Dienstag, 26. Juli 2011

Terror in Norwegen, oder: Wahnsinn bleibt letztlich unbegreiflich.

Anders Behring Breivik hat mindestens 76 Menschen getötet. Er hat sie in die Luft gesprengt oder erschossen. Breivik hat kein pakistanisches Terrorcamp besucht und kann den Koran nicht auswendig. Im Gegenteil, er war ein Typ von nebenan, der sich entsetzlich vor der Überfremdung Europas fürchtete. Der Wahnsinn hat oft ein durchschnittliches Gesicht: das eines amerikanischen Mathematikprofessors, eines österreichischen Vermessungstechnikers oder eben eines norwegischen Agrarökonomen. Anders Breivik ist ein groß gewachsener blonder Bio-Bauer und im Nebenberuf Massenmörder. Wie konnte es nur soweit kommen?

Natürlich. Ein psychopathischer Prototyp sagen die Leute: Lebt allein auf seinem Bauernhof, hat Waffen und ist xenophob. So einer muss doch irgendwann hochgehen. Wirklich? Wie viele rechtskonservative introvertierte Muttersöhnchen oder Waldhüttenbewohner gibt es wohl da draußen und wie viele von ihnen werden tatsächlich irgendwann zu Mördern? Hinter der perversen Tat, die am Freitag vermutlich acht Menschen in der Osloer Innenstadt und 68 auf der Insel Utøya das Leben kostete, steht mehr als nur die verquere Lebensphilosophie eines Einzelgängers. Der Täter hat sich systematisch radikalisiert, vielleicht auch radikalisieren lassen. Klar, eine Wahlkampagne kann noch keinen Anschlag auslösen, aber wenn man suggeriert, dass gewisse Dinge in Ordnung sind, vielleicht sind dann auch andere OK. Rechtsparteien reizen mit ihren Parolen gezielt die Grenzen des Möglichen aus oder überschreiten sie auch allzu oft. Wie groß ist der Schritt vom „Wiener Blut“ zu „Blut und Boden“, vom „Exiljuden“ zum „Saujuden“? Eine politisch enthemmte Gesellschaft kann leichter in eine brutale Zügellosigkeit abgleiten. Waren die Menschen 1938 andere als heute? Was macht den Unterschied? Es ist die öffentliche Akzeptanz oder Nichtakzeptanz von verbaler Gewalt. 

Breivik war Mitglied der rechtspopulistischen „Fremskrittspartiet“, er war aber auch Mitglied der Freimaurer. Kann man dem einen oder dem anderen Verein nun seine Taten vorwerfen? Man muss sich zunächst fragen, was sein krankes Hirn in diesen Organisationen suchte. Bei der Fortschrittspartei mag ihn deren Ausländerpolitik zugesagt haben, bei den Freimaurern - so lässt sich nur vermuten - der Nimbus aus Geheimgesellschaft und Elitendenken. Christlich, so nannte er sich auch. Eine pervertierung des Begriffs, auch wenn man die Versuch des ORF-Niederösterreich, die Verwendung des Attributs in diesem Zusammenhang zu verbieten, kritisch sehen muss.
Schließlich dürfte sich der spätere Mörder seine Privatideologie aus diversen Versatzstücken gebastelt haben. An der FrP interessierte ihn die Demoktratie und Gewaltlosigkeit nicht. Bei den Freimaurern konnte er wohl kaum etwas mit deren humanistischen Grundgedanken anfangen. Vom eigentlichen Kerninhalt des Christentums dürfte nach der Breivik-Behandlung auch kaum mehr was übrig geblieben sein.

Man kann den Attentäter dieser Tage auf Fotos sehen, deren Verbreitung er durch ihre Platzierung im Internet vor seiner Tat intendiert hat. Man sieht ihn mit Freimaurerschürze, in Phantasieuniform, mit Gewehr im Anschlag. Man sieht einen Menschen, der sich offenbar selbst einen militärischen Ausgehanzug gebastelt hat, mit Gardeschnur, Distinktionen, Aufnähern, Orden und Ordensspange, stoffgewordene Hirngespinste. Anders Breivik muss ein Mensch mit ausgeprägtem Geltungsbedürfnis und geringer Verhaftung in der Wirklichkeit sein. Uniformen sollen mehrere gleich machen. Warum die Uniform einer Ein-Mann-Armee tragen? Gab es Hintermänner oder hat er sich den Rang eines Generals in einem nicht existenten Templerorden rassistischen Zuschnitts erträumt? Mit weißen Handschuhen, goldenen Borten und Koppel sieht der Mehrfachmörder eher zum Lachen, als zum Fürchten aus. Sie sind aber nicht nur Ausdruck seiner Blasiertheit, sondern wohl auch seines Elitedenkens.
Er sei „Monokulturalist“ betont er in seinem über tausend Seiten langen Konvolut aus pseudophilosophischem Geschwurbel und Plagiaten vom Unabomber bis George Orwell. Der „Kulturmarxismus“ und die „Islamisierung“ bedeuteten den Untergang für den europäischen Kontinent. Es sind Angstthemen, die sein Weltbild prägen und daraus resultierende Hassparolen, wie man sie wohl auch auf der facebook-Seite von Werner Königshofer finden kann. Solche Leute gibt es tausende. Häufig im Berufs- oder Privatleben gescheiterte, gekränkte, oft auch einfach nur vom Hass verblendete Hobbyideologen, die nur zu gern anderen die Schuld an ihren Lebensumständen in die Schuhe schieben. Zu dumm um die Dinge differenziert sehen zu können, gescheit genug, um auf noch Dümmere Eindruck zu machen. Dass ihre Hasstheorien aber auch ideologisch austauschbar sind, zeigt, dass der rechtsextreme Exklusionist Breivik weite Teile seines Manifests von besagtem Bombenbastler Theodore Kaczynski abschrieb, der sich selbst als Linker sah. Menschenverachtung hat kein Parteibuch. Letztendlich kann man weder der norwegischen Fortschrittspartei, noch der FPÖ oder dem BZÖ direkte Schuld am Tun und Handeln von Anders Breivik geben. Möglicherweise haben sie das Klima begünstigt, in dem Sumpfblumen wie er erblühen. Jedenfalls müssen sie aber mit der Peinlichkeit leben, in seinem Machwerk lobend erwähnt zu werden.

Aber was bringt nun einen Menschen dazu eine Bombe zu legen und auf einer Ferieninsel Erwachsene, Jugendliche und Kinder wie Tiere zu jagen und zu erschießen? Beraten von niemandem außer sich selbst hat Anders Breivik entschieden, dass es das Beste sei, so viele Menschen wie möglich zu töten, um die Welt auf seine kranken Theorien aufmerksam zu machen. Der Attentäter wollte die norwegische Arbeiterpartei treffen, der er die Hauptschuld am sozial-liberalen Kurs seiner Gesellschaft anlastet. Die ehemalige Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland entging nur deshalb seinem Anschlag, weil er sich verspätet hatte. Überzeugt davon, das Rezept für ein glückliches, blondes Neonazi-Europa in den Händen zu halten, das die Leute von sich aus überzeugte, sobald sie durch seine Tat nur darauf aufmerksam gemacht würden, fuhr Anders Behring Breivik am Nachmittag des 22. Juli 2011 von Oslo aus in die Gemeinde Hole im Fylke Buskerud und setzte als Polizist verkleidet auf eine Insel im Tyrifjord über. Was er dort tat entzieht sich jedem Ansatz von menschlichem Verständnis und wird sich von diesem Gesichtspunkt aus wohl auch nie erklären lassen. 

