Freitag, 31. Dezember 2010

Das war das Jahr 2010, ich sag: Auf Nimmerwiedersehn!

Da ich bereits letztes Jahr ein ganzes Jahrzehnt ausgeschlachtet habe, bleibt mir heuer nur noch 2010 übrig, aber das reicht ja eigentlich schon um zehn Jahre lang den Kopf zu schütteln.

Da haben sich in Deutschland zum Beispiel eine Bischöfin als Alkofahrerin und ein hysterischer Bundesbanker und Hobbyrassist zu moralischen Instanzen hochgeschwungen. Nun ja, Thilo Sarrazin ist nur moralische Leitfigur für jene, die sich davor fürchten, dass in Bälde der Muezzin sein Gebet von den Türmen des Kölner Doms singt. Mir zumindest wäre das lieber, als weiterhin diesem unsympathischen Gör, das ein TV-geiler Exmetzger nach Oslo geschickt hat, zuhören zu müssen. Auch wenn sich Lena Meyer-Landrut damit angeblich in die Herzen ihrer Landsleute trällert, bei mir beißt sie auf Granit und hält ihren Beliebtheitsgrad auf der Höhe von Stuttgart 21. Die Bahnhofsoffensive der Deutschen Bahn stößt bei deren baumliebenden Kundschaft nämlich auf genauso wenig Gegenliebe wie Fräulein Meyer-Dingsbums Satellitengeplärre bei mir. Auch, dass die Polizei mit Wasserwerfern die Menge blind... äh... blind in die Menge geschossen hat, erhöhte die Zustimmung zum Jahrhundertbauprojekt der DB nicht wirklich. Solche Dinge sind in der Schweiz natürlich nicht möglich. Erstens weil sie gleich totgestimmt würden und zweitens, weil dort kürzlich die Bauordnung verschärft wurde. Gleichzeitig verspürte das eidgenössische Stimmvolk noch das Bedürfnis das humanitäre Völkerrecht überzustrapazieren. Jetzt werden kriminelle Ausländer - das sind auch jugendliche Ladendiebe - in Helvetien bald schneller abgeschoben, als Arigona Zogaj ihre Rehaugen in die Kamera halten kann oder kosovarische Zwillinge vor Reportern eine Träne verdrücken. Ich wäre natürlich der Letzte, der behaupten würde, dass heute dort ein Schubhaftzentrum steht, wo früher mal Mizi Fekters Herz geplant war, aber ihre schmalen Lippen strahlen doch eine Spur von Wärme aus, die selbst eine Infrarotkamera nicht mehr aufnehmen könnte. Nichts im Vergleich zu Fekters Menschlichkeit ist aber der Humanismus, den der heuer wieder einmal verurteilte Dichter des deutschen Vaterlandes und Holocaustforscher Gerd Honsik vertritt. Als Opfer der israelfreundlichen linkslinken Gutmenschenpresse und Neffe von Amon Göth hat man es natürlich nicht leicht, selbst wenn man an den Buchtitel „Freispruch für Hitler“ noch ein Fragezeichen dranhängt. Honsik wird dem Landesgerichtlichen Gefangenenhaus zu Wien noch zusätzlich zwei Jahre treu bleiben, was für ihn ideologiegemäß sicher auch Ehre heißt. Die Welt wird auf sein ceterum censeo iudaeorum warten können. Vermissen wird es dieses allerdings sicherlich aus der Feder von Cato, dem allseits geliebten nationalen Schmierfink, der plötzlich aufhörte für die Kronenzeitung zu schreiben. Ob dies unmittelbar mit dem Tod von Hans Dichand zusammenhängt ist nicht ganz klar. Wie alle guten Menschen lebte er besonders lang, um uns seine freundlichen, integrativen und sensiblen Worte mit auf den Weg zu geben, die nur so vor journalistischer Neutralität strotzten. Dichand mochte zwar die armen Viecherl, aber die Ausländer halt nicht so. Philanthropischer zeigte sich dafür die Weltgesellschaft und zwar gegenüber dem karibischen Armenhaus Haiti und der überschwemmten Terrorhochburg Pakistan, denen man fleißig pekuniäre Versprechungen machte. Ob überwiesen wird überprüft zum Glück ja keiner. Das haitianische Erdbeben hat Todeszahlen in der Höhe der Einwohnerschaft von Linz gefordert und 1,3 Millionen Menschen obdachlos gemacht. Weil das aber eh alles nur Schwarze waren, war das für die Medien lange nicht so schlimm wie der Krebs von Michael Douglas, oder dass sein