Stalin leiteten, die Hinrichtung Tausender war ein fürchterliches Verbrechen.“ Nikita Chruschtschow
Tagesthema 2011: Vom Verrat und den Verrätern,
Tagesthema 2010: Norwegen und das Öl
Wussten Sie schon?
Tagesthema 2010: Norwegen und das Öl
Wussten Sie schon?
Adolf
Lu Hitler Marak wurde von seinen Eltern aufgrund dessen Berühmtheit
nach dem NS-Diktator benannt und ist Kongressabgeordneter im indischen
Bundesstaat Meghalaya.
8. Dezember
Das strafrechtliche Nachleben toter Päpste
Stephan VI. wollte unbedingt Papst bleiben. Sein Problem war, dass er zuvor Bischof von Porto gewesen war, die allermeisten Päpste zuvor aus dem römischen Klerus gestammt hatten und der Wechsel eines Bischofs in ein anderes Bistum nur unter bestimmten Umständen zulässig war. Da Stephan aber nun Bischof von Rom, aka Papst, zu sein pflegte, gab es Zweifel an der Rechtmäßigkeit seines Pontifikats. Seine Strategie war einfach: Zum Bischof von Porto hatte ihn sein Vorvorgänger auf dem Stuhle Petri, Papst Formosus, ernannt. Wenn man diesen quasi rückwirkend beseitigen könnte, wäre er nie rechtmäßig Bischof von Porto gewesen und könnte so problemlos Bischof von Rom geworden sein. Die gefinkelte Rechtsansicht hatte eben nur den Haken, dass Formosus tot war, was Stephan aber nicht weiter zu stören schien. Er ließ den Leichnam des Pontifex exhumieren, auf einen Thron setzen und den Prozess machen. Man klagte ihn wegen allerhand Vorgänge an, unter anderem wegen angeblichen Eidbruchs, sprach ihn schuldig, hackte ihm den Schwurfinger ab, verscharrte ihn auf einem Armenfriedhof, grub ihn dann doch wieder aus und warf ihn in den Tiber. Der Prozess dürfte keine allzu angenehme Angelegenheit gewesen sein, zumal Formosus zum Zeitpunkt der Eröffnung des Verfahrens erst neun Monate tot war.
Das dürfte auch der Grund sein, warum Philipp IV. von Frankreich 1310 beim Totenprozess gegen seinen verschiedenen Erzrivalen Papst Bonifatius VIII. nicht auf dessen körperliche Anwesenheit bestand. Die Anklage lautete mehr oder minder auf Häresie. Bonifatius habe unter anderem behauptet das Christentum haben genauso seine Fehler wie andere Religionen und auch in diesen stecke Wahrheit. Außerdem sei er der Meinung gewesen Sex aus Lust sei so wenig verwerflich wie Händewaschen und es gebe weder Himmel noch Hölle im Jenseits. So sympathisch diese Aussagen heute auf manche wirken mögen, damals waren sie Ausdruck schlimmsten Ketzertums. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Bonifatius - auch wenn er Hedonist gewesen sein mag - die ihm vorgeworfenen Äußerungen nie getätigt hat. Der Prozess verlief schließlich auch im Sande. Für allfällige weitere Verfahren gegen tote Päpste spricht immerhin ein tatsächlich überliefertes Zitat des Pontifex:
9. Dezember - 2. Adventsonntag
Der Wahnsinn mit der Bombe
Das strafrechtliche Nachleben toter Päpste
Stephan VI. wollte unbedingt Papst bleiben. Sein Problem war, dass er zuvor Bischof von Porto gewesen war, die allermeisten Päpste zuvor aus dem römischen Klerus gestammt hatten und der Wechsel eines Bischofs in ein anderes Bistum nur unter bestimmten Umständen zulässig war. Da Stephan aber nun Bischof von Rom, aka Papst, zu sein pflegte, gab es Zweifel an der Rechtmäßigkeit seines Pontifikats. Seine Strategie war einfach: Zum Bischof von Porto hatte ihn sein Vorvorgänger auf dem Stuhle Petri, Papst Formosus, ernannt. Wenn man diesen quasi rückwirkend beseitigen könnte, wäre er nie rechtmäßig Bischof von Porto gewesen und könnte so problemlos Bischof von Rom geworden sein. Die gefinkelte Rechtsansicht hatte eben nur den Haken, dass Formosus tot war, was Stephan aber nicht weiter zu stören schien. Er ließ den Leichnam des Pontifex exhumieren, auf einen Thron setzen und den Prozess machen. Man klagte ihn wegen allerhand Vorgänge an, unter anderem wegen angeblichen Eidbruchs, sprach ihn schuldig, hackte ihm den Schwurfinger ab, verscharrte ihn auf einem Armenfriedhof, grub ihn dann doch wieder aus und warf ihn in den Tiber. Der Prozess dürfte keine allzu angenehme Angelegenheit gewesen sein, zumal Formosus zum Zeitpunkt der Eröffnung des Verfahrens erst neun Monate tot war.
Das dürfte auch der Grund sein, warum Philipp IV. von Frankreich 1310 beim Totenprozess gegen seinen verschiedenen Erzrivalen Papst Bonifatius VIII. nicht auf dessen körperliche Anwesenheit bestand. Die Anklage lautete mehr oder minder auf Häresie. Bonifatius habe unter anderem behauptet das Christentum haben genauso seine Fehler wie andere Religionen und auch in diesen stecke Wahrheit. Außerdem sei er der Meinung gewesen Sex aus Lust sei so wenig verwerflich wie Händewaschen und es gebe weder Himmel noch Hölle im Jenseits. So sympathisch diese Aussagen heute auf manche wirken mögen, damals waren sie Ausdruck schlimmsten Ketzertums. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Bonifatius - auch wenn er Hedonist gewesen sein mag - die ihm vorgeworfenen Äußerungen nie getätigt hat. Der Prozess verlief schließlich auch im Sande. Für allfällige weitere Verfahren gegen tote Päpste spricht immerhin ein tatsächlich überliefertes Zitat des Pontifex:
„Wer schweigt, scheint zuzustimmen.“Tagesthema 2011: Wasser und Wein, Tagesthema 2010: Der Krieg der Hüte
Wussten Sie schon?
Die
ersten drei Bundespräsidenten der II. Republik Renner, Körner und
Schärf wurden nicht auf dem Gebiet des heutigen Österreich sondern in
Mähren oder Ungarn geboren.9. Dezember - 2. Adventsonntag
Der Wahnsinn mit der Bombe
Wie sehr
ultimative Macht auch ultimative Gefahr mit sich bringen kann, zeigt das
Beispiel der Atombombe. Nach ihrer fatalen Erprobung in Japan meinte
einige US-Militärs die Bombe zur konventionellen Waffe machen zu können.
General Douglas MacArthur drängte Präsident Truman im Koreakrieg
dermaßen auf den Einsatz der Massenvernichtungswaffe und auf eine
Ausdehnung des Konflikts gegen China, dass der Oberbefehlshaber ihn
entließ. Die öffentliche Stimmung in den USA war daraufhin dermaßen für
den General und gegen den Präsidenten eingenommen, dass manche
politische Beobachter eine ernsthafte Putschgefahr sahen.
Doch damit nicht genug: Die Amerikaner planten nach dem Schock über den Start des Sputnik-Satelliten - ebenso wie später die Sowjets - Atomwaffen auf dem Mond zur Explosion zu bringen. Das Projekt „A119“ hatte das simple Ziel die öffentliche Moral zu heben. Man verzichtete schließlich, weil die Detonation aufgrund der mangelnden Atmosphäre zu gering ausgefallen wäre. Die Atomwaffe lockte natürlich so manchen Nachahmungstäter. Dass aber auch die Schweiz eine Zeitlang den Bau von Nuklearwaffen anpeilte, ist relativ unbekannt. Man gab über 600 Millionen Franken aus, kaufte Uran in Kanada, baute einen Schwerwasserreaktor, erwarb Atomwaffenfähige Kampfbomber mit Moskau-Reichweite und ließ die Möglichkeit für Atomwaffentests unter den Alpen ausloten. Allein, die Sache wurde aufgrund politischer Widerstände letztendlich nicht realisiert. Die Schweiz beendete ihre Bomben-Pläne jedoch erst 1988 endgültig. Einen Ex-Angestellten des Zürcher Patentamtes hätt's sicherlich gefreut:
Wussten Sie schon?
Der
weißrussische Autokrat Alexander Lukaschenko reagierte auf Vorwürfe des
deutschen Außenministers Guido Westerwelle mit der Aussage: „Ich sage
mir, besser Diktator sein als schwul.“Doch damit nicht genug: Die Amerikaner planten nach dem Schock über den Start des Sputnik-Satelliten - ebenso wie später die Sowjets - Atomwaffen auf dem Mond zur Explosion zu bringen. Das Projekt „A119“ hatte das simple Ziel die öffentliche Moral zu heben. Man verzichtete schließlich, weil die Detonation aufgrund der mangelnden Atmosphäre zu gering ausgefallen wäre. Die Atomwaffe lockte natürlich so manchen Nachahmungstäter. Dass aber auch die Schweiz eine Zeitlang den Bau von Nuklearwaffen anpeilte, ist relativ unbekannt. Man gab über 600 Millionen Franken aus, kaufte Uran in Kanada, baute einen Schwerwasserreaktor, erwarb Atomwaffenfähige Kampfbomber mit Moskau-Reichweite und ließ die Möglichkeit für Atomwaffentests unter den Alpen ausloten. Allein, die Sache wurde aufgrund politischer Widerstände letztendlich nicht realisiert. Die Schweiz beendete ihre Bomben-Pläne jedoch erst 1988 endgültig. Einen Ex-Angestellten des Zürcher Patentamtes hätt's sicherlich gefreut:
„Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen.“ Albert EinsteinTagesthema 2011: Es bleibt in der Familie, Tagesthema 2010: Die Wikinger
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10. Dezember
Carl Schmitt und der Naturrechtswahn
Carl Schmitt war ein antipositivistisches Ekel.