Der Mörder handelte aus einem Denkzusammenhang, der sich von dem seiner Mitmenschen so fundamental unterscheidet, dass er für sie letztlich unergründlich bleibt. Kein Mord aus Eifersucht, kein Todschlag aus Zorn: Der Attentäter von Oslo und Utøya handelte aus innerer Überzeugung. Vielleicht ist es das, was uns neben der Grausamkeit seiner Tat so schockiert: Die Tatsache, dass jemand zur Erreichung seiner ideologischen Zielsetzungen den großen Menschheitskompromiss, den kategorischen Imperativ bricht. Für Breivik galt er nicht, weil ihm seine kranke Idee am Ende nicht nur mehr wert war, als das Leben anderer, sondern auch mehr als sein eigenes: Töten und sterben, statt leben und leben lassen. Er habe damit gerechnet - so hieß es in den Medien - auf dem Weg zu seiner Haftverhandlung ermordet zu werden. Die Anhörung, die er gerne öffentlich und in seiner Pseudouniform absolviert hätte, sie sollte der Schlussstein werden in seiner perversen Symphonie des Grauens. 

Einen Märtyrertod hätte er sich gewünscht, bekommen hat er betroffenes Schweigen. Selten hat man ein Volk gesehen, das mit so viel Würde der Niedertracht eines Mannes entgegengetreten ist. Ein nationaler Schulterschluss, ja. Aber keiner von der Sorte, bei dem Politiker über Nacht Ermächtigungsgesetze á la „Patriot Act“ verabschieden, um ihre eigenen machtpolitischen Gelüste zu stillen. Norwegen antwortet mit mehr Freiheit. Das erfordert Mut und Offenheit und verdient Respekt. Ob es aber nach diesen schrecklichen Ereignissen der einzige Weg in die Zukunft sein kann, darf zumindest bezweifelt werden. Norwegen muss sich angesichts dieses beispiellosen Verbrechens überlegen, ob 21 Jahre Haft für einen Massemord, wie es das Strafgesetz vorsieht, angemessen sind. Auch wenn man den Attentäter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilen und er für 31 Jahre hinter Gitter kommen sollte: Ist das einer Gesellschaft zumutbar? Die Abschaffung der lebenslangen Freiheitsstrafe war sicherlich ein mutiger Schritt, aber Norwegen muss sich fragen, ob es einen 63jährigen Breivik durch die Straßen Oslos spazieren sehen möchte. Bei aller Liberalität der Norweger: Sollte er jemals wieder freikommen, wird er es vermutlich bereuen. Die einzige Möglichkeit seine spätere Freilassung zu verhindern wäre seine Einweisung als geistig abnormer Rechtsbrecher. Und die Abnormität seiner Handlungen wird wohl kaum jemand in Zweifel ziehen.

Anders Breiviks letztlich unbegreifliche Tat lässt 76 Tote zurück, die jüngsten von jenen, die bereits identifiziert werden konnten, waren gerade erst 15 Jahre alt. Er hat Väter, Mütter, Töchter, Söhne, Brüder, Schwestern und Freunde ermordet und ihre Angehörigen mit Trauer und Schmerz überschüttet. Er hat die Lebensweise eines ganzen Landes angegriffen, die Entscheidung eines Volkes eine Kultur der Offenheit zu leben. Er wusste wie man auf seine Anschläge reagieren würde und nahm die Opfer als, für die Verwirklichung seiner Idee notwendig, in kauf. Der Tod von mindestens 76 Menschen war aber nicht nur für sie, sondern auch für ihren Täter sinnlos. Seine Ziele sind letztendlich an der Weigerung der Norweger gescheitert, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
„Wenn ein Mann so viel Hass zeigen kann, stellt euch vor, wie viel Liebe wir gemeinsam zeigen können.“ Stine Renate Håheim

Freitag, 22. Juli 2011

Der Fall Golowatow, oder: Ein kleiner beschissener Haftbefehl.

Die Litauer sind sauer, um nicht zu sagen stinksauer. Die Staatsanwaltschaft Wien hat den ehemaligen KGB-Offizier Mikhail Golowatow, der für ein Massaker während der litauischen Revolution 1991 verantwortlich gemacht wird, nach kurzer Anhaltung und trotz eines aufrechten Europäischen Haftbefehls wieder freigelassen. Eine Intervention Moskaus steht im Raum, von Inkompetenz der österreichischen Behörden ist die Rede. Der Vorsitzende des Außenausschusses des litauischen Parlaments sprach davon, dass Österreich seinem Land „ins Gesicht gespuckt“ hätte. Der Politikwissenschafter Vladimiras Laucius meinte gar Österreich sei „ein beschissenes kleines Land“.

Litauische Geschmacklosigkeit mit mangelndem historischen Hintergrundwissen (1938?)
Die Stimmung kocht zurzeit über an der Ostsee. Aber warum? In den Zeitungen der südlichsten Baltenrepublik kursieren Karikaturen in denen die aktuellen Vorkommnisse mit jenen des März 1938 auf höchst unschöne Art verglichen werden. In den Straßen von Vilnius werden rot-weiß-rote Fahnen mit Hammer und Sichel (aber ohne Adler) geschwenkt, der litauische Außenminister Audronius Azubalis meint, Österreich habe den Ratko Mladic des Baltikums laufen lassen. Am Ende schossen die Argumente hin und her, Stellungnahmen wurden Abgegeben, Solidaritätsbekundungen getätigt und Botschafter abgezogen. Es war als säße man in einem 3D-Kino in der zweiten Reihe und versuche der Handlung zu folgen.
Der gesuchte Golowatow hat 14 Tote zu verantworten, die bei einer von ihm geleiteten Kommandoaktion gegen die litauische Protestbewegung am 13. Jänner 1991 ums Leben kamen. Golowatow war der stellvertretende Kommandant der sowjetischen Spezialeinheit Alfa und leitete die Erstürmung des, von Anhängern der Unabhängigkeitsbewegung besetzten, Fernsehturms der litauischen Hauptstadt. Das Massaker ging als „Vilniusser Blutsonntag“ in die Geschichtsbücher ein. Für die Litauer ist dieses Datum so traumatisierend wie für die Österreicher der 12. März 1938, nur dass sie wirklich die Opfer waren. Zur Erinnerung an diesen Tag werden Münzen geprägt und Briefmarken herausgegeben. Für einen Durchschnittsösterreicher waren die Ereignisse um den Fernsehturm einer baltischen Stadt in der Größe von Graz aber bis dato wohl kaum ein Begriff.

Doch galt dies auch für die Staatsanwaltschaft Wien, die noch vor dem Verstreichen der möglichen 48-Stundenfrist die Enthaftung Golowatows anordnete? War es schlichte Unwissenheit, politischer Druck aus Mosklau oder doch reine Gesetzestreue, die zur Freilassung eines gesuchten Kriegsverbrechers durch die österreichischen Ermittlungsbehörden führte? 

