Montag, 11. Oktober 2010

Maria Theresias verpasste Chance, oder: Ein Diskurs zum Thema Gesamtschule

 Liebe Leserinnen und Leser, 
heute finden Sie hier eine diskursive Einmaligkeit vor. Der liebe Wolfi, seines Zeichens angehender Bildungswissenschaftler und ausgewiesener Experte auf dem gebiet des Gesamtschulwesens hat angeregt hier einmal unsere "Bildungstheorien" gegenüberzustellen. Sie werden bei seinem Text - gleich im Anschluss - mit Sicherheit einen pädagogischen Schwerpunkt finden, so wie meiner natürgemäß politikwissenschaftlich sein wird. Ich wünsche eine angeregte Lektüre und versichere Ihnen scho an dieser Stelle, dass ich in allen Bereichen, in denen keine inhaltliche Übereinstimmung mit meinem Koautor besteht - Recht habe.


Wolfi
Reformbedarf an Österreichs veraltetem Schulsystem

Seit den Studentenprotesten im Herbst des Vorjahrs sind sowohl die österreichischen Universitäten, als auch das seit Maria-Theresia nahezu unveränderte (!!!) österreichische Schulsystem nicht mehr aus der alltäglichen Berichterstattung wegzudenken. Zu Recht! Allerdings hat auch das letzte Jahr bedauerlicherweise nicht den großen Wurf in Puncto Bildungsreform gebracht. Längst wäre diese überfällig. Doch es ist wie eh und je hierzulande, in Österreich regiert der Kompromiss und in Bildungsfragen scheint dieser nahezu unmöglich, zu grundverschieden sind doch die Meinungen der beiden Großparteien SPÖ und ÖVP, auch wenn die schwarze Wissenschaftsministerin Beatrix Karl diesen Sommer mit dem „Gymnasium für alle“, also einer Art Gesamtschule, aufhorchen ließ.

Die Diskussion über die Gesamtschule sollte eigentlich gar nicht erst aufkommen, schon die frühere Bildungsministerin Gehrer erstickte diese Debatte bereits im Keim.  Es gibt keine vernünftigen Gründe, wieso im deutschsprachigen Raum (EU-weit ist die Gesamtschule bereits die Standardschule) es nicht möglich sein sollte ein einheitliches Schulmodell bis 14 anzubieten.

Unterschiedliche soziale Gesellschaftsschichten finden wir nicht nur in Indien in Kastenform, auch in Österreich gibt es leider eine recht deutliche soziale Trennung im Bildungsbereich innerhalb der Bevölkerung: Eine aktuelle Studie der IHS (Institut für höhere Studien) belegt in einem über 400 Seiten umfassenden Bericht, dass ein Kind in einer Arbeiterfamilie statistisch gesehen schlechtere Chancen auf einen höheren Bildungsabschluss hat, als der Sprössling einer Akademikerfamilie. Die so genannten „bildungsfernen Schichten“ konnten 2009 gerade einmal 18% ihrer Kinder an eine österreichische Hochschule entsenden. 1998 waren es immerhin noch 26%. Eine soziale Durchlässigkeit, ein Flüchten aus dem Arbeitermilieu scheint schwierig. Das paradoxe dabei: die Politik hat zwar anscheinend erkannt, dass Österreich eine zu geringe Akademikerdichte aufweist, doch die jämmerlichen Versuche diese anzuheben scheitern zwangsweise.