Zugegeben, für seine Geisteskrankheit, die ihn gegen Lebensende befiel, ist er
weniger bekannt, als für seine Rechts„wissenschaftlichen“ Theoreme, aber auch die sind keinen Deut weniger verrückt. In den
20er- und 30erjahren des letzten Jahrhunderts lieferte sich der Deutsche
zahlreiche Debatten mit Hans Kelsen, zum Beispiel über die Frage, wer der Hüter
der Verfassung sein solle. Während dieser die Rolle bei einem
Verfassungsgericht angesiedelt sah, erblickte Schmitt ihn in einem starken
Staatsoberhaupt. Trotz aller Differenzen setzte sich Kelsen schließlich für
Schmitts Berufung nach Köln ein, wo er selbst eine Zeit lang lehrte.
Als
die
Nazis Kelsen, der jüdische Eltern hatte, aus dem Lehramt entfernten,
protestierten alle Rechtsprofessoren der Universität, mit einer
Ausnahme:
Schmitt. Der machte, angespornt von seinem metaphysischen
Naturrechtsverständnis, in der NS-Zeit munter Karriere. Im
Ermächtigungsgesetz
sah er die Quelle einer neuen Legitimität, die Nürnberger Rassegesetze
nannte
er „Verfassung der Freiheit“, zusätzlich veröffentlichte er Artikel wie
„Der Führer schützt das Recht.“ Nach dem Krieg behauptete er, er sei nie
Anhänger des Nationalsozialismus, sondern vielmehr ein „Aufhalter des
Antichristen“ gewesen. Er lehnte seine Entnazifizierung ab, zog sich in
eine
weinerliche Verteidigungshaltung zurück und blieb geächtet. Im Alter
wurde
Schmitt, der bereits früher Anzeichen von Paranoia gezeigt hatte, völlig
geisteskrank. Er fürchtete sich vor Wellen und elektronischen Wanzen
und mischte
dies alles in sein ohnehin schon ausreichend skurriles
Rechtsverständnis. Zuletzt
meinte er, Souverän sei, wer über die Wellen des Raumes verfüge.
„Zur Demokratie gehört als notwendig erstens Homogenität und zweitens - nötigenfalls - die Ausscheidung und Vernichtung des Heterogenen.“ Carl Schmitt
Tagesthema 2011: Österreichische Bauskandale, Tagesthema 2010: Der hohe Norden und das liebe Geld
Wussten Sie schon?
Der
in Lübeck geborene Herbert Frahm wählte seinen Decknamen während des
Zweiten Weltkrieges vermutlich nach der Schiffsausrüsterfirma „William
Brandt Wwe“ und ließ sich 1949 offiziell als Willy Brandt registrieren.
11. Dezember
Aufstieg und Fall des Ronald Schill
Ronald Barnabas Schill, besser bekannt unter dem Titel „Richter Gnadenlos“ hatte in seiner Amtszeit in Hamburg mit strengen Urteilen auf sich aufmerksam gemacht, kam in die „Bildzeitung“, forderte strengere Gesetze und gründete schließlich eine politische Partei. So fangen viele Quereinsteigergeschichten an und viele enden fast ebenso zerrüttet und realitätsentfremdet wie jene von Richter Schill und seiner „Partei Rechtsstaatlicher Offensive“. Zunächst gelang 2001 der Einzug in die Hamburger Bürgerschaft, dem Landtag der Hansestadt. Schill kam auf Anhieb auf fast 20% und ging mit CDU und FDP eine Koalition ein. Eine Anklage wegen Rechtsbeugung im Richteramt und die Folgen einer schrillen bis jenseitigen Wutrede im Deutschen Bundestag überstand er unbeschadet, seiner Popularität tat dies keinen Abbruch. Als Innensenator machte er sich beliebt, indem er hunderte neuer Polizisten einstellte. Schill war auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt.
Von nun an ging's bergab. Das NDR Fernsehmagazin „Panorama“ veröffentlichte 2002 einen Bericht, in dem Schill unter Berufung auf einen Zeugen als Kokainkonsument geoutet wurde, wogegen Schill mit gerichtlichen Verfügungen und Strafandrohungen vorging. Die „Bild“ stellte sich zunächst hinter ihn, kaufte aber später selbst ein Video, in dem der Innensenator nicht nur Kokain konsumierte, sondern dies auch zugab. Als auch noch einem Schill-Mitarbeiter verbotene Nebentätigkeiten vorgeworfen wurden, stellte ihn der Erste Bürgermeister Ole von Beust zur Rede. Schill, dessen Lebensgefährtin selbst in seiner Parlamentsfraktion saß, drehte völlig durch und drohte von Beust damit, nicht nur dessen Homosexualität öffentlich zu machen, sondern auch zu behaupten, er habe eine Affäre mit dem gleichfalls schwulen Justizsenator und diesen nur deshalb berufen. Von Beust entließ Schill umgehend. Dieser wurde aus seiner eigenen Partei ausgeschlossen, gründete eine Splittergruppe und schaffte die 5%-Hürde bei der nächsten Wahl nicht mehr. Der Ex-Richter wanderte schließlich nach Brasilien aus, wo er eine Zeit lang unauffindbar war. Einer Anhörung vor einem hamburgischen Untersuchungsausschuss stellte er sich 2007 erst nach der Androhung, man werde ihm sonst seine Pension kürzen. 2012 machte er noch einmal kurz Schlagzeilen, als ihm vorgeworfen wurde, in einem Swingerklub - wie „Die Welt“ berichtete - Frau „Doro aus Niedersachsen, im Beisein ihres Mannes Tom angefasst“ zu haben. Zu hoffen steht, dass er in Hinkunft zumindest die Finger von der Politik lässt.
Tagesthema 2011: Peinliche Briefe, Tagesthema 2010: Der König in Nybergsund
12. Dezember
Mad King George III.
König George III. hatte Porphyrinurie, eine Stoffwechselkrankheit, aber das wusste niemand. Als der König daher zunächst kürzere, dann längere geistige Aussetzer bekam, waren seine Ärzte ratlos. Von neurologischen Folgen von Stoffwechselstörungen hatte noch nie jemand etwas gehört, der König musste also geisteskrank sein. Immerhin sprach er mit Toten oder nicht anwesenden Personen, schwankte von einem Delirium ins nächste und redete solange, dass er Schaum vor dem Mund bekam und heiser wurde. Im Volk verbreitete sich das Gerücht, der Herrscher habe einen Baum für den König von Preußen gehalten und versucht ihm den Ast zu schütteln. Die Sache dauerte an, der Prince of Wales musste als Regent eingesetzte werden. Wider Erwarten genas George nach einiger Zeit jedoch scheinbar völlig und nahm seine Amtsgeschäfte wieder auf. Der König erfreute sich seiner ursprünglichen Beliebtheit. Auch wenn er die amrikanischen Kolonien verloren hatte, so galt er doch als bescheiden und treu. Seine Frau gebar ihm 15 Kinder, angeblich nannten sich die beiden „Mr. und Mrs. King“. Milde durch seine eigene Schwäche, begnadigte George III. in den folgenden Jahren gleich drei Geisteskranke, die Attentate auf ihn verübt hatten. Margaret Nicholson hielt sich für die wahre Königin und wollte den Monarchen mit einem Dessertmesser erstechen, John Frith glaubte er sei der Apostel Paulus und schmiss einen Stein nach der königlichen Kutsche und James Hadfield wollte George erschießen, um die Wiederkehr Christi zu ermöglichen. Als er im Theater auf seine Majestät feuerte, sprach er ihn auch noch fälschlich mit „königliche Hoheit“ an und schrie „I like you very well, you are a good fellow.“ Der König war sowohl vom Attentatsversuch, als auch von der Vorstellung nur mittelmäßig beeindruckt und schlief während der Pause des Stücks ein.
Gegen Ende seines Lebens kehrten die Anfälle Georges III. wieder. Erneut wurde die Regentschaft beschlossen, der König redete einmal 58 Stunden ununterbrochen und starb wenige Tage später im Alter von 81 Jahren. Seine vermeintliche Geisteskrankheit hatte den positiven Nebeneffekt, dass sich die Versorgung psychisch Kranker im Vereinigten Königreich erheblich verbesserte. Die Porphyrinurie wiederum zieht im europäischen Hochadel weiterhin ihre Kreise, verursacht aber ob ihrer Behandelbarkeit hauptsächlich nur noch Hautausschläge und Sonnenunverträglichkeiten. In Abgeschwächter Form hat George III. sie auch an seine Ururururenkelin Elizabeth II. vererbt.
Der Jesuitenorden war in der Schweiz bis 1973 verboten.