Nach österreichischem Recht hat grundsätzlich die Staatsanwaltschaft mit gerichtlicher Bewilligung Festnahmen durch die Kriminalpolizei anzuordnen. Für Rechtshilfegesuche des Auslandes ist gleichfalls die Staatsanwaltschaft zuständig. Hat sie die Festnahme einer Person - mit Bewilligung eines österreichischen Gerichts, auch auf Ansuchen einer ausländischen Behörde - angeordnet, bleiben ihr 48 Stunden, um sie in die nächste Justizvollzugsanstalt zu überstellen und sie damit in die Obhut der Gerichtsbarkeit zu übergeben. Diese entscheidet dann über Untersuchungshaft oder Freilassung. 
Im vorliegenden Fall lag zwar ein europäischer Haftbefehl gegen den Gesuchten vor, da die inkrimierte Tat jedoch vor der Einführung dieses Rechtsmittels gesetzt worden war, behielt sich Österreich vor nach den davor geltenden Regeln zu verfahren. Von Litauen wurde daher eine Begründung für den Haftbefehl verlangt, eine Forderung, der es nicht innerhalb der gesetzten Frist nachkam. Dass die Frist den zeitlichen Spielraum der Staatsanwaltschaft, besagte 48 Stunden, nicht ausschöpfte ist ein Hauptkritikpunkt all jener, die in dieser Sache noch fähig sind rationale Überlegungen geltend zu machen. Dass Golowatow selbst nach der Erlassung des Europäischen Haftbefehls im Oktober 2010 acht Mal in die EU eingereist und hiefür von Finnland 2009 mit einem Schengen-Visum ausgestattet worden war, erzürnte die Gemüter in Litauen keineswegs so sehr wie die einige Stunden unter dem Möglichen gelegene Haft in Österreich. Ganze fünf Mal kam Golowatow seit seiner Fahndungsausschreibung nach Suomi. Die Tschechen, die der mutmaßliche Massenmörder zweimal mit seiner Anwesenheit beehrte wurden in den Straßen von Vilnius ebenso wenig ausgebuht wie Zypern, in das er einmal einreiste. Das mag auch damit zusammenhängen, dass diese Umstände erst später bekannt wurden, nachdem sich die öffentliche Empörung bereits voll und ganz auf das österreichische Vorgehen eingeschossen hatte. Die Tatsache, dass sich das angesprochene Massaker heuer auch noch zum zwanzigsten Mal jährte, kann ebenso zur Aktualität und Emotionalität der Affäre beigetragen haben.

Bleibt die Frage nach dem Vorliegen oder Nichtvorliegen einer russischen Einflussnahme. Österreich steht in engen und sehr ambivalenten Beziehungen zum größten Staat der Erde. Einerseits sind die Wirtschaftsverflechtungen mannigfaltig und intensiv - aus dem österreichischen Wintertourismus sind die Gäste aus Russland nicht mehr wegzudenken - andererseits kommt es immer wieder zu politisch heiklen Situationen. Die Ermordung eines tschetschenischen Dissidenten in Wien - mutmaßlich auf Betreiben des dortigen Potentaten Ramsan Kadyrow - ist, ebenso wie das Vorhandensein einer relativ großen tschetschenischen Diaspora in Österreich überhaupt, ein stetiger Reibungspunkt in den Beziehungen zu Moskau. Dass Österreich auf eine Anklage Kadyrows nur aus strafrechtlichen Gründen verzichtet hat, können jedenfalls nur wenige Beobachter glauben. 
Wenn das Abwehramt des österreichischen Bundesheeres neben einem landesverräterischen Unteroffizier auch einen russischen Agenten verhaftet, der an die Baupläne des Eurocopter gelangen wollte und der sich kurze Zeit später als diplomatisch immuner „Mitarbeiter“ der russischen Vertretung bei der UNO in Wien herausstellt, trägt das auch nicht unbedingt zu einem vertrauensvollen Verhältnis zwischen den beiden Staaten bei. Dass die Russische Föderation ihren Auslandsgeheimdienst SWR gerne von ihren Legalresidenturen in Wien aus operieren lässt, ist kein Geheimnis. Wenn es aber zum Nachteil Österreichs geschieht wird die Sache heikel und strafbar.

Hat Russland also seinen ohne Zweifel vorhandenen Einfluss in Österreich geltend gemacht? Mit Verweis auf einen entsprechenden Bericht der russischen Zeitung „Kommersant“ hält der Innsbrucker Politikwissenschafter Gerhard Mangott es zumindest für wahrscheinlich:
„Dies umso mehr, als der Eigentümer dieser Zeitung, Ališer Usmanov, mit der Führung Russlands ausgezeichnet vernetzt ist.
Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es politischen Druck Russlands gab. Es lässt sich aber nicht sagen, ob der Druck Russlands tatsächlich der Grund für die Entscheidung der Staatsanwaltschaft war, Golovatov zu enthaften. Ich wäre aber auch nicht überrascht, wenn es der russische Druck war, der letztlich zur Enthaftung führte.“ Der Standard
Sollte es sich tatsächlich um einen Interessenkonflikt gehandelt haben, so haben sich die beteiligten Parteien vielleicht für die angenehmere, aber womöglich nicht für die richtige Variante entschieden. Klar: Wenn es sich ein mitteleuropäischer Kleinstaat wie Österreich aussuchen kann, ob er sich mit Russland oder mit einem wirtschfts- und sicherheitspolitischen Fliegengewicht am Ostseestrand anlegt, wird er sich rationaler Weise für letztes entscheiden. Dass der Freigang eines gesuchten Kriegsverbrechers auch gewisse moralische Indikationen aufwirft ist natürlich eine andere Frage.

Betrachtet man die vorliegenden Informationen, könnte die österreichische Vorgangsweise aber auch von einer gewissen Ambivalenz geprägt gewesen sein. Immerhin wurde Golowatow nicht sofort enthaftet, auch wenn der zuständige Sektionschef des Justizministeriums später angab, dass man gegen ihn unter den gegebenen Umständen eigentlich gar nichts in der Hand hatte. Dass man Litauen für die Nachbesserung des Haftbefehls nicht die volle Frist einräumte mag ein Zugeständnis auf russischen Druck hin gewesen sein, dass man aber nicht sofort enthaftet hat, könnte doch auf den Versuch hindeuten, dass man den Balten ein Chance geben wollte, die sie schließlich aber nicht nutzten. Es wäre ein typisch österreichisches Verhalten, das - so könnte man meinen - der Handschrift von Diplomaten entspricht, die ihr Handwerk noch im kalten Krieg gelernt haben: Versuch es allen recht zu machen, verärgere keinen großen Nachbarn und sei am Ende nie der Schuldige.
Der grüne Nationalratsabgeordnete Peter Pilz erhebt in diesem Zusammenhang jedenfalls schwere Vorwürfe gegen den Generalsekretär im Außenministerium Johannes Kyrle:
„Mit seiner öffentlichen Erklärung, es habe keine russische Intervention gegeben, hat der Generalsekretär des Außenministeriums ganz offen gelogen.“ orf.at
 Pilz droht dem höchsten Beamten vom Minoritenplatz 8 mit parlamentarischen Konsequenzen. Ob er diese Drohung auch wahr machen kann, bleibt indes fraglich. Die Erfahrung lehrt, dass dem Nationalrat übermittelte Akten oft noch schwärzer sein können, als der Minister der sie aushändigt.