drogendealender Sohn im Häfen sitzt. Wie übrigens auch immer noch Helmut Elsner, dem man die zehrenden Folgen der Haft nicht unbedingt ansah, als er - verkleidet als Werbefigur der Firma Micheline - vor einem Fünfersenat des Obersten Gerichtshofes zu seinem Rundumschlag gegen die Justiz ansetzte. Die war währenddessen vorwiegend damit beschäftigt alle Freunde von Karlheinz Grasser - nämlich drei - abzuhören. Selbiger hat bei diversen Erinnerungslücken ausgeholfen und moralisches Gewand angeboten, wenn da mal einer supernackt war. Und auch wenn, wie immer, die Unschuldsvermutung gilt, so war die Veröffentlichung der Abhörprotokolle im Falter doch eine gewisse Pleite in den Bemühungen der grasserschen Anwaltschaft und der Kronenzeitung den armen Exfinanzminister als Opfer einer medialen Hexenjagd darzustellen. Wie sich moralischer Bankrott so anfühlt wissen aber weder Grasser, noch die Finanzpolitiker aus Griechenland, weil man Verlust erst kennenlernt, wenn man zuvor besessen hat. Und ähnlich wie mit der Moral verhält es sich auch bei den hellenischen Staatsfinanzen, die nicht mehr im Lot waren, seit Athen die attische Bundeskasse geplündert hat. Zumindest hat man mit den Massenspenden an diverse EU-Schützlinge angeblich den Euro gerettet. Irland und Island haben ihr Geld wenigstens nur für ihre aufgeblähten Finanzmärkte aufgewendet. Griechenland und Portugal aber sind nicht nur pleite, sondern auch korrupt und von Vetternwirtschaft zerfressen. Apropos ÖBB: Die haben ja einem dieser Grasserfreunde 100.000€ dafür bezahlt, dass er sich den Namen Railjet hat einfallen lassen - heureka. Aber gar nichts gegen die Unsummen, die man für andere Notwendigkeiten - wie eine Feng-Shui-Beratung durch die Gattin eines Managers - aufgewendet hat. Immerhin bewegt sich der Railjet wirklich durch Österreich - mit bis zu 200 km/h, wie die ÖBB schreiben, und zwar ein paar Kilometer lang kurz vor Linz. Nicht einmal das konnte man aber von diversen echten Jets behaupten, die durch isländische Vulkane und anglo-französische Flughafenwintermanagementfehler am Boden gehalten wurden. Aber besser gar nicht erst starten, als mit Air Polska einen Charterflug nach Katyn buchen. Denn am Tod von 96 Angehörigen der polnischen Staatselite war dann weder das fehlende Enteisungsmittel in Heathrow noch der Eyjafjallajökull schuld. Der hat nur zu verantworten, dass die trauernden Staatsgäste mit der Bahn anreisen mussten, das war Heinz Fischer aber zu weit. Wenn man Stermann&Grissemann glauben darf, sind die Zugfahrzeiten von Österreich nach Polen aber ohnehin monströs lange. Nichtsdestotrotz wurde unser aller Herr Bundespräsident mit 79,3% der Stimmen wiedergewählt. Und auch wenn die Wahlbeteiligung bei 53,6% lag und Fischer auch absolut mehr Stimmen erhalten hat als sechs Jahre zuvor, wollte Herr Strache, dass er wegen mangelnder Zustimmung zurücktritt. Nun stellt sich Strache unter einer optimalen Zustimmungsquote wahrscheinlich eher die 25,77% vor, die er bei der Wienwahl erhalten hat. Die Bundeshauptstadt wird trotzdem von rot-grün regiert, quasi einer Zweigelt-Veltlinerkoalition. Zumindest sind wir gespannt, wie sich das Experiment weiterentwickeln wird. Immerhin soll ja unter anderem die Mariahilferstraße autofrei werden und das nicht nur zu den vorweihnachtlichen Einkaufssamstagen, die dem Handel heuer ja ein saftiges Umsatzplus beschert haben. Sowas kann man gut gebrauchen, wenn einen die Wirtschaftskrise beutelt. Die ist aber leider noch lange nicht vorbei und erreicht mittlerweile auch Herrn und Frau Steuerzahler, bzw. alle die Kinderbeihilfe beziehen, für ein externes Forschungsinstitut arbeiten oder sonst schwerreich sind. Man kann sich auf den Staat eben nicht mehr so verlassen wie ehedem und