Anstatt mehr ins Bildungssystem zu investieren und richtige Reformen anzustreben wird versucht den alten (Problem-)Kindern Hauptschule und Pädagogische Akademie neue Namen (Modellversuch „Neue Mittelschule“ und „Pädagogische Hochschule“) zu geben und letzterer sogar einen akademischen Titel (auch wenn es nur ein Bachelor sein mag) als Abschluss zu stiften. Das die Ausbildung an der PH dieselbe bleibt stört dabei wenig. Die Hauptsache ist doch, dass der Titel verliehen wird und Österreich in der OECD-Statistik nicht mehr ganz so akademikerlos aufscheint. Die Lehrerausbildung hakt allerdings nicht nur an den PH‘s, auch der AHS- und Volkschullehrerausbildung wird zu wenig Beachtung und vor allem Geld gewidmet. Eine einheitliche Lehrerausbildung für eine einheitliche Schule bis 14 für alle! Utopie? Wahrscheinlich schon. Trotzdem: Eine gemeinsame Schule muss das Ziel des Landes sein. Kein Kind kann mit 10 schon eine vernünftige Entscheidung über seine zukünftige Schullaufbahn treffen. Eine gute Gesamtschule muss in sich bereits eine Binnendifferenzierung aufweisen können. Innerhalb des Normalunterrichts sollten 1-2 zusätzliche Pädagogen zur Verfügung stehen, die den Kindern jederzeit bei Verständnisproblemen helfen können und auch für andere Anliegen stets ansprechbar sind, ohne dass der Normalunterricht darunter leidet. Da sich die optimale Gesamtschule als Ganztagsschule präsentiert, kann somit nachmittags während der normalen Hausaufgabenbetreuung schwächeren Schüler geholfen werden. So werden obendrein Familien entlastet, die sich das Geld für teure Nachhilfe sonst nicht leisten könnten. Auch Mitschüler werden nachmittags automatisch zu Nachhilfelehrern und erwerben so zusätzliche soziale Fähigkeiten im Umgang untereinander.

Doch bei allen Vorteilen, die eine solche Schule zweifelsfrei mit sich bringen würde, gibt es auch Nachteile: Zum einen ist natürlich eine Kostenexplosion der Lehrergehälter unvermeidbar. Politische Prioritäten müssen gesetzt werden, das Land bzw. die Politiker müssen sich entscheiden in welche Ressorts sie investieren. Eigentlich sollte den meisten Menschen klar sein, dass das Land eine Bildugnsreform dringender benötigt, als neue gebrauchte Panzer oder Eurofighter, die nur bei schönem Wetter unseren Luftraum „sichern“ können. Gegner der Gesamtschule befürchten weiters, dass begabtere Schüler unter der gemeinsamen Schule leiden und ihre Fähigkeiten und Talente nicht voll ausschöpfen könnten. Schüler, die sich mit dem Lernen tendenziell schwerer tun als der Durchschnitt, würden das Niveau der ganzen Klasse drücken. Dem entgegenwirken kann man, indem man während des Unterrichts Zusatzlehrer installiert, sowie gezielte Nachmittagsförderung derer, die vormittags beim Normalunterricht Verständnisprobleme hatten, anbietet. Vielfach verängstigt ist man auch in Regionen, in denen der Migrantenanteil überdurchschnittlich hoch ist. Die zugewanderte Bevölkerung ist ein Faktum, daran ändern kann (und will) kaum jemand etwas. Wovor die Leute konkret Angst haben wissen sie freilich selbst nicht, aber das „Fremde“ wird vorsichtshalber erst einmal abgelehnt. Die heterogenen Klassen als Chancen der Vielfalt sehen leider die wenigsten. Eine funktionierende Gesamtschule würde das Miteinander noch mehr fördern und Integration für alle vereinfachen. Weiters hätten auch die fremdenfeindlich angehauchten Parteien keinen Wind mehr für ihre ohnehin schon geistig schwachen Segel.

Österreich, früher ein Land der Denker driftet auch im Hochschulbereich immer mehr in Richtung intellektuelles Entwicklungsland ab. Die Universitäten sind vollgestopft mit Studenten, deren Betreuung man kaum mehr gewährleisten kann. Das Betreuungsverhältnis an der Universität Wien liegt ungefähr bei einem Lehrenden, der 300 Studierenden gegenübersteht. Im Vergleich dazu: Top-Universitäten wie Harvard, Oxford und Co punkten mit einem Verhältnis von 1:25-30. Sogar die Humboldt-Universität in Berlin schafft es im Schnitt auf 1:80. Freier Hochschulzugang seit 40 Jahren wird von offizieller Seite propagiert, die Wahrheit sieht leider anders aus. In manchen Fächern müssen Aufnahmeprüfungen bestanden werden, damit überhaupt ein Studium begonnen werden darf (Medizin, tlw. auch Psychologie, Publizistik u.a.), wieder andere haben eine derartig nervenaufreibende Studieneingangsphase, dass vielen Studenten die Lust aufs Studium spätestens danach vergangen ist. Ein weiteres Problem in Österreich ist das mangelnde Briefing potenzieller Studierender an den Schulen. Gerade in Gymnasien sollten die Schüler auf die Universitäten und Fachhochschulen (möglichst wahrheitsgetreu) vorbereitet werden. Diese vorab erhaltenen Auskünfte beinhalten Informationen zu den verschiedenen Studienfächern, unpopulärere Studienrichtungen könnten hier bereits genauer vorgestellt werden, um so zu verhindern, dass später alle die gleichen fünf Fächer studieren wollen. Zudem wäre die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass ein Studierender auch jenes Studium fertig studiert, welches er begonnen hat und nicht vier mal Studienrichtung wechselt (Halb so schlimm - der Steuerzahler zahlt ja gern!). Momentan wird der studierwillige Maturant ins kalte Wasser geworfen.