Es bleibt letztendlich nur zu hoffen, dass man nicht mehr lange mitansehen muss, wie die ganze österreichische Nation für das Verhalten ihrer Behörden nach dem Muster der Kollektivschuld mit Füßen getreten wird. Womöglich sollten die Litauer auch darauf verzichten von Österreich als einem kleinen beschissenen Land zu sprechen, solange ihr Land nicht um 20.000 km² wächst oder von mehr knapp 3 Millionen Menschen bevölkert wird. Eventuell wäre es einen Gedanken wert, dass Österreich das erste Land war, das Golowatow festnahm, bei seiner neunten Einreise in den Schengen-Raum, seit er international zur Fahndung ausgeschrieben wurde. Vielleicht sollten wir uns das nächste Mal aber auch einfach an der finnischen Kreativität orientieren. Für ihr Versäumnis machen die dortigen Stellen die unterschiedliche Schreibweise des Namens Golowatow verantwortlich.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Land der Frauen, Land der Männer, Land der größten Genderkenner

Jetzt haben sie's also doch geschafft. Jahrelang wurde lamentiert und herumgemosert, dass die österreichische Bundeshymne – völlig unzeitgemäßerweise – total auf die Frauen vergisst, wenn sie nur von großen Söhnen spricht. Skandalodingsbums! Nachdem nun auch ÖVP-Obmann Spindelegger die absolute Notwendigkeit der Textänderung erkannt hat, ist es so gut wie fix: Jetzt ist begnadet für das Schöne die „Heimat großer, Töchter, Söhne“.

Der textlichen Stringenz der Hymne schadet das nur in geringem Ausmaß, sie leidet ohnehin unter so manchen Holperern. Dass man den Staatsnamen im Refrain immer Öhöhösterreich singen muss, ist nur einer davon. Das mag mitunter auch darauf zurückzuführen sein, dass die Hymne nicht den astreinen Stammbaum hat, den man ihr 1946 bescheinigte, als man sie als Ersatz für die alte Haydn-Hymne („Gott erhalte, Gott beschütze...“) auserkor. Eigentlich war man ja der festen Überzeugung eine waschechte Mozart-Kantate als oberstes Musikstück der Zweiten Republik einzusetzen, das stellte sich in der Folge jedoch als falsch heraus. Die Hymne, ursprünglich auch noch als Kettenlied für die Freimaurer geschrieben – Ewald Stadler kriegt wahrscheinlich schon vom zuhören Gastritis –, stammt von Johann Holzer, ja genau dem Johann Holzer. Mozart hat sich die Melodie lediglich für ein größeres Gesamtwerk geborgt. Mit dem Urheberrecht war das früher noch nicht so streng, fragen Sie Johannes Hahn.
Eigentlich hätte man ja gerne das Haydn-Lied behalten, aber das erachtete man nach mehreren politischen Fehlschlägen, die jeweils einen eigenen Text auf dessen Melodie gefunden hatten – von „...innig bleibt mit Habsburgs Throne Österreichs Geschick vereint.“ über „Deutsche Liebe zart und weich – Vaterland, wie bist du herrlich, Gott mit dir, mein Österreich!“ bis hin zu „Deutschland, Deutschland über alles...“ – als wenig opportun. Die Geschichte, dass die Deutschen uns die Hymne gestohlen hätten ist dabei aber nur eine Halbwahrheit. Natürlich, in der Weimarer Zeit war das Deutschlandlied zur Hymne erklärt worden, die Bundesrepublik Deutschland verwendete die Melodie jedoch erst ab 1952 in Verbindung mit dessen dritter Strophe. Die österreichische Entscheidung gegen Haydn fiel jedoch schon sechs Jahre zuvor und war eine bewusste Abkehr von der als zu belastet empfundenen Melodie der alten Kaiserhymne. Dass sowohl die west-, als auch die ostdeutsche Hymne von Österreichern komponiert wurden, zeigt hingegen nur wie dringend unser Kulturüberschuss anderswo gebraucht wird.

Nun hatte man also eine neue Hymne und brauchte noch den Text dazu. Um die Popularität des Bundesliedes zu befördern entschloss man sich ein Preisausschreiben zu veranstalten und die besten Einreichungen in die engere Wahl zu ziehen. Letztlich setzte sich der Vorschlag von Paula Preradović durch, der nach einigen Modifikationen 1947 angenommen wurde. Schon fast typisch österreichisch ist, dass die erste Parodie auf den Text bereits durch Preradovićs Söhne geschaffen wurde, als ihre Mutter noch am Klavier saß und an ihrer Version herumprobierte:
„Land der Erbsen, Land der Bohnen,
Land der vier Besatzungszonen,
Wir verkaufen dich im Schleich, [Schleich = Schwarzhandel]
Vielgeliebtes Österreich!“ Fritz und Otto Molden
Die Familie Molden  – im Verlagsgewerbe tätig – sah sich in der Folge auch als Gralshüter von Preradovićs Schöpfung und verklagt auch heute noch jeden, der sich außer ihnen über den Hymnentext hermacht. Das bekam vor kurzem auch das Unterrichtsministerium zu spüren, das 2010 eine moderne Interpretation der Hymne durch Christina Stürmer aufführen hatte lassen. Sämtliche Klagen der Moldens wurden letztlich abgewiesen, nicht zuletzt auch jene, in der sie allen Ernstes Tantiemen für das Abspielen der Hymne verlangt hatten. Ihre Mutter aber hatte mit dem Erhalt des Preisgeldes von 10.000 Schilling sämtliche Rechte an die Republik abgetreten. So sind über die Jahre doch etliche Reminiszenzen zusammengekommen. Von der geschlechterpolitisch gleichfalls ungerechten Stefanie Werger,
„Land der selbsternannten Götter
Land der lächelnden Verräter
Land der Schwätzer und Verführer
Land der stolzesten Verlierer
Land der bestbezahlten Diebe
Land der Wehmut Land der Liebe
ungeschliffner Diamant
Vaterland“
bis zur immer etwas abgedrehten Punkrock-Gruppe Drahdiwaberl:
„Land der Äcker, Land der Dome
Land am Strom ohne Atome,
Land der Titel und Diplome
Heimat bist du großer Söhne
Heimat bist du großer Töchter
Zusatzvers der Frauenrechtler

Land der unmöglich begrenzten,
Land der Berg', der allerschensten,
Land der Seen und Lipizzaner,
Der Prohaskas und des Klammer