muss zusehen, dass man die ÖBB berät, beim Bregenzer Stadtmarketing arbeitet oder ein chilenisches Bergwerksunglück überlebt. Letzteres führt zu enorm viel Mitleid und einem wahren Geldregen an Interviewerträgen und Tantiemen, wenn man die Sache überlebt, was den Kumpels bei ähnlichen Unglücken in Neuseeland und China leider nicht vergönnt war. Verschüttet, aber unter Menschenmassen, wurden auch 21 Besucher der Duisburger Loveparade, die aufgrund akkurater Planung und dem Hintanstellen ökonomischer Interessen ihr Leben verloren. Die Wut über unfähige Politiker, eine schlecht ausgerüstete Polizei und geldgeile Manager ließ Nordrhein-Westfalen kurzfristig zu Sauerland werden. Aber weder ein nichtvollzogener Rücktritt, noch nichtgeleistete Wiedergutmachung bringen die Toten zurück. Gleiches gilt für die Opfer der Flugzeugabstürze in Tripolis (103 Tote) und Mangalore (158 Tote), die auf das Konto von sicherheitsfanatischen Airlines gingen. Ja, 2010 war nicht das Jahr der Luftfahrt. Das war spätestens klar, seit bekannt wurde, dass die Baukosten für das Skylink Terminal am Flughafen Wien explodiert sind wie eine BP-Plattform im Golf von Mexiko, woraufhin der Rechnungshof zu bohren begann und dabei auf reichlich Zeug stieß, das wohl auch braun, aber sicher kein Erdöl war. Davon hat aber auch BP scheinbar immer noch nicht genug. Im Golf wird schon wieder gebohrt. Nur Musterschüler Norwegen hat bis auf weiteres seine Tiefseeexplorationen eingestellt. Das Land, in dem man sich vor lauter politischer Korrektheit fast selber überschlägt, musste dann natürlich auch noch den Friedensnobelpreis an einen chinesischen Bürgerrechtler verleihen, wo doch jeder weiß, dass das nur ein verlogener Arbeitsloser sein konnte, weil's in China ja gar keine Bürgerrechte gibt. Abgesehen vom Recht zu schweigen natürlich und dem Recht die Kugel für den hingerichteten Verwandten zu bezahlen. Das zumindest hat der Mossad der Familie jenes palästinensischen Waffenhändlers erspart, den er in einem Hotel in Dubai mit Kopfpolstern in die ewigen Jagdgründe befördert hat. Denen ist der passionierte Weidmann Alfons Mensdorff-Pouilly noch einmal entkommen, indem er sich von den Vorwürfen, in eine Schmiergeldaffäre in Sachen Eurofighter verwickelt zu sein, durch Schmier... äh… Strafgeld an die britische Justiz entzog. Die von ihm vermittelten Eurofighter wiederum fliegen nicht wirklich wie geschmiert, vor allem auch deshalb, weil sich das Heer das nicht leisten kann. Um Kosten zu minimieren werden jetzt auch mal schnell 500 Panzer abgebaut, womit uns die Tschechen widerstandslos überfallen könnten. Helmut Zilk hat ihnen die nötigen Informationen hiefür sicher noch vor seinem Tod zukommen lassen. Trotzdem hat der Chefspion seinen eigenen wohlverdienten Platz vor der Albertina bekommen. Andere Geheimnisverräter wie der ausgediente Hacker Julian Assange warten darauf noch vergebens. Ihm bleibt nur der Platz auf der Abschussliste von FBI, NSA und CIA. Hilfe gegen amerikanische Verleumdungskampagnen und die schwedische Justiz erhält Assange dafür von seinen weltweiten Unterstützern, wie dem Chaos Computerklub oder der Piratenpartei. Das sind aber Informationsfetischisten und keine somalischen Freibeuter oder gar die israelische Marine, die mal schnell völkerrechtswidrig Schiffe der sogenannten Friedensflotte aufbringt, wo sich - natürlich gänzlich gewaltabstinente - Türken nur mit Eisenstangen zur Wehr zu setzten wissen. Denn wehrhaft sind sie ja die Türken, was nicht zuletzt ihr Botschafter in Wien tatkräftig unter Beweis gestellt hat, als er Türkisch als Maturasprache ein- und die internationalen Organisationen in Wien zum Abzug aufforderte. Die Publicity hat dem undiplomatischen Diplomaten wohl eher geschadet. Gerüchteweise