13. Dezember
L. Ron Hubbard
Man kennt Lafayette Ronald Hubbard als Science-Fiction-Autor und als den Gründer von Scientology und man kennt Scientology als Sekte mit einem außergewöhnlich großen Anwaltsteam. Schon alleine deshalb möchte ich eingangs darauf hinweisen, dass bereits das US-Militär bei Hubbard einen „Verdacht auf Geistesgestörtheit“ feststellte und diese Darlegung keines falls nur von meiner verklagbaren Wenigkeit geteilt wird. Allein die Tatsache, dass er eine Psychosekte gegründet hat - wobei Scientology bekanntlich seit Jahrzehnten einen regelrechten Krieg gegen die Psychologie führt und den Begriff daher wenig schätzen dürfte - reicht allerdings für das Prädikat „geistig gestört“ noch nicht aus. Er könnte ja wie Bhagwan einfach nur ein bisschen gaga und ordentlich größenwahnsinnig gewesen sein. Auch die Aussage, man könne Menschen nur kontrollieren wenn man sie belüge, deutet eher auf einen charismatischen Ausbeuter, denn auf einen Wahnsinnigen hin.
Aber Hubbard, den ein Richter einmal einen pathologischen Lügner und gierigen Egoisten nannte, erforschte mit Hilfe des von ihm erfundenen Wunderwerkzeugs E-Meter unter anderem auch das Schmerzempfinden von Tomaten. Der Versuch endete mit der Feststellung, dass Paradeiser schreien, wenn man sie in Scheiben schneidet. Dass Hubbard daraufhin Frutarier geworden wäre, ist nicht bekannt. Außerdem war er in späteren Lebensjahren von einer gewissen Paranoia befallen, Scientology sei von Feinden infiltriert worden. Mitglieder wurden deshalb Befragungen unterzogen, in denen sie nicht nur beantworten mussten ob sie jemals negative Gedanken über den Sektengründer gehabt hätten, sondern auch, ob sie in früheren Leben Kulturen vernichtet oder mit schlechten Absichten auf die Erde gekommen waren. Man ging sogar so weit in der „Operation Schneewittchen“ mehrere US-Behörden zu unterwandern, zu verwanzen und Dokumente zu stehlen. Der Plan dazu stammte von Hubbard, dass er in die Tat umgesetzt wurde, war angeblich nie seine Absicht. Immerhin war er ausreichend bei Verstand um rechtzeitig seinen Brotberuf zu wechseln.
14. Dezember
Die Strauße des geliebten Führers
15. Dezember
Der wahnsinnige Karl und ein flammender Polterabend
Karl VI. von Frankreich war ein armer Tropf. Sein Vater starb bevor er volljährig war, der von seinen Onkeln gebildete Regentschaftsrat plünderte das Land hemmungslos aus. Als der König dann selbst die Macht übernahm, zeigten sich Ansätze einer Geisteskrankheit. Während eines Feldzuges 1392 drehte er durch, sah sich von Feinden umgeben und erschlug zumindest einen vielleicht auch mehrere seiner Gefolgsleute. Ein Jahr später erlitt er einen Rückfall, erkannte seine Frau nicht und hatte seinen eigenen Namen und die Tatsache, dass er König war vergessen. Als im selben Jahr die Hochzeit einer Hofdame der Königin anstand, wollten sich Karl und fünf seiner Freunde beim Polterabend als „wilde Männer“ verkleiden und so die Hofgesellschaft erschrecken. Sie schmierten sich Teer auf Gesicht und Körper, bedeckten diesen mit Federn und ketteten sich aneinander. Als ein neugieriger Gast mit einer Fackel nachsehen wollte, wer die Scherzbolde seien, entzündeten sich deren Kostüme. Die Herzogin von Berry, die Tante des Königs, reagierte sofort und warf sich mit Rock und Unterkleid auf ihren Neffen, womit sie die Flammen erstickte und ihm so das Leben rettete. Ein Weiterer der Kostümierten konnte sich von der Kette, die sie alle verband, befreien und in ein Weinfass springen. Die vier anderen verbrannten grausam bei lebendigem Leib. Der Vorfall ging als „Bal des Ardents“ („Ball der Verbrannten“) in die Geschichte ein.
Die Katastrophe löste Empörung unter der Pariser Bevölkerung aus, die den Onkeln des Königs die Schuld daran gab, den Herrscher einer solchen Gefahr ausgesetzt zu haben. Darüber hinaus hatte die Kirche die Abhaltung von Polterabenden verboten. Der Brandunfall galt daher auch als Ausdruck eines Sittenverfalls bei Hofe. Karl selbst verfiel danach immer mehr in seinen zuvor bereits angeschlagenen Geisteszustand. Obwohl er lucida intervalla hatte, in denen er bei klarem Verstand war, besserte sich seine psychische Konstitution bis zu seinem Lebensende nicht mehr. Er rannte durch die Residenz, und erkannte jeden Diener aber seine eigene Familie nicht. 1405 weigerte er sich fünf Monate lang sich zu waschen oder die Kleider zu wechseln. Zeitweise glaubte der König sogar, er sei aus Glas und versuchte sich zu schützen, um nicht zu zerbrechen. Seine Unfähigkeit zu regieren stürzte Frankreich schließlich in eine Periode von Aufständen und Bürgerkriegen.
Englisch wurde 1362 anstelle von Französisch die offizielle Amtssprache in England.
16. Dezember - 3. Adventsonntag
Verrückte Benennungen
Calvin Coolidge war der Amtsvorgänger von Herbert Hoover als Präsident der Vereinigten Staaten und zählt sicherlich nicht zu den bekanntesten Vertretern dieser Gattung. Er übernahm das Amt als Vizepräsident, nachdem sein Vorgänger Warren G. Harding verstorben war, und wurde von seinem eigenen Vater, einem Friedensrichter, im Urlaub angelobt. Nach Coolidge wurden ein Damm, ein Kreuzfahrtschiff und eine Kleinstadt in Arizona benannt, womit er sich ebenso wenig von seinen Vorgängern abhob, wie durch seine Amtsführung. Aber immerhin ist er der einzige US-Präsident nach dem ein sexualwissenschaftliches Theorem benannt wurde. Angeblich sollen der Präsident und seine Frau einmal eine Hühnerfarm besucht haben und Mrs. Coolidge zeigte sich erstaunt über die Tatsache, dass es nur einen Hahn gebe, worauf man ihr erklärt habe, dieser begatte seine Hennen mehrmals täglich. Die Antwort der Präsidentengattin sei „Erzählen Sie das mal meinem Mann.“ gewesen. Dieser wiederum habe gefragt, ob der Hahn immer dieselbe Henne besteige, als dies verneint wurde war die angebliche Antwort Coolidges: „Erzählen Sie das mal meiner Frau.“ Der sogenannte Coolifge-Effekt beschreibt daher den wachsenden Widerwillen eines Männchens, immer nur mit demselben Weibchen zu verkehren.
Mehr als dieser Effekt leidet ein augenloser Laufkäfer aus Slowenien unter seinem Namen. Er heißt „Anophthalmus hitleri“, wurde von einem deutschen Käfersammler mit politisch einschlägiger Gesinnung nach dem damaligen Reichskanzler benannt und ist mittlerweile bedroht, weil er - allein aufgrund seines Namens - in ebenfalls sehr einschlägigen Kreisen als begehrtes Sammlerobjekt gilt. Besser hat es da ein Vetter aus Costa Rica, der wegen seiner stämmigen Vorderläufe „Agra schwarzeneggeri“ heißt. Ob die Seeschnecke „Bursina borisbeckeri“ ebenfalls eine markante Eigenschaft mit ihrem Namensgeber teilt ist nicht bekannt. Zumindest ist nicht überliefert, dass Schnecken besonders treue Tiere wären. Die Ameisenart „Pheidole harrisonfordi“ wurde hingegen aufgrund dessen Verdienste um den Artenschutz nach dem Schauspieler benannt. Alle bislang Genannten haben es aber um einiges besser getroffen, als Johanna Baade, die Ehefrau des Astronomen Walter Baade. Ihr Mann benannte einen Asteroiden nach ihrem Kosenamen „(966) Muschi“.
Tagesthema 2011: Beleidigungsaffären, Tagesthema 2010: Skandinavien und die Sprache
11. Dezember
Aufstieg und Fall des Ronald Schill
Ronald Barnabas Schill, besser bekannt unter dem Titel „Richter Gnadenlos“ hatte in seiner Amtszeit in Hamburg mit strengen Urteilen auf sich aufmerksam gemacht, kam in die „Bildzeitung“, forderte strengere Gesetze und gründete schließlich eine politische Partei. So fangen viele Quereinsteigergeschichten an und viele enden fast ebenso zerrüttet und realitätsentfremdet wie jene von Richter Schill und seiner „Partei Rechtsstaatlicher Offensive“. Zunächst gelang 2001 der Einzug in die Hamburger Bürgerschaft, dem Landtag der Hansestadt. Schill kam auf Anhieb auf fast 20% und ging mit CDU und FDP eine Koalition ein. Eine Anklage wegen Rechtsbeugung im Richteramt und die Folgen einer schrillen bis jenseitigen Wutrede im Deutschen Bundestag überstand er unbeschadet, seiner Popularität tat dies keinen Abbruch. Als Innensenator machte er sich beliebt, indem er hunderte neuer Polizisten einstellte. Schill war auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt.