Land der Krone, Land des Staberl
Land der Gruppe Drahdiwaberl.“
Jetzt wird die gute alte Bundeshymne also im 65. Jahr ihres Bestehens gegendert, damit auch kein kleines Mädchen mehr in Tränen ausbrechen muss, wenn es sich nicht erwähnt findet. Ob man dann auch so weit geht die dritte Strophe auch gleich vom androzentristischen Machotext zu säubern ist aber fraglich. „Einig lass in Brüderchören, Vaterland, dir Treue schwören.“ ist zwar gleich doppelt so schlimm wie die Söhne, aber wer kennt schon die dritte Strophe der Bundeshymne? Ich wage zu behaupten, dass überhaupt mehr Leute „I am from Austria“ vom Anfang bis zum Ende auswendig können, als den ersten Abschnitt von „Land der Berge“. Der Aufstand gegen die Änderung ist bisher eher gedämpft ausgefallen. Die relativ wurschtige Einstellung der Nation zu Ihrer Hymne mag dabei eine Rolle spielen. Die Österreicher haben zu ihrer Hymne mit der Zeit ein gutes, aber kein emphatisches Verhältnis entwickelt. Ein Holzer ist eben kein Haydn.
Unzureichend ist aber auch ihre rechtliche Verankerung. Sie basiert nach wie vor auf einem Ministerratsbeschluss, hat also – im Gegensatz zu Flagge und Wappen – keine gesetzliche Grundlage, was mitunter von rechtsextremen Kreisen als „illegale Beseitigung“ des Haydn'schen Hymnus interpretiert wird. Beschließt der Nationalrat also wie angekündigt im Herbst die Änderung des Textes, nimmt er vielleicht auch die Gelegenheit wahr die Hymne endlich auf ordentliche rechtliche Füße zu stellen.

Was in der leidlichen Diskussion über political corectness bisher vergessen wurde sind freilich die Landeshymnen. Dass für die Steirer ihr Land zumindest musikalisch noch „bis zum Wendenland am Bett der Sav“ reicht und für die Tiroler durch die Hinrichtung von Andreas Hofer nicht nur „der Brüder Herz“ blutete, sondern „Ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz“ lag könnte man als noch gestriger ansehen, als die armen Söhnchen in der Bundeshymne. Die Kärntner setzen mit „Mannesmut und Frauentreu“ zwar überraschenderweise auf Genderkorrektheit, dass man bei ihnen aber „mit Blut die Grenze schrieb“ scheint ebenso verzichtbar wie die burgenländische Eingebung „Gottes Vaterhand“ schon oft empfunden zu haben. Und auch wenn die Salzburger momentan die einzige Landeshauptfrau haben, für ihre Hymne wohnen sie immer noch im „Land unsrer Väter“. Auch wird nicht jede Erwähnung der holden Weiblichkeit überall gleichen Anklang finden: Wenn zum Beispiel die Vorarlberger vom „lieben, guten Mütterlein“ singen, dampft es der grünen Liga für Frauenrechte sicher aus den Ohren.

Insgesamt ist die Diskussion um eine genderkorrekte Nationalhymne so überflüssig wie Fußpilz. Wer glaubt Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen indem er/sie an nationalen Symbolen herumdoktert, setzt den Hebel wohl eindeutig an der falschen Stelle an. In Deutschland würde niemand auf die Idee kommen das „Vaterland“ und das „brüderliche Streben“ zu beseitigen, nur weil eine scheidende Abgeordnete sich selbstverwirklichen möchte. Die Bundeshymne ist immerhin von einer Frau getextet worden. Soll man jetzt fordern, dass die zwei anderen Strophen von einem Mann und einer Transgenderperson umgedichtet werden? Muss man jetzt die Pummerin in das Pummer und den Bundesadler in das Föderalgeflügel umbenennen? Gottseidank hält Letzterer zumindest die Sichel und den Hammer in seinen Fängen, ein Kritikpunkt weniger. Wenn man glaubt jetzt unzweifelhaft feststellen zu müssen, dass es in Österreich auch Töchter gibt: bitte. Man kann den Text einer Hymne jederzeit ändern, bis ihn die Leute dann aber auch so singen, wird es wohl noch einige Zeit dauern.

Montag, 4. Juli 2011

Ein Stück Geschichte geht, oder: Otto der Konrtoverse ist tot.

Kaiser Franz Joseph I. und Otto Habsburg
Otto Habsburg-Lothringen ist tot. Mit 98 Jahren ist der Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl in seinem Haus in Bayern verstorben. Kaum ein Mensch hat mehr europäische Geschichte erlebt als er, aber auch kaum ein Österreicher seiner Generation war so umstritten.

Mit Otto Habsburg starb nicht nur jemand, der Roosevelt, De Gaulle und Churchill kannte und es ablehnte Hitler auch nur zu treffen, weil er als einer der Wenigsten dessen Buch auch gelesen hatte, er war vermutlich auch der letzte noch lebende Mensch, der Kaiser Franz Joseph noch persönlich begegnet war. Otto Habsburg war gewiss kein Völkermessias, der als Thronprätendent seine Flügel über Zentraleuropa ausbreitete. Er war sicher auch nicht die Ausgeburt der Toleranz, allein seine Aussagen über das US-amerikanische State Department haben die Grenzen des guten Geschmacks gesprengt, auch wenn er sie später dementierte:
„Das Pentagon ist heute eine jüdische Institution.“ Der Standard
Außerdem meinte der Kaiserspross Russland sei gefährlich und der Irak wimmle nur so von Kommunisten. Den Putsch des austrofaschistischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß hieß er ausdrücklich gut. Auf die Frage, ob er kein Problem damit habe, „dass Dollfuss das Parlament auflöste, Parteien und Gewerkschaften verbot“, antwortete er: „Überhaupt keines. Wenn es ums Land geht, bin ich zu jeglicher Sache bereit.“ Kam die Rede auf den Anschluss war Habsburg immer ein großer Verfechter der Opferthese. Man habe die Söhne seines Vetters Max Hohenberg - des Sohnes von Erzherzog Ferdinand - auf den Heldenplatz geschleift, meinte er dann immer. Dass wohl nur eine Minderheit unfreiwillig dort war, sah er nicht ein. Andererseits sah sich Habsburg quasi aus Geburtsrecht stets als Anwalt Österreichs und Anwälte neigen bekanntlich zum Schönreden. Dass er aber über seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse gelogen hätte ist zu bezweifeln. Otto Habsburg war so katholisch, dass es weh tut und hat wohl auch das achte Gebot sehr ernst genommen. Dass er neben kleineren Aktionen - Österreich wurde durch seinen Einfluss auf der US-Markenserie „Occupied Nations“ verewigt - auch anderes erreichte scheint daher durchaus plausibel:
„Irgendein verbitterter österreichischer Emigrant, der offensichtlich schlecht in Bad Vöslau behandelt worden war, hat gesagt, das sei eines der Zentren der wissenschaftlichen Forschung der deutschen Vernichtungsbomben. Man müsse daher Bad Vöslau auslöschen. Das ist mir zu Ohren gekommen. Und da habe ich damals Roosevelt Beweise vorgelegt, dass es Unsinn ist, was man da erzählt. Ich habe erreicht, dass Bad Vöslau nicht bombardiert wurde.“ Die Presse
Otto Habsburg durfte nach dem Krieg nicht nach Österreich einreisen, da er nicht wie gefordert auf seine Herrschaftsrechte und die Mitgliedschaft im Hause Habsburg-Lothringen verzichten wollte. Seinen Sohn ließ er ins Taufregister als „Erzherzog von Österreich und königlicher Prinz von Ungarn“ eintragen. Die Diskussion über die Rückkehr Habsburg-Lothringens stürzte die damalige österreichische Regierung in eine tiefe Krise. Während die ÖVP dafür eintrat die Landesverweisung aufzuheben, war die SPÖ strikt dagegen. Schließlich unterschrieb Habsburg die Verzichtserklärung doch, aber mit Murren: 
„Ich habe das für eine solche Infamie gehalten. Ich hätte es am liebsten überhaupt nie unterschrieben. Außerdem verlangte man von mir, nicht mehr Politik zu machen. Das wäre mir nicht im Traum nicht eingefallen.“ Die Presse
Doch selbst danach konnten sich die Koalitionspartner nicht darauf einigen die Verzichtserklärung als ausreichend zu beurteilen, bis der Verwaltungsgerichtshof ihnen die Entscheidung abnahm und in einem Dovolutionserkenntnis feststellte, dass die Erklärung gesetzeskonform sei. Teile der Bundesregierung versuchten dennoch seine Rückkehr zu verhindern. Kreisky, damals Außenminister, gab die Weisung an Otto Habsburg keinen Reisepass auszustellen. Schließlich stellte die ÖVP-geführte niederösterreichische Landesregierung fest, dass er österreichischer Staatsbürger sei. Habsburg erhielt nunmehr einen österreichischen Pass, jedoch mit der Einschränkung, dass dieser für alle Staaten der Welt, mit Ausnahme Österreichs gelte. Ein Reisedokument ohne diese Klausel wurde ihm erst durch die ÖVP-Alleinregierung unter Bundeskanzler Klaus ausgestellt. Habsburgs Rückkehr am 31. Oktober 1966 löste in Österreich dennoch Streiks und Demonstrationen aus. Insbesondere die Sozialdemokratie hatte sich auf eine strikte Anti-Habsburg-Linie eingeschossen. Das Verhältnis normalisierte sich erst, als Otto Habsburg und Bruno Kreisky 1972 zusammentrafen. Habsburgs Mutter Zita, die sich Zeit ihres Lebens weigerte die Republik anzuerkennen, durfte jedoch erst 1982 nach Österreich zurückkehren.