Auch in Österreich hat der Bologna-Prozess Spuren hinterlassen. Mit Unterzeichnung der Erklärung 1999 hat sich Österreich bereit erklärt einem gemeinsamen europäischen Hochschulraum beizuwohnen: Innereuropäisch werden vergleichbare Abschlüsse (Bachelor, Master und PhD) produziert, ein Wechsel zu einer anderen Uni sollte kein Problem mehr sein. So die Theorie - die Praxis sieht leider anders aus: Ein Wechsel der Uni Wien an die Uni Salzburg präsentiert sich mehr als Spießrutenlauf, denn je zuvor. Nach Graz ist er in manchen Studienrichtungen nahezu unmöglich geworden, sollte man sich doch die Mühe machen und die Uni zu wechseln, so darf das Erreichen der Mindeststudienzeit nicht das Ziel des Studenten sein, ein Zeitverlust ist vorprogrammiert.  Die Studienanfängerquote in Österreich ist dementsprechend niedrig: nur 42% starten ein Studium, der OECD-Durchschnitt liegt bei 56%, der EU19-Schnitt immerhin bei 55%. Mehr Geld für die Hochschulen, eine Ausfinanzierung der Unis wäre längst überfällig! Die Qualität würde wieder steigen und die Unis wären entsprechend attraktiver für potenzielle Studenten. Die Zahlen der Studienanfänger stiegen zwar in den letzten Jahren, jedoch nicht so stark, wie es dem OECD-Durchschnitt entspräche. Eine restriktive Hochschulpolitik läßt sich nicht leugnen, nirgendwo in Österreich wird offensiv versucht mehr Leute an die Uni zu holen. Es scheint als hätte das Land kein Interesse an einer gut ausgebildeten Jugend. Es wäre falsch dem Bologna-Prozess die alleinige Schuld für die österreichische Bildungsmisere zu geben, das Problem ist hausgemacht und besteht weit länger. Die Lösungsansätze darauf lassen jedoch immer noch auf sich warten, die chronisch unterfinanzierten Hochschulen dümpeln weiter vor sich hin...


Moesanthrop
Uns müsste ein Glöckel leuten...
 
Österreich hat kein besonders gutes Schulsystem. Darüber brauchen wir uns nicht zu streiten. Ich bin kein Bildungswissenschaftler, ich kann Ihnen nicht sagen, warum die Gesamtschule sich insgesamt als die favorablere Variante darstellt, als das differenzierte Schulsystem heutiger Ausprägung. Alle Studien scheinen aber darauf hinzudeuten. Ich kann Ihnen aber sagen, dass das nix wird. Es wird nix mit der Gesamtschule, deshalb lassen wir’s besser gleich. Warum? Nun, stellen Sie sich vor sich machen eine Gemeinsame Schule der 10-14jährigen. Momentan haben wir hierzulande tausende Hauptschulen und Gymnasien. Wohin damit? Wenn man die Schultypen vereinheitlich braucht man Gebäude die dem Lernbedarf für Hochbegabte und Sonderschüler zugleich gerecht werden müssen. Wir brauchen einen erheblich höheren Personalstand bei den Lehrern, insbesondere bei jenen die eine soziale oder sonderpädagogische Zusatzausbildung erhalten haben. Wir bräuchten wohl Klassen mit maximal 15 Schülern und bei Bedarf zwei Lehrpersonen, denn wir unterrichten hier Leistungsschüler und Lernschwache in einem Raum. Da kommt das Akademikerkind mit dem Migrantensprössling in Kontakt, das räumt mit Vorurteilen auf könnte man sagen. Sicher, aber um welchen Preis? Wir können uns so ein Schulsystem nicht leisten, weder in der Umbauphase, noch in der Erhaltung. Im Endeffekt – und das wissen wir alle – würde ein österreichischer Kompromiss herausschauen mit mehreren Leistungsgruppen und 25 Kindern pro Lehrer. Der Unterricht orrientiert sich dann Am Mittelmaß. Die einen langeweilen sich, die anderen sind völlig überfordert. Da brechen soziale Ungleichheiten erst so richtig auf.