Von nun an ging's bergab. Das NDR Fernsehmagazin „Panorama“ veröffentlichte 2002 einen Bericht, in dem Schill unter Berufung auf einen Zeugen als Kokainkonsument geoutet wurde, wogegen Schill mit gerichtlichen Verfügungen und Strafandrohungen vorging. Die „Bild“ stellte sich zunächst hinter ihn, kaufte aber später selbst ein Video, in dem der Innensenator nicht nur Kokain konsumierte, sondern dies auch zugab. Als auch noch einem Schill-Mitarbeiter verbotene Nebentätigkeiten vorgeworfen wurden, stellte ihn der Erste Bürgermeister Ole von Beust zur Rede. Schill, dessen Lebensgefährtin selbst in seiner Parlamentsfraktion saß, drehte völlig durch und drohte von Beust damit, nicht nur dessen Homosexualität öffentlich zu machen, sondern auch zu behaupten, er habe eine Affäre mit dem gleichfalls schwulen Justizsenator und diesen nur deshalb berufen. Von Beust entließ Schill umgehend. Dieser wurde aus seiner eigenen Partei ausgeschlossen, gründete eine Splittergruppe und schaffte die 5%-Hürde bei der nächsten Wahl nicht mehr. Der Ex-Richter wanderte schließlich nach Brasilien aus, wo er eine Zeit lang unauffindbar war. Einer Anhörung vor einem hamburgischen Untersuchungsausschuss stellte er sich 2007 erst nach der Androhung, man werde ihm sonst seine Pension kürzen. 2012 machte er noch einmal kurz Schlagzeilen, als ihm vorgeworfen wurde, in einem Swingerklub - wie „Die Welt“ berichtete - Frau „Doro aus Niedersachsen, im Beisein ihres Mannes Tom angefasst“ zu haben. Zu hoffen steht, dass er in Hinkunft zumindest die Finger von der Politik lässt.
Tagesthema 2011: Peinliche Briefe, Tagesthema 2010: Der König in Nybergsund
Wussten Sie schon?
Bei
den Habsburgern war es üblich, die künftigen Herrscher in einem Beruf
auszubilden. Joseph II. war Tischler, Franz II./I. und Ferdinand I.
Gärtner und Kaiser Franz Joseph war gelernter Buchdrucker.12. Dezember
Mad King George III.
König George III. hatte Porphyrinurie, eine Stoffwechselkrankheit, aber das wusste niemand. Als der König daher zunächst kürzere, dann längere geistige Aussetzer bekam, waren seine Ärzte ratlos. Von neurologischen Folgen von Stoffwechselstörungen hatte noch nie jemand etwas gehört, der König musste also geisteskrank sein. Immerhin sprach er mit Toten oder nicht anwesenden Personen, schwankte von einem Delirium ins nächste und redete solange, dass er Schaum vor dem Mund bekam und heiser wurde. Im Volk verbreitete sich das Gerücht, der Herrscher habe einen Baum für den König von Preußen gehalten und versucht ihm den Ast zu schütteln. Die Sache dauerte an, der Prince of Wales musste als Regent eingesetzte werden. Wider Erwarten genas George nach einiger Zeit jedoch scheinbar völlig und nahm seine Amtsgeschäfte wieder auf. Der König erfreute sich seiner ursprünglichen Beliebtheit. Auch wenn er die amrikanischen Kolonien verloren hatte, so galt er doch als bescheiden und treu. Seine Frau gebar ihm 15 Kinder, angeblich nannten sich die beiden „Mr. und Mrs. King“. Milde durch seine eigene Schwäche, begnadigte George III. in den folgenden Jahren gleich drei Geisteskranke, die Attentate auf ihn verübt hatten. Margaret Nicholson hielt sich für die wahre Königin und wollte den Monarchen mit einem Dessertmesser erstechen, John Frith glaubte er sei der Apostel Paulus und schmiss einen Stein nach der königlichen Kutsche und James Hadfield wollte George erschießen, um die Wiederkehr Christi zu ermöglichen. Als er im Theater auf seine Majestät feuerte, sprach er ihn auch noch fälschlich mit „königliche Hoheit“ an und schrie „I like you very well, you are a good fellow.“ Der König war sowohl vom Attentatsversuch, als auch von der Vorstellung nur mittelmäßig beeindruckt und schlief während der Pause des Stücks ein.
Gegen Ende seines Lebens kehrten die Anfälle Georges III. wieder. Erneut wurde die Regentschaft beschlossen, der König redete einmal 58 Stunden ununterbrochen und starb wenige Tage später im Alter von 81 Jahren. Seine vermeintliche Geisteskrankheit hatte den positiven Nebeneffekt, dass sich die Versorgung psychisch Kranker im Vereinigten Königreich erheblich verbesserte. Die Porphyrinurie wiederum zieht im europäischen Hochadel weiterhin ihre Kreise, verursacht aber ob ihrer Behandelbarkeit hauptsächlich nur noch Hautausschläge und Sonnenunverträglichkeiten. In Abgeschwächter Form hat George III. sie auch an seine Ururururenkelin Elizabeth II. vererbt.
Der Jesuitenorden war in der Schweiz bis 1973 verboten.
13. Dezember
L. Ron Hubbard
Man kennt Lafayette Ronald Hubbard als Science-Fiction-Autor und als den Gründer von Scientology und man kennt Scientology als Sekte mit einem außergewöhnlich großen Anwaltsteam. Schon alleine deshalb möchte ich eingangs darauf hinweisen, dass bereits das US-Militär bei Hubbard einen „Verdacht auf Geistesgestörtheit“ feststellte und diese Darlegung keines falls nur von meiner verklagbaren Wenigkeit geteilt wird. Allein die Tatsache, dass er eine Psychosekte gegründet hat - wobei Scientology bekanntlich seit Jahrzehnten einen regelrechten Krieg gegen die Psychologie führt und den Begriff daher wenig schätzen dürfte - reicht allerdings für das Prädikat „geistig gestört“ noch nicht aus. Er könnte ja wie Bhagwan einfach nur ein bisschen gaga und ordentlich größenwahnsinnig gewesen sein. Auch die Aussage, man könne Menschen nur kontrollieren wenn man sie belüge, deutet eher auf einen charismatischen Ausbeuter, denn auf einen Wahnsinnigen hin.
Aber Hubbard, den ein Richter einmal einen pathologischen Lügner und gierigen Egoisten nannte, erforschte mit Hilfe des von ihm erfundenen Wunderwerkzeugs E-Meter unter anderem auch das Schmerzempfinden von Tomaten. Der Versuch endete mit der Feststellung, dass Paradeiser schreien, wenn man sie in Scheiben schneidet. Dass Hubbard daraufhin Frutarier geworden wäre, ist nicht bekannt. Außerdem war er in späteren Lebensjahren von einer gewissen Paranoia befallen, Scientology sei von Feinden infiltriert worden. Mitglieder wurden deshalb Befragungen unterzogen, in denen sie nicht nur beantworten mussten ob sie jemals negative Gedanken über den Sektengründer gehabt hätten, sondern auch, ob sie in früheren Leben Kulturen vernichtet oder mit schlechten Absichten auf die Erde gekommen waren. Man ging sogar so weit in der „Operation Schneewittchen“ mehrere US-Behörden zu unterwandern, zu verwanzen und Dokumente zu stehlen. Der Plan dazu stammte von Hubbard, dass er in die Tat umgesetzt wurde, war angeblich nie seine Absicht. Immerhin war er ausreichend bei Verstand um rechtzeitig seinen Brotberuf zu wechseln.
„You don't get rich writing science fiction. If you want to get rich, you start a religion.“ L. Ron HubbardDie Spanische Verfassung wurde am 27. Dezember 1978 vom König unterzeichnet, trat jedoch erst zwei Tage später in Kraft, weil der 28. Dezember, als spanische Äquivalent zum 1. April, ein Scherztag ist.
14. Dezember
Die Strauße des geliebten Führers
Der
geliebte Führer, das Genie des 21. Jahrhunderts, ist nicht mehr. Der
Stern Koreas ist verblasst, aber sein Vermächtnis leuchtet weiter in
unseren Herzen. War bei Kim Jong Ils Geburt über dem Berg Paektusan noch ein
Regenbogen erschienen, so weite um sein Dahinscheiden ein Kranich. Die
Welt trauert mit ihm auch um den größten Seifenkistenrennfahrer und
besten Golfspieler aller Zeiten, der bei seinem ersten Spiel gleich elf
hole in ones hintereinander erzielte. Doch die von ihm komponierten
Opern und gedrehten Filme („Meer des Blutes“ und „Der unsterbliche
Soldat“) werden uns die freundlichen Erinnerungen an ihn bewahren. Dankbar sind sein Volk
und die Menschheit auch dafür, dass er den negativen Einfluss der Mona
Lisa erkannte und uns so vor dem unheimlichen Blick dieses monströsen
Gemäldes warnte. Trauernd vermissen wir auch seine Fähigkeit, mit seinem
Gemütszustand das Wetter zu kontrollieren. Sein Genius, der ihn schon
im Alter von drei Wochen befähigte zu laufen und ihn mit acht Wochen
sprechen ließ, rechtfertigte es auch, dass jedes Reiskorn, das man ihm
servierte, zuvor auf seine Perfektion hin überprüft wurde. Einer der
letzten genialischen Einfälle des (1,65 m) großen Kim Jong Il war es,
nachdem die Zucht von ostdeutschen Riesenkaninchen leider gescheitert
war, Nordkorea zu einem führenden Straußenland zu machen. Weil die
klimatischen Gegebenheiten diesen Plan nicht begünstigten, ließ der
Generalissimus die Strauße vorausschauend mit Pullovern ausstatten.
Allein dafür bleibt er unvergessen.
Tagesthema 2011: Skandalöse Suizide, Tagesthema 2010: Die Dänen sind schuld
Wussten Sie schon?
Der amerikanische Ingenieur Thomas Midgley, der Erfinder des verbleiten Benzins, entwickelte später auch das Kühlmittel FCKW.Tagesthema 2011: Skandalöse Suizide, Tagesthema 2010: Die Dänen sind schuld
Wussten Sie schon?
