... passiert es, dass ich mich maßlos aufrege. Man möchte meinen als angehender Politikwissenschaftler hat man alles gehört und gelesen was nennenswerte Aufregung verursachen könnte: Vom stillen Völkermord in irgendeinem gottverlassenen Drittweltland, das nicht nur Amerikaner nicht auf der Weltkarte finden, über geldgierige Beamte und Politiker die sich Amtsmissbrauch mit lukrativen Beraterjobs in der Privatwirtschaft entlohnen lassen bis hin zu Menschen die für Brosamen ihr Land verraten. Aber wie gesagt, hin und wieder sind relative Kleinigkeiten in der Lage mich in Rage zu versetzen. Leute die mich kennen würden einwenden, dass das nicht gerade schwer ist, ich lasse das Argument diesmal aber deshalb nicht gelten, weil es sich in diesem Fall um eine Materie handelt die nicht nur mich zur Weißglut treibt:
Die UnibesetzerInnen/Audima(r)xistInnen.
Eine leidige Diskussion möchte man meinen, aber dieses Konglomerat an Weltanschauungsdivergenzen und politischer Logoröh ist an bodenloser Dummheit, Ignoranz und Überheblichkeit kaum mehr zu unter-/überbieten. Um die überwallenden Informationslage anschaulich darzustellen, seien hier nur einige Beispiele aufgeführt:
- Im Auditorium Maximum zu Vindobona, so vernimmt man allenthalben, hat die basisdemokratische Wurstelgemeinschaft, an der teilzunehmen von Gottfried Küssel bis Ute Bock jeder willkommen ist, beschlossen einen Lesbigenderlinkenfrauenblock einzurichten um der angeblich ausufernden Sexualübergriffe im heimischen Hochschulwesen Herr - pardon - Mensch zu werden. Abgesehen von gelegentlichen Berichten die die Zudringlichkeiten eines gewissen Professors mit norwegischem Vornamen betreffen, der Studentinnen (diesmal mit kleinem "i") mit hübscher Larve, die auch nur eine Unterschrift von ihm brauchen zu allerlei Tet-a-tets einlädt, ist mir dererlei jedoch bisher noch nicht zu Ohren gekommen. Sei es wie es sei, die Mähr geht, dass Träger eines Y-Chromosoms mitunter gewaltsam aus diesem Vulvarefugium vertrieben werden um die Herr-/Frauschaft des Östrogens zu sichern. Zwar nicht medial belegt, aber mittlerweile von etlichen Quellen vernommen.
-Bei diversen Diskussionsveranstaltungen, die der Oesterreichische RundFunk netterweise im Spätprogramm überträgt, weil ja nachmittags auf dem ersten Programm niemand verpassen darf ob Anna ihren Jan oder Jens doch noch bekommt und am Zweiten Frau Hermi aus Oberpullendorf der grotesk lächelnden Lissi Engstler erzählen muss warum sie von Kren Flatulenz bekommt und das Internet furchtbar findet, bemüßigen sich Studenten aller politischen Spektren jegliche Art von Verbaldurchfall von sich zu geben die einem nur einfallen kann:
--> Eine Jusstudentin, flankiert von einem uns allen wohlbekannter Ägyptoaustrianer im Polohemd, bezweifelt, dass Studenten überhaupt Steuern bezahlen und hat offensichtlich noch nicht mitbekommen, dass trotz des Scheiterns der zusätzlichen Abgabenerhebung auf Wachteleier, in Österreich auf Waren und Dienstleistungen noch immer Mehrwertsteuer eingetrieben wird. Studenten die nur von der Liebe leben sind meines Wissens nach nicht mehr aufgetaucht, seit Franz Antel (Friede seiner Asche) aus dem Filmgeschäft ausgestiegen ist.
--> Dafür lässt eine Audimaxemissärin im Gegenzug durchblicken, dass sie Besteuerung generell für Schwachsinnig hält und kann sich eigentlich gleich bei der Nationalen Volkspartei einschreiben lassen die sicher ähnliches im Sinn hat und sich auch gerne über den „Zinswucher“ beklagt.
--> Selbige Dame schwärmt auch gleichzeitig von den Vorzügen der „Volksküche“. Ein etwas befremdlicher Terminus für eine Verköstigungseinrichtung deren lukullische Höchstleistung sich auf Kartoffeln, Bohnen und Zwiebeln beschränkt, zumal dort auch etliche jener Leute essen dürften die sich bemüßigt gefühlt haben just am 26. Oktober eine „Still not loving Austria“-Demo abzuhalten in der sie die Abschaffung des österreichischen Staates – von dem sie sonst mehr Geld für alles wollen - nebst assoziierter Nation gefordert und sich selbst inbrünstig als „Volksverräter“ tituliert haben. Solche Forderungen hat man seit den Märztagen des Jahres 1938 hierzulande nur noch selten vernommen. Die genannte „VoKü“ bietet Speis und Trank für jeden der bereit ist das Risiko dort zu essen einzugehen oder der bereits einschlägige Esserfahrung in einem Arbeiter- und Bauernparadies gesammelt hat.
--> Die Anwesenheit einer gewissen Tirolerin (der Herrgott hat ihnen vermutlich diesen Dialekt gegeben damit sich die Worte „Kchommunismus ischt schuper!“ möglichst bescheuert anhören) die sich in der ÖH-Bundesvertretung engagiert, soll hier auch nicht verschwiegen werden: Nebst Unizugang für alle (das schließt vermutlich auch die Zogajs ein) und Unis ohne Prüfungen schließt sich auch eine Förderung von 100.000 € für die Besetzung einer Bildungseinrichtung in den Forderungs- und Aktionsplan dieser Vertretung ein.