Eine umfassende Schulreform ist auch realpolitisch nicht durchsetzbar. Nicht gegen die ÖVP, der Klassenvermischung schon immer ein Graus war, nicht gegen die AHS-Lehrergewerkschaft, die nicht mehr arbeiten will und auch nicht mit den schlechter bezahlten HS-Lehrern auf ein Packel gehaut werden möchte, und auch nicht gegen die Länder, die mit Sicherheit nicht auf ihren Einfluss auf die Schulverwaltung verzichten werden. Die Sache ist also schon gegessen, bevor sie noch fertig gekocht wurde.
Woran wir arbeiten müssen ist das Mögliche: Wir müssen die Durchlässigkeit der Schultypen erhöhen. Matura muss zur Regel werden. Ein Hauptschüler wird nicht automatisch zum Lehrling, ein Migrant wird nicht von vornherein als Zukünftiger Hilfsarbeiter abgestempelt. Wir müssen Gleichberechtigung im differenzierten System durchsetzen. Wenn ein Hauptschüler am Ende dieselbe Chance auf ein Studium hat wie ein Gymnasiast, wozu brauche ich dann noch die Gesamtschule?

Das Schulsystem ist momentan nicht optimal, aber wir hatten‘s schon mal schlimmer:
Otto Glöckel ist ein bei der breiten Masse eher unbekannter Politiker der Zwischenkriegszeit. Dabei ist er so etwas wie eine männlich-sozialdemokratische-republikanische Maria Theresia. Glöckel war der Schöpfer und Motor der sogenannten Wiener Schulreform. Er hat das österreichische Bildungssystem demokratisiert und liberalisiert. Seine Reform stellte das Kind und sein Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung ins Zentrum und versuchte mit dem autoritären Schulsystem der Monarchie aufzuräumen. Inspiration fad das Konzept in Maria Montessoris Reformpädagogik und den neuesten individualpsychologischen Erkenntnissen jener Zeit. Es war dies eine schulsystematische Epoche die heutige Zustände als geradezu paradiesisch wirken lässt: Es gab nicht nur Gymnasien und Hauptschulen (die durch Glöckels Reform aus der sogenannten Bürgerschule entstanden waren) sondern auch die Mittelschulen. Eine optimale Segregation der Gesellschaftsschichten war somit garantiert. Es war die Zeit als man meinen Urgroßvater aus dem Jesuitengymnasium mobbte, weil sein Vater Müller und Sozialdemokrat war. Während Gymnasiasten und Mittelschüler Geographie lernten, erhielten die Arbeiterkinder in den ersten und zweiten Klassenzügen der Hauptschulen Erdkundeunterricht. Nur ein Synonym könnte man sagen, aber es drück sich darin schon die Geringschätzung für das künftige Bildungsprekariat aus, dem man das Verständnis für das Fremdwort Geographie nicht zutraute.

Auch wenn die Demokratie schon bald nicht nur aus den Schulen verschwand, so hatten Glöckels Reformideen nachwirkenden Einfluss auf die Schulpolitik der Zweiten Republik, insbesondere der Regierungen Kreisky. (Otto Glöckel selbst wurde 1934 im Gebäude des Wiener Stadtschulrates – heute als Palais Epstein Teil der Parlamentsverwaltung – von den Austrofaschisten verhaftet und in ein Anhaltelager verbracht. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes verstarb er kurz nach der Enthaftung. Die Erinnerungstafel die zu seinen Ehren am Palais Epstein angebracht worden war verschwand während der Renovierungsarbeiten unter Nationalratspräsident Andreas Khol von der Außenwand und wurde erst nach Protesten wieder aufgehängt.) 

