Nie würde ich es wagen zu behaupten, dass Karl-Heinz Grasser sich der Steuerhinterziehung, des Amtsmissbrauchs oder der Korruption verdächtig gemacht hat. Selbst als er den Eurofighterkauf zunächst ablehnte und dann doch dafür war, als die Industriellenvereinigung eine viertel Million Euro für seine Homepage - einfach unter „völlige Inkompetenz“ googlen - bezahlte, als seine Freunde Meischberger und Hochegger, während seiner Zeit als Finanzminister, 200.000€ Provision von der Firma Porr dafür bekamen, dass sie die oberösterreichische Finanzlandesdirektion zur Einmietung in ein Porr-Gebäude überredeten, als er dafür sorgte, dass sein Wahlonkel in den Aufsichtsrat zweier Bundesgesellschaften einzog, als er sich mit Tilo Berlins supersauberen Investitionsgenossenschaft am Hypo-Verkauf bereicherte, als er sich von der „Constantia Privatbank“ eine Nächtigung in St. Moritz zahlen ließ und bei Julius Meinls extremseriösem Fond „Meinl European Land“ einstieg, genoss er mein vollstes Vertrauen als Mensch und (Ex-) Finanzminister. Ja sogar die Hochzeit mit Swarovski-Erbin Fiona Pacifico „Atlantico“ Griffini-Grasser schmälerte sein Ansehen nicht im geringsten. Warum auch? Grasser hatte sicher gute Gründe sich für den Kauf der Eurofighter auszusprechen, denn Grasser ist ein ehrenwerter Mann. Dass sein Freund Gernot Rumpold angeblich 96.000€ dafür erhielt eine Pressekonferenz zum Thema Eurofighter abgehalten zu haben, hat sicher nichts damit zu tun. Die drei Millonen Euro, die Grasser steuerschonend und - so betont er - mit Wissen der Behörden in Liechtenstein geparkt hat, hat er bei Meinls Erfolgsfond- wie sein Anwalt sagt - „sauer verdient“. Das mag man gern glauben, auch wenn der Fond hunderte Millionen Euro abschreiben musste und das Geld tausender Anleger verheizt hatte. Und sicher haben Meischberger und Hochegger ihre Provision redlich verdient, auch wenn Meischberger später nicht mehr genau wusste was seine eigentliche Leistung war. Und auch ,dass selbiger die Porr bei ihrem Engagement beim Bau der Nordautobahn fachkundig mit seinem Wissen beraten hat, steht sicherlich außer Zweifel.
„...sie werden mich halt Porr quälen eh wegen einer anderen Geschichte, das mit der Autobahn und mit dem Zeug, da kann ich eh nichts sagen, möchte aber zumindest über diese Geschichten lange plaudern, damit sie sehen, dass es da eine erfolgreiche Geschäftsbasis gegeben hat.“ - Walter Meischberger in einem abgehörten Telefonat
Warum sollte man auch Böses denken? Was denn überhaupt? Dass der Begriff „Beraterhonorar“ in heutiger Zeit synonym für Schmiergeld steht? Dass Meischberger, ein gelernter Heizungs-, Sanitär- und Klimatechniker, und Hochegger keinen Tau davon haben, wie man ein Gebäude vermietet oder den Bau einer Autobahn vermittelt und bloß fleißig Kohle mitgeschnitten haben, weil einer ihrer Spezis zufällig Finanzminister war? Niemals! Grassers, Hocheggers und Meischbergers Freundschaft in ein derartig dubioses Licht zu rücken ist zu tiefst verwerflich. Schon Shakespeare schrieb richtigerweise: „wem's an Geld, Gut und Genügen gebricht, daß dem drei gute Freunde fehlen“ (aus „Wie es euch gefällt“). Und dass diese drei sich Freunde waren, sei bezeugt! Gut und Genügen mögen sie sich auch gegeben haben, aber Geld? Wenn dann nur aus privater Kasse, denn Grasser sagt, dass alles sauber war. Und Grasser ist ein ehrenwerter Mann. Das sind sie alle, alle ehrenwert!
„Ich hab' feste Grundsätz', fest bleib ich dabei. Nur wenn ich ein Geld seh', da änder' ich's glei.“ - Johann Nepomuk Nestroy - „Robert der Teufel“
Warum sollte auch in den Regierungen Schüssel etwas derartig schief gelaufen sein? Meinte doch der Altkanzler unlängst selbst: „Ich habe allen in unserer Regierung immer gesagt: ‚Wenn ich einen erwische, der hier Linke macht, dann spielt’s Granada.‘“ Doch gottseidank hat nie jemand daran gedacht eine Linke zu machen, waren sie doch alle rechts und konservativ. Die Privatiesierung der Staatsdruckerei, der Austria Tabak, der BUWOG, des Dorotheums, der Telekom Austria, der Post und der Voest, alle sind bekanntlich sauberst über die Bühne gegangen. Niemals hätte jemand den Eindruck gewinnen können, dass persönliche Günstlinge eines Politikers dessen Einfluss zur Basis ihres korrupten Geschäftsmodelles gemacht hätten. Vor allem aber würde noch heute jeder ehrenwerte Österreicher, allen voran die Redakteure der Kronenzeitung, stock und steif behaupten, dass Karl-Heinz Grasser zu seiner Zeit der beste Finanzminister Europas war. Und darauf darf man etwas halten, in diesem ehrenwerten Land voller ehrenwerter Männer.
„Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann.“- William Shakespeare - „Julius Caesar“
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