15. Dezember
Der wahnsinnige Karl und ein flammender Polterabend
Karl VI. von Frankreich war ein armer Tropf. Sein Vater starb bevor er volljährig war, der von seinen Onkeln gebildete Regentschaftsrat plünderte das Land hemmungslos aus. Als der König dann selbst die Macht übernahm, zeigten sich Ansätze einer Geisteskrankheit. Während eines Feldzuges 1392 drehte er durch, sah sich von Feinden umgeben und erschlug zumindest einen vielleicht auch mehrere seiner Gefolgsleute. Ein Jahr später erlitt er einen Rückfall, erkannte seine Frau nicht und hatte seinen eigenen Namen und die Tatsache, dass er König war vergessen. Als im selben Jahr die Hochzeit einer Hofdame der Königin anstand, wollten sich Karl und fünf seiner Freunde beim Polterabend als „wilde Männer“ verkleiden und so die Hofgesellschaft erschrecken. Sie schmierten sich Teer auf Gesicht und Körper, bedeckten diesen mit Federn und ketteten sich aneinander. Als ein neugieriger Gast mit einer Fackel nachsehen wollte, wer die Scherzbolde seien, entzündeten sich deren Kostüme. Die Herzogin von Berry, die Tante des Königs, reagierte sofort und warf sich mit Rock und Unterkleid auf ihren Neffen, womit sie die Flammen erstickte und ihm so das Leben rettete. Ein Weiterer der Kostümierten konnte sich von der Kette, die sie alle verband, befreien und in ein Weinfass springen. Die vier anderen verbrannten grausam bei lebendigem Leib. Der Vorfall ging als „Bal des Ardents“ („Ball der Verbrannten“) in die Geschichte ein.
Die Katastrophe löste Empörung unter der Pariser Bevölkerung aus, die den Onkeln des Königs die Schuld daran gab, den Herrscher einer solchen Gefahr ausgesetzt zu haben. Darüber hinaus hatte die Kirche die Abhaltung von Polterabenden verboten. Der Brandunfall galt daher auch als Ausdruck eines Sittenverfalls bei Hofe. Karl selbst verfiel danach immer mehr in seinen zuvor bereits angeschlagenen Geisteszustand. Obwohl er lucida intervalla hatte, in denen er bei klarem Verstand war, besserte sich seine psychische Konstitution bis zu seinem Lebensende nicht mehr. Er rannte durch die Residenz, und erkannte jeden Diener aber seine eigene Familie nicht. 1405 weigerte er sich fünf Monate lang sich zu waschen oder die Kleider zu wechseln. Zeitweise glaubte der König sogar, er sei aus Glas und versuchte sich zu schützen, um nicht zu zerbrechen. Seine Unfähigkeit zu regieren stürzte Frankreich schließlich in eine Periode von Aufständen und Bürgerkriegen.
Englisch wurde 1362 anstelle von Französisch die offizielle Amtssprache in England.
16. Dezember - 3. Adventsonntag
Verrückte Benennungen
Calvin Coolidge war der Amtsvorgänger von Herbert Hoover als Präsident der Vereinigten Staaten und zählt sicherlich nicht zu den bekanntesten Vertretern dieser Gattung. Er übernahm das Amt als Vizepräsident, nachdem sein Vorgänger Warren G. Harding verstorben war, und wurde von seinem eigenen Vater, einem Friedensrichter, im Urlaub angelobt. Nach Coolidge wurden ein Damm, ein Kreuzfahrtschiff und eine Kleinstadt in Arizona benannt, womit er sich ebenso wenig von seinen Vorgängern abhob, wie durch seine Amtsführung. Aber immerhin ist er der einzige US-Präsident nach dem ein sexualwissenschaftliches Theorem benannt wurde. Angeblich sollen der Präsident und seine Frau einmal eine Hühnerfarm besucht haben und Mrs. Coolidge zeigte sich erstaunt über die Tatsache, dass es nur einen Hahn gebe, worauf man ihr erklärt habe, dieser begatte seine Hennen mehrmals täglich. Die Antwort der Präsidentengattin sei „Erzählen Sie das mal meinem Mann.“ gewesen. Dieser wiederum habe gefragt, ob der Hahn immer dieselbe Henne besteige, als dies verneint wurde war die angebliche Antwort Coolidges: „Erzählen Sie das mal meiner Frau.“ Der sogenannte Coolifge-Effekt beschreibt daher den wachsenden Widerwillen eines Männchens, immer nur mit demselben Weibchen zu verkehren.
Mehr als dieser Effekt leidet ein augenloser Laufkäfer aus Slowenien unter seinem Namen. Er heißt „Anophthalmus hitleri“, wurde von einem deutschen Käfersammler mit politisch einschlägiger Gesinnung nach dem damaligen Reichskanzler benannt und ist mittlerweile bedroht, weil er - allein aufgrund seines Namens - in ebenfalls sehr einschlägigen Kreisen als begehrtes Sammlerobjekt gilt. Besser hat es da ein Vetter aus Costa Rica, der wegen seiner stämmigen Vorderläufe „Agra schwarzeneggeri“ heißt. Ob die Seeschnecke „Bursina borisbeckeri“ ebenfalls eine markante Eigenschaft mit ihrem Namensgeber teilt ist nicht bekannt. Zumindest ist nicht überliefert, dass Schnecken besonders treue Tiere wären. Die Ameisenart „Pheidole harrisonfordi“ wurde hingegen aufgrund dessen Verdienste um den Artenschutz nach dem Schauspieler benannt. Alle bislang Genannten haben es aber um einiges besser getroffen, als Johanna Baade, die Ehefrau des Astronomen Walter Baade. Ihr Mann benannte einen Asteroiden nach ihrem Kosenamen „(966) Muschi“.
Tagesthema 2011: Beleidigungsaffären, Tagesthema 2010: Skandinavien und die Sprache
Wussten Sie schon?
Belgien hat zwei zwischen Wallonie und Flandern getrennte Hitparaden.
17. Dezember
Idi Amin - Herr über alle Kreaturen
Wenn sich jemand zeitweise Exzellenz, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall und „Lord of All the Beasts of the Earth and Fishes of the Seas and Conqueror of the British Empire in Africa in General and Uganda in Particular and Professor for Geography“ nennt, braucht man keinen Rohrschachtest mehr, um ihm Größenwahn zu attestieren. Wenn jemand Viehdiebe zum Reden bringt, indem er acht von ihnen die Genitalien abhackt, bis der Neunte auspackt, bleiben keine Zweifel mehr an seiner Brutalität und Skrupellosigkeit. Der Mann, der sich so nannte und der dies tat war Idi Amin. In der Geschichte Afrikas ist dieser Mensch der Inbegriff des brutalen Despoten, dem höchstens noch Bokassa gleichrangig ist, der sich in der Zentralafrikanischen Republik zum Kaiser ausrufen und Menschen aus dem Flugzeug werfen lässt. Amin selbst macht zunächst Karriere in den Truppen seiner Majestät. Er ist einer von zwei Schwarzen, die in der britischen Kolonie Uganda zu Offizieren ernannt werden.
Nach der Unabhängigkeit bringt er es bis zum Oberst und führt schließlich einen erfolgreichen Putsch an. Binnen weniger Tage eliminiert er praktisch die gesamte Intelligenzija des Staates. Den ehemaligen Außenminister findet man zerstückelt an den Ufern des Victoriasees. Dörfer, die die bisherigen Machthaber unterstützt haben, werden ausgelöscht. Der Erzbischof von Uganda protestiert, Amin lässt in liquidieren. Doch damit beginnt die Terrorherrschaft erst. Idi Amins Weg wird von vielen Leichen gepflastert, am Ende werden es über 300.000 sein. Zeitweise lässt er so viele Menschen den Krokodilen vorwerfen, dass der Kraftwerksbetreiber an einem Stausee Leute abstellen muss, um die Leichen zu entfernen, sie würden sonst die Turbinen verstopfen. In den Gefängnissen müssen sich die Häftlinge mit Vorschlaghammern gegenseitig töten, die Überlebenden essen die Besiegten. Währenddessen hat Amin zwei Flugzeuge abgestellt, die mehrmals wöchentlich nach London pendeln um dort Luxusgüter zu laden. Als ihm die Israelis die Lieferung von Kampfflugzeugen verweigern, will der Diktator eine Hitler-Statue aufstellen lassen. Die Sowjets überzeugen ihn, dass das keine gute Idee sei. Später hilft er den Palästinensern ein Flugzeug voller Israelis nach Uganda zu entführen. Jerusalem schickt Spezialkräfte, die die Entführten befreien und den Gutteil der ugandischen Luftwaffe eliminieren. Ist Amin unzufrieden, muss jemand dran glauben. Seine zweite Frau wird zerstückelt. Man näht ihr die Körperteile verkehrt herum wieder an. Der Despot zeigt die Tote so seinen Kindern. Erst nachdem er versucht hatte Tansania zu erobern, wurde Amin 1979 endlich abgesetzt, floh über Libyen und den Irak nach Saudi-Arabien lebte dort in Wohlstand und starb 2003. Gerechtigkeit ist so relativ.
18. Dezember
George Tupou V.