Die Zweite Republik hat aber nicht nur von Glöckels Ideen profitiert, sondern auch vom gesellschaftlichen Wandel. Auch wenn sich – wie Wolfi anmerkt – seit Maria Theresia strukturell nicht allzu viel gewandelt hat, so ist es heute eine andere Gesellschaft die in unseren Schulen herangezogen wird. Es ist eine Gesellschaft die alte Probleme hinter sich gelassen hat, aber auch vor neuen steht. Es gibt heute wohl kaum noch Direktoren die sich in der ersten Stunde vor die Hauptschulklasse stellen und den Schülern erklären, dass sie es zu nichts bringen werden, dass ihnen deshalb Schulausflüge grundsätzlich gestrichen werden und dass aufgrund des allgemeinen Lehrermangels bei ihnen kein Geografie- und Geschichteunterricht stattfinden wird, wie es meiner Mutter passiert ist. Dafür haben wir immer noch Kinder, die die Pflichtschulen als faktischen Analphabeten verlassen. Wie kann das passieren?

Was dem österreichischen Bildungssystem fehlt ist nicht nur Geld und innere Mobilität, es ist auch die positive Einstellung der Bevölkerung zur Bildung. Wenn Studenten nach dem Motto „Ich finanzier dein Studium!“ schon von vornherein als Schmarotzer angesehen werden, obwohl sie in der Folge um ein Vielfaches mehr an Steuern abführen, als der Staat in sie gesteckt hat, sagt das etwas über die Bildungsferne mancher Schichten aus. Viele Menschen können es sich nicht leisten ihre Kinder studieren zu lassen, viele wollen es aber auch gar nicht. „Der Bua lernt wos Gscheits!“, „I brauch kan Großkopferten Gstudierten zhaus!“ sind wohl Sätze die in österreichischen Haushalten häufiger fallen dürften. Das Interesse am eigenen Kind hat abgenommen. Schuld daran ist nicht der Einstieg der Frauen ins Erwerbsleben, es ist die Tatsache, dass man sich nur noch mit zwei gehältern im Mittelstand halten kann. Welche Eltern lesen ihren Kindern heute noch etwas vor? Das gilt für Akademiker wie für Arbeiter. Ein schlechtes Gewissen ist mit einem Nintendo zu Weihnachten schneller beruhigt als mit einer täglichen Gutenachtgeschichte.

Die ganze Schuld an der Bildungsmisere dem System zuzuschieben halte ich für ungerechtfertigt. Im Endeffekt brauchen wir vor allem zwei Dinge: Eine einheitliche Lehrerausbildung an den Pädagogischen Hochschulen – die aber zuerst auf einen gewissen akademischen Mindeststandard gebracht werden müssen, damit sie diesen Namen überhaupt verdienen – und bessere Hauptschulen. Die dürfen Sie dann auch gern Neue Mittelschule oder sonst wie nennen.

Trotz des üblichen österreichischen Pessimismus sage ich Ihnen zum Schluss: Es geht vorwärts! Es muss vorwärts gehen. Wolfi sieht das naturgemäß pessimistischer und wahrscheinlich auch wahrheitsgetreuer. Aber ich kann mich des Optimismus - ja Sie lesen richtig - in diesem Fall nicht erwehren. Die Bildungsfrage ist für unseren Staat und unsere Gesellschaft existenziell. Mit ihr steht und fällt der Wohlstand dieser Republik. Der Bildungsvorsprung gegenüber anderen Ländern ist die einzige Ressource die Österreich im internationalen Wettbewerb besitzt und sie ist sogar erneuerbar!

3 Kommentare:

  1. ich seh leider keinen grund für Optimismus. Nirgends. Österreichischen Politikern ist das Wohlergehen ihres Landes einfach viel zu sehr egal. Hauptsache sie vermeiden jedwillige ernste Reform u treten keinem durch irgendwelche Aktionen auf die Füße.
    Oder gibts irgendwo irgendwelche Anzeichen für ernsthaft mehr Geld oder Reformversuche? Hahaha, ich weiß der war gut.

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  2. Ja, wie gesagt, dass ist ein absolutes Zukunftsthema. Da keine Hoffnung zu haben, bedeutet überhaupt keine Hoffnung zu haben. Dieser Misere möchte ich mich nicht hingeben. Auch wenn irgend wann die Pensionisten die Mehrheit an der Wählerschaft stellen: Die Politik wird zumindest durch internationalen Druck zur Focierung der Bildungschancen gezwungen sein. Das ist und bleibt die Hoffnung.

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  3. Ich vermisse ein "Ich habs ja prophezeit" zum Pisa Ergebnis.

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