Otto Habsburg war jahrzehntelang vor allem Europapolitiker. Er war Vorsitzender der Paneuropaunion und organisierte jenes Picknick an der österreichisch-ungarischen Grenze mit, bei dem hunderte DDR-Bürger in den Westen fliehen konnten. Da er auch über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügte, saß er lange Zeit für die bayrische CSU im Europaparlament, wo er - zum Leidwesen der Dolmetscher - auch Stehgreifdebatten in Latein führte. Habsburg war ohne Zweifel überaus gebildet. Er sprach sieben Sprachen fließend und war sowohl nach dem österreichischen, als auch nach dem ungarischen Gymnasiallehrplan unterrichtet worden. Erzkatholisch blieb er zeitlebens, die Seligsprechung seines Vaters Karl war dabei nur eine Episode. Für jemanden, der zu seiner Geburt noch als zukünftiger Herrscher über ein Millionenreich auserkoren war, entwickelte er jedoch in manchen Bereichen auch eine erstaunliche Toleranz.  In anderen ließ er sie leider gänzlich vermissen. Eigentlich erstaunlich bei einem Menschen, der wie kaum ein anderer seiner Generation, Geschichte aktiv miterleben durfte: Mitglied des Hauses Habsburg zu sein, so meinte er einmal, sei zu vergleichen mit dem Tragend des Judensternes. Man hätte sich da wirklich mehr historisches Feingefühl erwartet.

Wie soll man so einen Grenzgänger also bewerten. Sicher: Otto Habsburg-Lothringen dürfte wohl einer der interessantesten Gesprächspartner gewesen sein, den man sich vorstellen kann. Er setzte sich zweifelsohne während des Krieges für die ehemaligen Länder der Donaumonarchie ein. Er ließ sich, im Gegensatz zum Sohn des deutschen Ex-Kaisers Wilhelm, nicht von Hitler instrumentalisieren, eine Tatsache, die man ihm sicher hoch anrechnen muss. Zu Schuschniggs berühmter Radioansprache, in der er sagte er wolle kein deutsches Blut vergießen, meinte er, dieser habe damit eben akzeptiert, dass österreichisches Blut vergossen werde.
Andererseits war er aber blind gegenüber den diktatorischen Intentionen des austrofaschistischen Regimes oder hieß diese sogar gut. In seinen Aufzählungen der nationalsozialistischen Opfer Österreichs nahm der 1934 ermordete und etwas kurz geratene Millimetternich Dollfuß immer einen prominente Platz ein. Die österreichische Sozialdemokratie überzog er nach Möglichkeit mit Schelte. Den Titel Kommunistenfresser hätte er wohl als Auszeichnung empfunden. Interviews gab er allen, auch Mölzers rechter Postille „Zur Zeit“. Auf allerlei schwarz-gelben Veranstaltungen ließ er sich gerne mit kaiserliche Hoheit ansprechen, ein Titel, der ihm durch das Adelsaufhebungsgesetz von 1919 nicht mehr zustand. Gegen die Republik zog er vor allem vor den Gerichten zu Felde, wobei die meisten seiner Restitutionsklagen abgewiesen wurden. Die Einsicht, dass das Vermögen seiner Vorfahren vor allem aus jenem der Untertanen requiriert worden war, wäre ihm wohl nie gekommen.
Egal wie man letztendlich zu ihm steht, Otto Habsburg-Lothringen, als Kind Thronfolger einer europäischen Großmacht ist als Bürger dieser Republik gestorben und zumindest sie hat mit ihm und seiner Familie mittlerweile ihren Frieden gemacht: Vor kurzem hat der Nationalrat das Kandidaturverbot für die Habsburger bei Bundespräsidentenwahlen aufgehoben.

Freitag, 1. Juli 2011

Esoterik und Homöopathie, oder: rezeptfreier Schwachsinn

„Es gibt schon mehr zwischen Himmel und Erde, als wir mit wissenschaftlichen Mitteln erklären können.“ Solche Sätze, meist am späteren Abend und in fortgeschrittener Alkoholisierung geäußert, fallen in die Toleranzgrenze, die vernünftige Menschen haben sollten. Sie sind das Produkt eines Bedürfnisses nach mehr, nach dem Unerklärlichen, dem großen Plan, der Hoffnung. Irgendwie betäubt sich jeder damit, wenn er es nicht zufrieden ist, einer von knapp sieben Milliarden kognitiv beschränkten Individuen auf dem dritten inneren Planeten eines mittelkleinen Sternes am Rande einer von vielleicht etwa 170 Milliarden Galaxien zu sein.