Der König von Tonga war nicht wirklich verrückt, nur etwas exzentrisch. Bevor er den Thron bestieg galt der damalige Kronprinz als Playboy. Kurz erregte er Aufsehen, als er das Erbgut seiner Untertanen an eine australische Biotechfirma verkaufen wollte. Geheiratet hat er - was ihm aufgrund der für den tongaischen Adel üblichen Inzestehen nicht verübelt werden kann - bis zu seinem Tod 2012 nie. Nachdem sein Vater George Tupou IV. 2006 gestorben war, ließ sich der neue König, der in Oxford studiert hatte, 2008 in einer opulenten Zeremonie inthronisieren. Tonga ist neben Großbritannien das einzige souveräne Königreich der Welt, in dem noch Krönungen stattfinden. Um den König auf seinem zweieinhalb Meter hohen goldenen Thron zu salben, musste der Erzbischof von Polynesien anreisen, denn Tongaern ist es verboten den Monarchen zu berühren.
Die Krönung verschlang Unsummen. Es waren 5.000 Gäste in den 105.000 Einwohner zählenden Inselstaat gekommen. Die Feierlichkeiten dauerten mehrere Tage an. Tonga lebt hauptsächlich von Überweisungen seiner im Ausland lebenden Staatsbürger. 70% des BIP entfallen auf diese Transfers. Der König herrschte bis 2010 nahezu absolut, gab dann aber große Teile seiner Macht an das Parlament ab, was auch die Beliebtheit des zuvor als Exzentriker verschrienen George Tupou V. erhöhte. Dieser trug nicht nur gerne Tropenhelme und schillernde Uniformen, sondern ließ sich auch in einem Londoner Taxi durch die Straßen seiner Hauptstadt kutschieren. Für diese Notwendigkeit hatte er auch eine bestimmte Begründung parat:
In der britischen Gebärdensprache wird das Wort „Deutsch“ mit einer
Faust an der Stirn und nach oben gerichtetem Zeigefinger dargestellt,
was eine Pickelhaube symbolisiert.
19. Dezember
Herostratos und seine Erben
Im Jahre 356 v. Chr. hatte es sich der Hirte Herostratos in den Kopf gesetzt berühmt zu werden. Weil er aber weder intelligent, noch fleißig genug war, zündete er den berühmten Tempel der Artemis in Ephesos an. Stolz prahlte er mit seiner Tat, sein Name sollte so unsterblich werden. Die Epheser massakrierten ihn und verhängten die „damnatio memoriae“ über seine Person. Die Nennung seines Namens wurde unter Strafe gestellt. Dennoch schrieben später Plutarch, Cicero, Hugo, Satre und Tschechow über ihn, Herostratos hatte sein Ziel erreicht. In der deutschen Sprache ist sein Name zum Synonym für ruhmsüchtige Gewalttäter geworden. Eines der prominentesten Beispiele ist wohl Mark David Chapman, der John Lennon ermordete um berühmt zu werden und sich schließlich vor Gericht schuldig bekannte, weil Gott es so gewollt habe. Im Verdacht des Herostratentums steht auch der mutmaßliche Brandstifter des deutschen Reichstages Marinus van der Lubbe, dessen Tat zum Anlass für die Erlassung der Ermächtigungsgesetze wurde. Eine eher merkwürdige Verbindung zum Thema hat auch der bis heute nicht völlig geklärte Tod des politisch unter Druck geratenen ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel. Auf dem Bett in jenem Hotelzimmer, in dem er umkam, lag ein Buch mit den gesammelten Erzählungen Satres, das just auf der Seite mit der Geschichte „Herostrat“ aufgeschlagen war.
17. Dezember
Idi Amin - Herr über alle Kreaturen
Wenn sich jemand zeitweise Exzellenz, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall und „Lord of All the Beasts of the Earth and Fishes of the Seas and Conqueror of the British Empire in Africa in General and Uganda in Particular and Professor for Geography“ nennt, braucht man keinen Rohrschachtest mehr, um ihm Größenwahn zu attestieren. Wenn jemand Viehdiebe zum Reden bringt, indem er acht von ihnen die Genitalien abhackt, bis der Neunte auspackt, bleiben keine Zweifel mehr an seiner Brutalität und Skrupellosigkeit. Der Mann, der sich so nannte und der dies tat war Idi Amin. In der Geschichte Afrikas ist dieser Mensch der Inbegriff des brutalen Despoten, dem höchstens noch Bokassa gleichrangig ist, der sich in der Zentralafrikanischen Republik zum Kaiser ausrufen und Menschen aus dem Flugzeug werfen lässt. Amin selbst macht zunächst Karriere in den Truppen seiner Majestät. Er ist einer von zwei Schwarzen, die in der britischen Kolonie Uganda zu Offizieren ernannt werden.
Nach der Unabhängigkeit bringt er es bis zum Oberst und führt schließlich einen erfolgreichen Putsch an. Binnen weniger Tage eliminiert er praktisch die gesamte Intelligenzija des Staates. Den ehemaligen Außenminister findet man zerstückelt an den Ufern des Victoriasees. Dörfer, die die bisherigen Machthaber unterstützt haben, werden ausgelöscht. Der Erzbischof von Uganda protestiert, Amin lässt in liquidieren. Doch damit beginnt die Terrorherrschaft erst. Idi Amins Weg wird von vielen Leichen gepflastert, am Ende werden es über 300.000 sein. Zeitweise lässt er so viele Menschen den Krokodilen vorwerfen, dass der Kraftwerksbetreiber an einem Stausee Leute abstellen muss, um die Leichen zu entfernen, sie würden sonst die Turbinen verstopfen. In den Gefängnissen müssen sich die Häftlinge mit Vorschlaghammern gegenseitig töten, die Überlebenden essen die Besiegten. Währenddessen hat Amin zwei Flugzeuge abgestellt, die mehrmals wöchentlich nach London pendeln um dort Luxusgüter zu laden. Als ihm die Israelis die Lieferung von Kampfflugzeugen verweigern, will der Diktator eine Hitler-Statue aufstellen lassen. Die Sowjets überzeugen ihn, dass das keine gute Idee sei. Später hilft er den Palästinensern ein Flugzeug voller Israelis nach Uganda zu entführen. Jerusalem schickt Spezialkräfte, die die Entführten befreien und den Gutteil der ugandischen Luftwaffe eliminieren. Ist Amin unzufrieden, muss jemand dran glauben. Seine zweite Frau wird zerstückelt. Man näht ihr die Körperteile verkehrt herum wieder an. Der Despot zeigt die Tote so seinen Kindern. Erst nachdem er versucht hatte Tansania zu erobern, wurde Amin 1979 endlich abgesetzt, floh über Libyen und den Irak nach Saudi-Arabien lebte dort in Wohlstand und starb 2003. Gerechtigkeit ist so relativ.
„Man kann nicht schneller als eine Kugel rennen.“ Idi Amin DadaTagesthema 2011: Der Rassismusfettnapf, Tagesthema 2010: Das hymnische Skandinavien
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Der österreichische Finanzminister Joseph Graf von Wallis
beglich 1811 noch schnell seine eigenen Schulden in Papiergeld, bevor
dessen Abwertung bekanntgegeben wurde.18. Dezember
George Tupou V.
Der König von Tonga war nicht wirklich verrückt, nur etwas exzentrisch. Bevor er den Thron bestieg galt der damalige Kronprinz als Playboy. Kurz erregte er Aufsehen, als er das Erbgut seiner Untertanen an eine australische Biotechfirma verkaufen wollte. Geheiratet hat er - was ihm aufgrund der für den tongaischen Adel üblichen Inzestehen nicht verübelt werden kann - bis zu seinem Tod 2012 nie. Nachdem sein Vater George Tupou IV. 2006 gestorben war, ließ sich der neue König, der in Oxford studiert hatte, 2008 in einer opulenten Zeremonie inthronisieren. Tonga ist neben Großbritannien das einzige souveräne Königreich der Welt, in dem noch Krönungen stattfinden. Um den König auf seinem zweieinhalb Meter hohen goldenen Thron zu salben, musste der Erzbischof von Polynesien anreisen, denn Tongaern ist es verboten den Monarchen zu berühren.
Die Krönung verschlang Unsummen. Es waren 5.000 Gäste in den 105.000 Einwohner zählenden Inselstaat gekommen. Die Feierlichkeiten dauerten mehrere Tage an. Tonga lebt hauptsächlich von Überweisungen seiner im Ausland lebenden Staatsbürger. 70% des BIP entfallen auf diese Transfers. Der König herrschte bis 2010 nahezu absolut, gab dann aber große Teile seiner Macht an das Parlament ab, was auch die Beliebtheit des zuvor als Exzentriker verschrienen George Tupou V. erhöhte. Dieser trug nicht nur gerne Tropenhelme und schillernde Uniformen, sondern ließ sich auch in einem Londoner Taxi durch die Straßen seiner Hauptstadt kutschieren. Für diese Notwendigkeit hatte er auch eine bestimmte Begründung parat:
„An English taxi is extremely easy to get in and out of wearing a sword, a spiked helmet or spurs. I realise these are not primary considerations for buying a car for most people but it is for me.“Tagesthema 2011: Militäraffären, Tagesthema 2010: Skandinavisches „Essen“
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19. Dezember
Herostratos und seine Erben
Im Jahre 356 v. Chr. hatte es sich der Hirte Herostratos in den Kopf gesetzt berühmt zu werden. Weil er aber weder intelligent, noch fleißig genug war, zündete er den berühmten Tempel der Artemis in Ephesos an. Stolz prahlte er mit seiner Tat, sein Name sollte so unsterblich werden. Die Epheser massakrierten ihn und verhängten die „damnatio memoriae“ über seine Person. Die Nennung seines Namens wurde unter Strafe gestellt. Dennoch schrieben später Plutarch, Cicero, Hugo, Satre und Tschechow über ihn, Herostratos hatte sein Ziel erreicht. In der deutschen Sprache ist sein Name zum Synonym für ruhmsüchtige Gewalttäter geworden. Eines der prominentesten Beispiele ist wohl Mark David Chapman, der John Lennon ermordete um berühmt zu werden und sich schließlich vor Gericht schuldig bekannte, weil Gott es so gewollt habe. Im Verdacht des Herostratentums steht auch der mutmaßliche Brandstifter des deutschen Reichstages Marinus van der Lubbe, dessen Tat zum Anlass für die Erlassung der Ermächtigungsgesetze wurde. Eine eher merkwürdige Verbindung zum Thema hat auch der bis heute nicht völlig geklärte Tod des politisch unter Druck geratenen ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel. Auf dem Bett in jenem Hotelzimmer, in dem er umkam, lag ein Buch mit den gesammelten Erzählungen Satres, das just auf der Seite mit der Geschichte „Herostrat“ aufgeschlagen war.