steht seine Abberufung unmittelbar bevor. Ähnlich in die Hose ging nur noch die Öffentlichkeitsarbeit des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler, der die ökonomische Geopolitik für sich entdeckte und nach dem darauffolgenden Medienecho die Nerven verlor wie ein dänischer Gesundheitsminister. Noch würdeloser verhielten sich höchstens die Abgeordneten der Duma, die im Eiltempo für ihre abwesende Kollegen die Abstimmungsknöpfe drückten. Dass dabei Zustimmungsquoten wie bei nordkoreanischen Wahlen erzielt werden, wundert weniger, zumal Demokratie nicht gerade zu den Stärken der Russischen Föderation, aber noch weniger zu jenen der demokratischen Volksrepublik Korea zählen. Ganz im Gegensatz zu martialischen Kriegsdrohungen, der Versenkung von Kriegsschiffen und Bombardierungen südkoreanischer Inseln. Seit die westliche Staatengemeinschaft sich weigert weiterhin Erpressungsgeld zu zahlen, reagieren Kim Jong Ill und seine Kamarilla wie zornige Kinder im Sandkasten. Nur eben mit Panzern und Atombomben statt Schaufeln und Kübeln. Crazy Kim kann von Glück sagen, dass die Welt schon weiß, wie spinnert er eigentlich ist und es nicht erst aus der Korrespondenz des State Departement erfahren musste. Aber der greise geliebte Führer und sein wohlgenährter Spross und designierter Nachfolger Kim Jong Un gehören ohnehin nicht zu der Riege von Politikern, bei denen Außenministerin Hillary Clinton auf ihrer Entschuldigungstour Halt machen würde. Auf ihren Besuch vergeblich warten wird wohl auch Mahmud Ahmadinedschad, den Freunde aus der Golfregion liebevoll mit Hitler vergleichen und dessen unabhängige Justiz gerne mal Frauen steinigen lässt. Steinig war auch der Weg für Barack Obama, bis er im Kongress seine Gesundheitsreform durchgebracht hatte. Am Ende reichten 219 Yeas für eine Mehrheit im Repräsentantenhaus aus. Um diese Mehrheit im britischen Unterhaus zu erhalten musste der neue Premierminister und konservative Sparfuchs David Cameron eine Koalition mit dem Liberalen Nick Clegg eingehen, im Vereinigten Königreich eine politische Monstrosität. Gottseidank ist er zumindest auf das Oberhaus ebenso wenig angewiesen, wie Alexander Wrabetz auf dessen Namensvetter. Besagter hat sich einmal zu weit aus dem Fenster gelehnt und musste schließlich den Hut nehmen. Der ORF trauert um Elmar Oberhauser. Es steht zu vermuten, dass auch General Wrabetz das Haus bald verlassen dürfte. Wahrscheinlich freut er sich aber darauf weniger, als Aung San Suu Kyi, aber doch mehr als die Generäle, die sie freiließen. Zugegeben: Der burmesische Hausarrest ist nicht mit dem ORF zu vergleichen, aber doch auch ganz schön unangenehm. Stellen Sie sich einfach vor, Dominic Heinzl und die Crew von „Mitten im 8en“ würde Sie zuhause festhalten. Ein paar burmesische Generäle am Küniglberg wären also vielleicht gar nicht so schlecht. Oder vielleicht doch lieber thailändische Generalität. Die gibt sich wenigstens Mühe und lässt sich erst eine Weile foppen, bevor sie in die Menge der Rothemden schießen lässt. Soviel Akkuratesse hatte nicht einmal Engelbert Dollfuß. Der ließ lieber gleich das Standrecht durchsetzten und schoss sich damit im Endeffekt nur ein historisches Eigentor. Diesem Schicksal entging die Spanische Fußballnationalmannschaft jedoch und stieg - angeblich ausreichend gedopt - siegreich aus der Weltmeisterschaft aus. Die Gewinnerprämien erreichten dabei astronomische Summen. Wenn man es sich so recht überlegt, wird man fast neidisch auf die Raumsonde „Voyager 1“:
Während sich ihre umlaufbahngebundenen Freunde von der teutonischen Lerche Lena besingen lassen müssen, durfte sie am 14. Dezember das Sonnensystem verlassen. Bon voyage!

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