Aber dann gibt es da noch die, die noch mehr wollen. Die, die an etwas glauben, das nicht in das allgemein anerkannte Schema passt. Da sind zum Beispiel die Anhänger des Engelswerkes, überzeugt davon, dass sie von unsichtbaren Wesen beschirmt werden oder die Ufologen, von denen die Angeseheneren versichern, schon mit einer venusischen Analsonde Intimkontakt gehabt zu haben. Von der Gralsforschung über das Pendeln, Wünschelrutengehen und Astrologie bis hin zum Kreationismus versuchen Hundertschaften von unter Realitätsphobie leidenden Spinnern die Welt von ihrer Wahrheit zu überzeugen. Einer Wahrheit, die sie nicht beweisen können, die sich wegen ihrer Transzendenz manchmal aber auch nicht widerlegen lässt. Aber wo sind die Grenzen zwischen einer Großmutter die jeden Sonntag in der Kirche eine Kerze für das Seelenheil ihrer Enkel anzündet und einem nackten Wahnsinnigen in Cowboystiefeln, der sich als Reinkarnation Jesu sieht? Sie sind fließend. Gefährlich werden solche psychischen Trostpflaster erst, wenn sie beginnen den Seinszusammenhang der wirklichen Welt zu negieren oder anzugreifen beziehungsweise, wenn sie mit ihrem nicht belegbaren Anspruch auf umfassende Richtigkeit den Menschen und der Gesellschaft Schaden zufügen. Ein Beispiel:

Die Überdosis eines Medikaments schadet. Das ist eine Binsenweisheit sondergleichen. Warum aber sollten sich dann mehrere Menschen an einem öffentlichen Ort einfinden, um gemeinsam eine Arznei in mehrfacher Potenz der empfohlenen Regeleinheit einzunehmen? Vielleicht sind es ja suizidale Sektenspinner? Nein, die Antwort ist einfacher: Das Medikament ist gar keines, wird aber als solches angepriesen.

Die Schluckspechte wiederum sind sogenannte Skeptiker, die der Welt den Schwachsinn der Homöopathie vorführen wollen. Globuli, Tropfen, Schüssler-Salze: das alles geht millionfach und zu horrenden Preisen über die Apothekentische Europas und der Welt. Manch ein Tinkturenpanscher hat sich gar auf den Verkauf alternativmedizinischer Produkte spezialisiert, von denen bisher kein einziges ein seriöses Arzneimittelzulassungsverfahren oder auch nur einen Wirksamkeitstest bestanden hat. Die Leute kaufen trotzdem und verabreichen den teuren Schmodder sich selbst und ihren fiebrigen Kindern. Zugegeben: Selten entsteht dabei ein gesundheitlicher Schaden für die Patienten. Die Mittelchen selbst bestehen ja nur aus Zucker und Alkohol. Probleme entstehen erst, wenn schwerwiegende Symptome einer schulmedizinischen Abklärung vorenthalten werden, weil man glaubt, man müsse nur seinen Mineralienhaushalt nach den Anleitungen von Dr. Schüssler ins Gleichgewicht bringen, um eine Lungenentzündung wegzusalzen. Manche Homöopathen schwören der Schulmedizin gleich ganz ab, andere geben sich konzilianter:
„Nur wenn ein Tumor größer ist als eine Faust und beginnt zu zerfallen, muss er operativ entfernt werden.“ 'Dr.' Alex im Spiegel
Wer erinnert sich da nicht an den dramatischen Fall der kleinen Olivia, deren geistig umnachtete Eltern 1995 der Meinung waren, ihr mehrere Kilo schweres Krebsgeschwür ließe sich durch Handauflegungen des Scharlatans Ryke Geerd Hamer heilen. Das Kind konnte erst durch den Entzug der Erziehungsberechtigung gerettet werden. Hamer, der sich als Gegner der „jüdischen sog. Schulmedizin“ (Deutsche Krebsgesellschaft) sieht, geriet danach wieder in die Schlagzeilen, als er einem an HIV leidenden Elternpaar einredete, die Krankheit existiere gar nicht, woraufhin die Mutter ihr Baby durch das Stillen mit dem Immunschwächevirus ansteckte. (Die Presse)

Natürlich ist nicht jede Mutter, die ihrem hustenden Kind Bachblüten-Tropfen gibt, deshalb gleich eine geistesgestörte Weltfremde, aber sie tut es sicher nicht ohne Hintergedanken. Die Anwendung alternativmedizinischer Methoden wird oft schon als valide Alternative zu und weniger belastend als ein Kinderaspirin angesehen. Dahinter steckt oft die tiefe Angst etwas falsch zu machen. Hand in Hand mit dem Homöopathiewahn geht deshalb etwa auch die Weigerung seine Kinder impfen zu lassen. Natürlich hat Schulmedizin Nebenwirkungen und kann in schwerwiegenden Fällen auch Schaden anrichten, aber die Alternativmedizin stellt schon allein deswegen keine wirkliche Alternative dar, weil sie eben keine Medizin ist. Bei Bachblüten-Tinkturen und Schüssler-Salzen fürchtet man sich deshalb vergeblich vor Nebenwirkungen, weil sie überhaupt nicht wirken. Aber natürlich geht jeder Husten irgendwann vorbei und der überzeugte Anwender wird das dem Placebo zuschreiben, das er zu diesem Zwecke fleißig eingenommen hat.

Mit der Leichtgläubigkeit, Unsicherheit und Unwissenheit der Menschen lässt sich bekanntlich das meiste Geld verdienen. Ob nun vor 500 Jahren die Päpste den Ablass verkauften oder heute ein Wunderjoghurt die Darmflora unterstützt, der Beschiss bleibt immer der gleiche. Auch hinter der Homöopathie steckt eine finanziell erfolgreiche Industrie, die ihre Einnahmequelle, die grassierende menschliche Dummheit, natürlich nicht verlieren möchte. Der weltweite Umsatz mit dem pseudomedizinischen Huschpfusch wird auf jährlich 2 Milliarden Euro geschätzt, weshalb besagte Industrie auch nicht müde wird zu beteuern, dass standardisierte Medikamententests ihre Produkte diskriminieren. Alternative Tests, die wissenschaftlichen Standards entsprechen und die Wirksamkeit der Kugerl, Pulverl und Tröpferl bestätigen könnten, wurden bislang aber auch nicht vorgelegt. Als Testimonials schickt man meistens ein paar Hausfrauen aus der oberen Mittelschicht vor, die darauf schwören, was auch immer diese Wissenschaft behaupte: ihnen habe die Homöopathie geholfen. Von fadenscheinigen Argumenten wie dem Placeboeffekt oder der an den Haaren herbeigezogenen Tatsache, dass der menschliche Körper Krankheiten auch durch Selbstheilung besiegen kann, lassen sie sich nicht überzeugen.