Tagesthema 2011: Umweltskandale, Tagesthema 2010: Ein neu-norwegisches Weihnachtslied
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Politische Skandale nennt man in der Schweiz, aufgrund deren Häufigkeit in diesem Kanton, auch „Genfereien“.
20. Dezember
Die spinnen die Römer
Caligula war in Rom nur mäßig beliebt. Er ließ unliebsame Senatoren verbannen, foltern oder liquidieren, plante angeblich ein Pferd zum Konsul zu machen und ließ Leute öffentlich zersägen. Weil er justament darauf bestehen wollte im Tempel in Jerusalem eine Statue seiner selbst aufstellen zu lassen, kam es während seiner nur vierjährigen Herrschaft im Reich zu Pogromen. Sein Vorgänger Tiberius soll angeblich Männern die Harnröhre abschnüren und dann massenweise Wein zu trinken gegeben haben. Als Inbegriff römischer Herrscherdekadenz gilt jedoch Nero, den Theodor Mommsen den „nichtwürdigsten Kaiser“ nannte, was schon etwas heißen wolle. Auch wenn ihm posthum viele Grausamkeiten angedichtet wurde, eines ist klar: Der Herrscher ließ seine Mutter Agrippina beseitigen. Sie hatte ihn an die Macht gebracht, aber sie war es auch, die ihn bevormundete und Einfluss auf die Regierungsgeschäft nahm. Zunächst wollte Nero die Geschichte wie einen Unfall aussehen lassen. Also ließ der antike Udo Proksch ein Schiff bauen, das - mit seiner Mutter an Bord - bei der Überfahrt auseinanderbrach. Agrippina überlebte die Havarie, weshalb sich ihr Sohn auf klassischere Methoden verlegte und sie einfach abstechen ließ.
Neros Weg war daraufhin von seltsamen Unfällen und Selbstmorden gepflastert. Die Gattin, der Stiefbruder und Lehrer Seneca mussten alle das Zeitliche segnen. Der Kaiser gab sich indes den schönen Künsten hin, spielte Leier und Theater. Wer im Publikum gegen sein Talent raunte, wurde prompt von Spitzeln ausgeliefert. Dass er auch die Brandstiftung Roms angeordnet haben soll, ist umstritten. Zumindest erließ er danach eine neue Bauordnung, um zukünftigen Desastern vorzubeugen. Am Ende half alles nichts, Nero hatte die Politik zulange vernachlässigt um den großen Künstler zu spielen. Die Prätorianer rebellierten, der Kaiser beging Suizid.
21. Dezember
Heinrich VI.
Der spätere Heinrich VI. wurde im Dezember 1421 geboren, ein halbes Jahr später starb sein Vater Heinrich V., womit er selbst König wurde. Man krönte das Kind mit nicht einmal acht Jahren. Seine Mutter bekam der Bub kaum zu Gesicht. Sie war Französin und Franzosen erfreuen sich nicht nur heute in England mäßiger Beliebtheit, auch wenn Heinrich selbst auch König von Frankreich war. Als Minderjähriger stand er zunächst unter der Vormundschaft seiner Onkel bis er mit 16 Jahren selbst die Regentschaft übernahm. Politisch ging es damit bergab. England verlor sukzessive Boden in Frankreich, woran auch die Hinrichtung von Jeanne d’Arc nichts änderte, während am Hof selbst immer wieder Intrigen ausbrachen. Der König war seit jeher von schwacher geistiger Konstitution und erlitt, nachdem er vom Verlust Bordeaux erfahren hatte, einen endgültigen Nervenzusammenbruch, was wenig verwundert, wenn man in Rechnung stellt, dass er der Enkel von Karl VI. von Frankreich war. Er erkannte niemanden und sprach kaum. Kurz darauf wurde sein einziges Kind Edward geboren. Als der König in einem lichten Moment erkannte, dass er einen Sohn habe, soll er sehr schockiert gewesen sein. Zusätzlich wurde nun sein Recht und das Recht des Hauses Lancaster auf den englischen Thron infrage gestellt. Unter seiner Herrschaft brachen daher schließlich die Rosenkriege mit dem Haus York aus, das schließlich die Überhand gewann und seinen Prätendenten Eduard zum König krönen ließ. Als die Lancasters kurzzeitig wieder die Macht an sich reißen konnte, wurde Heinrich wieder eingesetzt, blieb aber eine Marionette bis Eduard von York in gefangen setzte und im Tower von London liquidieren ließ. Damit war das Haus Lancaster ausgelöscht und von Heinrichs Herrschaftszeit blieb nicht viel über. Immerhin hat Shakespeare ein Stück über ihn geschrieben.
Tagesthema 2011: Der
Nazivergleich, Tagesthema 2010: Die
Schwedenhilfe
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Die einzige Simpsons-Figur, die an jeder Hand fünf Finger hat, ist Gott.
22. Dezember
Die Wöd steht auf kan Foi mehr long...
William Miller hatte den Weltuntergang mit dem zweiten Kommen Christi für das Jahr 1844 vorhergesagt. Tausende Anhänger verkauften ihr Hab und Gut und hofften auf die Apokalypse. Irgendjemand errechnete den 22. Oktober als das genaue Datum, alle warteten gespannt, die Welt war noch da, Jesus aber nicht. Die „Milleriten“ zerstoben in alle Richtungen, das leider-nein-Armageddon ging als „Great Disappointment“ in die Geschichte ein.
Praktischer sind da die Vorstellungen der Zeugen Jehovas, nach denen Jesus bereits 1914, natürlich unsichtbar, auf die Erde zurückgekommen sei und danach die Herrschaft im Himmel angetreten habe. Blöderweise sagten sie dann aber die - vermutlich sehr sichtbare - Schlacht von Harmageddon für das Jahr 1975 voraus. Man empfahl jungen Angehörigen Ende der 60er keine langwierigen Ausbildungen zu beginnen, immerhin sei das Ende nah. Gott verzichtete auch diesmal auf sein persönliches Erscheinen und schickte auch nicht seinen Sohn vorbei. Seine Zeugen verloren dadurch etliche Mitglieder.
Wer nun nach dem neuerlich verpatzen Weltuntergang von gestern hofft, mit dem esoterischen Hokuspokus sei nun endgültig Schluss, muss leider enttäuscht werden. Die New-Age-Prophetin Alice Bailey hat den Weltuntergang für 2025 vorausgesagt. Jesus wird zusammen mit seinem Vollstrecker St. Germain - kein gutes Vorzeichen für Österreicher - auf die Erde kommen und - nonaned - richten. „Intelligent“-Design-Experte Frank J. Tipler meint, das Ende komme spätestens bis 2057. Dann ist es mir persönlich eigentlich auch schon wurscht.
23. Dezember - 4. Adventsonntag
Verrückte Erfindungen
Der ägyptische Gelehrte Alhazen war seiner Zeit weit voraus. Im ersten Jahrtausend n. Chr. schlug er dem örtlichen Kalifen vor, man könnte doch am oberen Nillauf einen Damm errichten, um die Wasserzufuhr im Delta regulieren zu können. Dem Herrscher erschien die Sache grandios, Alhazer mühte sich ab, kam aber zu dem Schluss, dass sein Vorschlag mit damaligen Mitteln nicht durchzuführen war. Weil er die Rache des Kalifen fürchtete, gab er beinahe 20 Jahre lang bis zu dessen Tod vor, plötzlich geisteskrank geworden zu sein. Danach genas er völlig und forschte weiter.
Nachdem man fast neunhundert Jahre später das Radio erfunden worden war, wurde für den Erstkontakt mit Außerirdischen ein Preisgeld von 100.000 französischen Francs ausgesetzt. Die Geschichte hatte aber den Haken, dass ein Kontakt mit Marsbewohnern nicht galt, da deren Existenz als zu sicher angesehen wurde.
Thomas Alva Edison ist als der wohl bekannteste Erfinder der Neuzeit in die Geschichtsbücher eingegangen, aber auch er hat innovative Flops fabriziert Dazu kann vor allem die von Edison entwickelte Nähmaschine gezählt werden, die mit Schall angetrieben wurde. Nur die wenigsten Hausfrauen des 19. Jahrhunderts dürften Gefallen daran gefunden haben, beim Nähen ständig in einen Trichter schreien zu müssen.
Der Sohn von Albert Speer, Albert Speer Junior, ist ebenfalls Architekt und Stadtplaner der maßgeblich für eine Diktatur baut, nämlich China.