- Es soll auch nicht unerwähnt bleiben welche materiellen Auswirkungen die Unibesetzung auf die Infrastruktur des Universitätshauptgebäudes hat. Nebst allerlei kreativen Verschönerungsmaßnahmen auf erst kürzlich renovierten Wänden und dem demolieren von WC-Türen (Wie schafft man es bitte eine Tür gänzlich in zwei Teile zu zerbrechen?) durfte ich auch, gemeinsam mit einem Studienkollegen, Zeuge werden wie nicht nur das Klopapier auf den hochschulischen Sanitäreinrichtungen zur Neige ging, sondern sich Studierende auch mit ihren Fäkalien künstlerisch verwirklicht haben (eine Aktion die wahrscheinlich sogar Hermann Nitsch grauslich finden würde).
Abschließend bleibt zu sagen, dass die jetzige Kontroverse nichts anderes ist als ein Sittenbild unserer Gesellschaft und des politischen Systems in dieser Republik:
Probleme werden so lange außer Acht gelassen bis sie lästig genug werden. Je jünger die Teilnehmer desto extremer die Ansichten und Kompromisse sind aus vielerlei Gründen tatsächlich nicht mehr möglich. Ein Budget, das seit Jahren nicht mehr ausgeglichen ist und das heuer wieder eine Neuverschuldung von schätzomativ mehr als 4,5% BIP verursachen wird, in einem Land in dem sich das Innenministerium für seine Polizisten keine Handschuhe für den Winter leisten kann, in dem per Budgetbegleitgesetz die Geschworenengerichtsbarkeit drastisch eingeschränkt wird weil man sich Einsparungen erhofft und in dem Lehrer neuerdings aus Mittelmangel ihre Kreide selber kaufen müssen, wird für eine Universitätsreform die eine tatsächliche Reform ist und die wohl mehrere hundert Millionen bis Milliarden Euro kosten wird, budgetär nicht einmal die geringste Chance auf Umsetzung bestehen. Die naive Frage, warum denn für die Banken Geld da sei verweise ich auf folgende Feststellung: Wenn man die Wahl hat zwischen einer gigantischen Neuverschuldung und dem Totalzusammenbruch des Wirtschaftssystems, hat man eigentlich keine Wahl, während ein Bildungssystem nur langsam und nicht ad hoc vor die Hunde geht.
Vom politischen Willen zur Reform brauchten wir eigentlich gar nicht erst zu reden: Zwischen den AG-Vertretern die ihren Kragen nur für das offizielle Homepagefoto runterklappen und ansonsten aussehen als hätte die ÖVP eine Klonfabrik für schmierige Parteikader eröffnet und der ewig vormorgigen Linken die sich vor lauter gesellschaftspolitischer Reformbegeisterung kaum auf das Machbare zu konzentrieren vermag hat sich mittlerweile ein größerer Graben gebildet als zwischen Israelis und Palästinensern. Traurig, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Nordkorea einen Demokratie- und der Iran einen Simeon-Wiesenthal-Kongress abhält höher ist, als dass sich die Österreichische Hochschülerschaft auf eine einheitliche Linie in ihren bildungspolitischen Forderungen einigt. Solange glattgegelte , machtgeile, zynische Kragenaufsteller und weltfremde, staatshassende, marxistische KokabauernunterstützerInnen das Sagen haben wird wohl kein Platz sein für die Wesentlichen Erkenntnisse:
--> Johannes Hahn ist ein unfähiger, uneinsichtiger Möchtegernakademiker der vor Arroganz nur so sprüht und um keinen Deut besser ist als seine infernale Vorgängerin, die Mutter aller Bildungskatastrophen, Elisabeth Gehrer.
--> Der Staat hat kein Geld, hat kein Geld, hat kein Geld.
--> Das Mögliche geht dem Wünschenswerten vor, das heißt im Vordergrund muss die Rücknahme der Universitätsgesetznovelle von Gehrer und die Redemokratisierung der Universitäten stehen. Geld, das über eine bloße Geste hinausgeht (Wer lacht mit mir gemeinsam über 34 Mio. € aus dem Notbudget?), wird es auf absehbare Zeit nicht geben (können).
--> Die Audimaxbesetzung hat das Thema erst auf die Agenda gebracht, das ist wahr, mittlerweile stehen die verursachten Kosten (Hat wer eine Ahnung was die Miete im Austria Center kostet?!) in keinem Verhältnis mehr zum politischen Gewinn der daraus zu ziehen ist. Strategisch gesehen sollten sich die Okkupanten beeilen noch ohne Gesichtsverlust die Sache zu beenden bevor es die Weihnachtsferien tun. Sogar ein Marxist kann es sich nicht erlauben seine katholische Großmutter am Heiligabend zu versetzen und das Auditorium dauerhaft nur mit der Klientel der Gruft hinter der Mariahilferkirche zu besetzen, halte ich nicht nur aus olfaktorischen Gründen für unratsam. Zudem hat die Besetzerschaft mittlerweile eine Dichte erreicht die es sogar dem RFS oder der Bevölkerung der Westsahara erlaubt ihr basisdemokratisches Prinzip ad absurdum zu führen.
So das wars, Seelenbeichte beendet, man verzeihe die Länge, etwaige Rechtschreibfehler, aber nicht die Radikalität.
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