Die Wenigsten hinterfragen dabei den gedanklichen Hintergrund dieser mirakulösen Kurpfuscherei. Erfunden vom Deutschen Samuel Hahnemann, will die Homöopathie mittels hoch verdünnten Giften Krankheiten heilen, die dieselben Symptome hervorrufen wie die Vergiftung mit dem unverdünnten „Heilmittel“ bei Gesunden. Verursacht eine Krankheit also einen trockenen Mund, Augenschmerzen und Müdigkeit, wird sie am besten mit Tollkirschensaft behandelt, weil der dieselben Probleme macht. Im Prinzip geht es also darum, einem Ertrinkenden einen Kübel Wasser anzuschütten, damit er nicht ersäuft. Aber natürlich wäre die Homöopathie schon längst als der Schwachsinn entlarvt, der sie ist, wenn sie Leute einfach nur vergiften würde. Nein, so einfach ist die Sache dann doch wieder nicht. Denn die sogenannten Ursubstanzen (=Gifte) werden wie gesagt nur in hoher Potenz, also sehr stark verdünnt verabreicht. Je höher die Potenz, desto teurer wird das Mittel und desto weniger an Wirkstoff ist darin enthalten. Die Potenzhöhe lässt sich dabei an den auf den Präparaten angegebenen Ds ablesen: D 1 bedeutet ein Mischverhältnis zwischen Ursubstanz und Trägerflüssigkeit (in der Regel Alkohol) von 1:10, mit jedem D kommt eine Null dazu. Bei D 78 kommt statistisch gesehen dann schon nur noch ein Molekül des ursprünglichen Giftes auf alle Moleküle des Universums, die Ursubstanz ist also de facto nicht mehr vorhanden. Trotzdem gibt es, so Hahnemanns Theorie, seine Informationen - welche auch immer das sein mögen - an den Trägeralkohol weiter. Der Schmafu erinnert dezent an das sogenannte „Granderwasser“, das - in Metallstäbe gefüllt - seine unverfälschten Informationen an das umströmende Nass abgeben soll. Der „Erfinder“ Johann Grander wurde für diesen Humbug sogar mit dem österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet, wobei zu hoffen steht, dass er es eher für die Kunst, leichtgläubigen Esoterikaffinen das Geld aus der Tasche zu ziehen, denn für die Wissenschaft erhalten hat. Dass Wasser oder Alkohol gezielt Informationen speichern und weitergeben können, ist bis dato jedenfalls nicht erwiesen worden:
„[Die] Prinzipien der Homöopathie [sind] biologisch in höchstem Maße unplausibel. Wie ein Arzneimittel wirken soll, das so hoch verdünnt ist, dass meist kein einziges Wirkstoffmolekül mehr darin enthalten ist, lässt sich mit den fundamentalen Erkenntnissen der Wissenschaft und den Naturgesetzen nicht in Einklang bringen. Wenn Wasser, wie die Homöopathen behaupten, wirklich eine Art Gedächtnis hat, dann müssten die Lehrbücher der Physik neu geschrieben werden - und das ist im allerhöchsten Maße unwahrscheinlich. Wenn jemand wirklich zeigt, wie die Homöopathie wirkt - dann hat er nicht einen Nobelpreis in der Tasche, sondern mehrere.“ Prof. Edzard Ernst im Spiegel
In Österreich ist Homöopathie, Schande über uns, doch tatsächlich als Teil der Medizin anerkannt. Die alternativmedizinischem Mittel werden sogar im Arzneimittelgesetz aufgeführt, dessen § 1 Abs. 10 auch nicht recht weiß, wie er den Schmus umschreiben soll:
„,Homöopathische Arzneimittelʻ sind Arzneimittel, die [...] aus Substanzen hergestellt worden sind, die homöopathische Ursubstanzen genannt werden. Ein homöopathisches Arzneimittel kann auch mehrere Wirkstoffe enthalten.“
Die de facto einzigen Wirkstoffe bleiben dabei Alkohol (Tropfen) und Zucker (Globuli). Das macht es dem Arzneimittelgesetz auch einfach in § 11 die meisten Homöopathika von der Zulassung als Medikament auszuschließen: 
„Homöopathische Arzneispezialitäten unterliegen nicht der Zulassungspflicht [...], wenn sie [...] nur in Verdünnungen abgegeben werden, die die Unbedenklichkeit der Arzneispezialität garantieren.“
 Da das auf die überwältigende Mehrheit zutrifft, sind die Präparate weder Zulassungs-, noch Rezept-, aber meist Apothekenpflichtig. Das hat für die Apotheker natürlich vor allem einen finanziellen Vorteil. Kaum ein Pharmakologe verkauft die Placebos nicht.
Seriöse Mediziner warnen indes davor, Kindern regelmäßig homöopathische Tropfen zu verabreichen, da im frühkindlichen Stadium auch kleine Mengen Alkohol die Entwicklung des Nachwuchses gefährden können.

Selbst gut gemeinte und scheinbar harmlose Spinnereien können also negative Nebeneffekte haben. Solche Einwände beirren die Verfechter der Homöopathie aber natürlich nicht. Die Anhängerschaft von Wunderwuzzi Hahnemann ist dabei breit gefächert und geht von den Nazis, die mit der Homöopathie die „verjudete Schulmedizin“ überwinden wollten, bis hin zur katholischen Ärzteschaft. Die möchte Neuerdings Schwule mit Globuli heilen, was ja an und für sich sehr stimmig ist, weil eine Medizin, die keine ist, bei einer Krankheit, die keine ist, ganz sicher durchschlagende Erfolge verspricht.

Es ist überhaupt ein konstitutives Element aller ideologisch-extremistischen und esoterischen Strömungen, dass sie einander häufig bekriegen aber dennoch jede Versatzstücke der anderen in sich birgt. Himmler etwa erforschte die „germanische Magie“ und war felsenfest von der Reinkarnation überzeugt. Die immer gut geschminkte, aber mittlerweile krebskranke Sektenführerin Uriella lud Wasser in ihrer Badewanne mit kosmischer Energie auf, was dieses ungenießbar machte. Kurz: Wer an Engel, UFOs und Astralerscheinungen glaubt, trinkt mit erhöhter Wahrscheinlich auch Granderwasser, hat Räucherstäbchen zuhause und lebt vegan.
Eine weitere Grundeigenschaft solcher Weltanschauungen ist deren Hang zum Zirkelschluss und ihr Dogmatismus. Diskussionen mit Überzeugten sind in den Meisten Fällen sinnlos, weil man ein in sich stimmiges System von außen nur schwer aufbrechen kann. Gegen ein „mir hilft's aber“ und ein „ich glaub halt dran“, lässt sich ohnehin nichts sinnvolles einwenden. Es ist im Grunde wie in der Politik auch: Die, die sich als aufgeschlossen und progressiv präsentieren, sind oft die schlimmsten Dogmatiker und Reaktionäre:
„Von uns Wissenschaftlern behaupten Homöopathen ständig, dass wir militant seien. Dabei ist die Wissenschaft nicht dogmatisch und nicht militant. Wenn Sie sehen, was vor 30 Jahren die wissenschaftlich ausgerichtete Medizin wusste und was heute der Stand des Wissens ist - das ist vollkommen unterschiedlich, alles ist ständig im Fluss. Der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch, der 1951 gestorben ist, würde heute mit Sicherheit durch jede Chirurgieprüfung fallen. Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, starb mehr als 100 Jahre vor Sauerbruch - und er könnte natürlich auch heute noch alle Homöopathieprüfungen absolvieren. Denn die Homöopathie hat sich nicht wesentlich weiterentwickelt. Sie darf es auch gar nicht, denn sie ist ein Dogma.“  Prof. Edzard Ernst im Spiegel