20. Dezember
Die spinnen die Römer
Caligula war in Rom nur mäßig beliebt. Er ließ unliebsame Senatoren verbannen, foltern oder liquidieren, plante angeblich ein Pferd zum Konsul zu machen und ließ Leute öffentlich zersägen. Weil er justament darauf bestehen wollte im Tempel in Jerusalem eine Statue seiner selbst aufstellen zu lassen, kam es während seiner nur vierjährigen Herrschaft im Reich zu Pogromen. Sein Vorgänger Tiberius soll angeblich Männern die Harnröhre abschnüren und dann massenweise Wein zu trinken gegeben haben. Als Inbegriff römischer Herrscherdekadenz gilt jedoch Nero, den Theodor Mommsen den „nichtwürdigsten Kaiser“ nannte, was schon etwas heißen wolle. Auch wenn ihm posthum viele Grausamkeiten angedichtet wurde, eines ist klar: Der Herrscher ließ seine Mutter Agrippina beseitigen. Sie hatte ihn an die Macht gebracht, aber sie war es auch, die ihn bevormundete und Einfluss auf die Regierungsgeschäft nahm. Zunächst wollte Nero die Geschichte wie einen Unfall aussehen lassen. Also ließ der antike Udo Proksch ein Schiff bauen, das - mit seiner Mutter an Bord - bei der Überfahrt auseinanderbrach. Agrippina überlebte die Havarie, weshalb sich ihr Sohn auf klassischere Methoden verlegte und sie einfach abstechen ließ.
Neros Weg war daraufhin von seltsamen Unfällen und Selbstmorden gepflastert. Die Gattin, der Stiefbruder und Lehrer Seneca mussten alle das Zeitliche segnen. Der Kaiser gab sich indes den schönen Künsten hin, spielte Leier und Theater. Wer im Publikum gegen sein Talent raunte, wurde prompt von Spitzeln ausgeliefert. Dass er auch die Brandstiftung Roms angeordnet haben soll, ist umstritten. Zumindest erließ er danach eine neue Bauordnung, um zukünftigen Desastern vorzubeugen. Am Ende half alles nichts, Nero hatte die Politik zulange vernachlässigt um den großen Künstler zu spielen. Die Prätorianer rebellierten, der Kaiser beging Suizid.
„Qualis artifex pereo!“ Nero, letzte WorteTagesthema 2011: Falsche Freunde, Tagesthema 2010: Christian X. und die Deutschen
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Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat über die Geschichte des Zionismus promiviert.21. Dezember
Heinrich VI.
Der spätere Heinrich VI. wurde im Dezember 1421 geboren, ein halbes Jahr später starb sein Vater Heinrich V., womit er selbst König wurde. Man krönte das Kind mit nicht einmal acht Jahren. Seine Mutter bekam der Bub kaum zu Gesicht. Sie war Französin und Franzosen erfreuen sich nicht nur heute in England mäßiger Beliebtheit, auch wenn Heinrich selbst auch König von Frankreich war. Als Minderjähriger stand er zunächst unter der Vormundschaft seiner Onkel bis er mit 16 Jahren selbst die Regentschaft übernahm. Politisch ging es damit bergab. England verlor sukzessive Boden in Frankreich, woran auch die Hinrichtung von Jeanne d’Arc nichts änderte, während am Hof selbst immer wieder Intrigen ausbrachen. Der König war seit jeher von schwacher geistiger Konstitution und erlitt, nachdem er vom Verlust Bordeaux erfahren hatte, einen endgültigen Nervenzusammenbruch, was wenig verwundert, wenn man in Rechnung stellt, dass er der Enkel von Karl VI. von Frankreich war. Er erkannte niemanden und sprach kaum. Kurz darauf wurde sein einziges Kind Edward geboren. Als der König in einem lichten Moment erkannte, dass er einen Sohn habe, soll er sehr schockiert gewesen sein. Zusätzlich wurde nun sein Recht und das Recht des Hauses Lancaster auf den englischen Thron infrage gestellt. Unter seiner Herrschaft brachen daher schließlich die Rosenkriege mit dem Haus York aus, das schließlich die Überhand gewann und seinen Prätendenten Eduard zum König krönen ließ. Als die Lancasters kurzzeitig wieder die Macht an sich reißen konnte, wurde Heinrich wieder eingesetzt, blieb aber eine Marionette bis Eduard von York in gefangen setzte und im Tower von London liquidieren ließ. Damit war das Haus Lancaster ausgelöscht und von Heinrichs Herrschaftszeit blieb nicht viel über. Immerhin hat Shakespeare ein Stück über ihn geschrieben.
Wussten Sie schon?
Die einzige Simpsons-Figur, die an jeder Hand fünf Finger hat, ist Gott.
22. Dezember
Die Wöd steht auf kan Foi mehr long...
William Miller hatte den Weltuntergang mit dem zweiten Kommen Christi für das Jahr 1844 vorhergesagt. Tausende Anhänger verkauften ihr Hab und Gut und hofften auf die Apokalypse. Irgendjemand errechnete den 22. Oktober als das genaue Datum, alle warteten gespannt, die Welt war noch da, Jesus aber nicht. Die „Milleriten“ zerstoben in alle Richtungen, das leider-nein-Armageddon ging als „Great Disappointment“ in die Geschichte ein.
Praktischer sind da die Vorstellungen der Zeugen Jehovas, nach denen Jesus bereits 1914, natürlich unsichtbar, auf die Erde zurückgekommen sei und danach die Herrschaft im Himmel angetreten habe. Blöderweise sagten sie dann aber die - vermutlich sehr sichtbare - Schlacht von Harmageddon für das Jahr 1975 voraus. Man empfahl jungen Angehörigen Ende der 60er keine langwierigen Ausbildungen zu beginnen, immerhin sei das Ende nah. Gott verzichtete auch diesmal auf sein persönliches Erscheinen und schickte auch nicht seinen Sohn vorbei. Seine Zeugen verloren dadurch etliche Mitglieder.
Wer nun nach dem neuerlich verpatzen Weltuntergang von gestern hofft, mit dem esoterischen Hokuspokus sei nun endgültig Schluss, muss leider enttäuscht werden. Die New-Age-Prophetin Alice Bailey hat den Weltuntergang für 2025 vorausgesagt. Jesus wird zusammen mit seinem Vollstrecker St. Germain - kein gutes Vorzeichen für Österreicher - auf die Erde kommen und - nonaned - richten. „Intelligent“-Design-Experte Frank J. Tipler meint, das Ende komme spätestens bis 2057. Dann ist es mir persönlich eigentlich auch schon wurscht.
„I waited all Tuesday and dear Jesus did not come.“ ein Millerit 1844Tagesthema 2011: Abhörskandale, Tagesthema 2010: Der Posterkönig von Schweden
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Herbert Felix, der Produzent des gleichnamigen Ketchups war ein Cousin Bruno Kreiskys.23. Dezember - 4. Adventsonntag
Verrückte Erfindungen
Der ägyptische Gelehrte Alhazen war seiner Zeit weit voraus. Im ersten Jahrtausend n. Chr. schlug er dem örtlichen Kalifen vor, man könnte doch am oberen Nillauf einen Damm errichten, um die Wasserzufuhr im Delta regulieren zu können. Dem Herrscher erschien die Sache grandios, Alhazer mühte sich ab, kam aber zu dem Schluss, dass sein Vorschlag mit damaligen Mitteln nicht durchzuführen war. Weil er die Rache des Kalifen fürchtete, gab er beinahe 20 Jahre lang bis zu dessen Tod vor, plötzlich geisteskrank geworden zu sein. Danach genas er völlig und forschte weiter.
Nachdem man fast neunhundert Jahre später das Radio erfunden worden war, wurde für den Erstkontakt mit Außerirdischen ein Preisgeld von 100.000 französischen Francs ausgesetzt. Die Geschichte hatte aber den Haken, dass ein Kontakt mit Marsbewohnern nicht galt, da deren Existenz als zu sicher angesehen wurde.
Thomas Alva Edison ist als der wohl bekannteste Erfinder der Neuzeit in die Geschichtsbücher eingegangen, aber auch er hat innovative Flops fabriziert Dazu kann vor allem die von Edison entwickelte Nähmaschine gezählt werden, die mit Schall angetrieben wurde. Nur die wenigsten Hausfrauen des 19. Jahrhunderts dürften Gefallen daran gefunden haben, beim Nähen ständig in einen Trichter schreien zu müssen.
Tagesthema 2011: Sexismus und andere Zoten, Tagesthema 2010: Die spinnen die Finnen
Wussten Sie schon?Der Sohn von Albert Speer, Albert Speer Junior, ist ebenfalls Architekt und Stadtplaner der maßgeblich für eine Diktatur baut, nämlich China.
Endlich ist es wieder so weit, schon mal vielen Dank im Voraus!
AntwortenLöschenWäre es möglich dieses Jahr jeden Tag in einen eigenen Post zu schreiben, und nicht diesen Post täglich abzuändern? Das würde das Lesen in einem Feedreader einfacher machen.
Ich hab versucht, ob sich mittels Jump Breaks vielleicht Zwischenlinks im Text einziehen ließen, bin aber was IT betrifft selber relativ Gütinand. Jeden Tag ein neuer Post würde deren Zahl und Überschaubarkeit etwas überfrachten. Ich stell den Neuesten eh immer an den Anfang. Tipps für Zwischenlinks im Text sind allerdings schwer erwünscht und gerne willkommen! Und danke fürs Danke!
AntwortenLöschenAlternativmöglichkeit: Auf facebook oder Twitter folgen, da wirds täglich neu gepostet!
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