Der ehemalige Abt des Klosters Mehrerau Lauterer hat Verbrecher gedeckt, ebenso wie es vermutlich der Papst getan hat, als er noch Bischof von München-Freising war. Der Bischof von Feldkirch, Fischer, hat Kinder geschlagen, ebenso wie sein Amtskollege Mixa aus dem deutschen Augsburg. Selbiger hat die Schuld an den jüngst aufgekommenen sexuellen Missbrauchsfällen an Kindern und Jugendlichen der 68er-Bewegung zugeschoben. Die sexuelle Revolution hat die armen pädophilen Priester verführt. Kardinal Groër hat sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen, dessen wurde auch Fernsehprediger August Paterno beschuldigt. Die Kirche hat einen langen Zeigefinger, aber Schwierigkeiten ihn auf sich selbst zu richten.
In dutzenden Fällen, europaweit, hat die Heilige römisch-katholische Kirche Priester und Ordensleute, die bereits durch Kindesmissbrauch auffällig geworden waren nicht angezeigt und oft erneut in der Jugendseelsorge eingesetzt. Pädophile Padres aus Baden-Württemberg wurden kurzerhand in die österreichische Mehrerau versetzt - ein Kloster mit Knabeninternat und Schule. Dort vergingen sie sich erneut an Zöglingen. Der Abt, Kassian Lauterer, hat nach einem Schüleraufstand - die Opfer sprachen geschlossen bei ihm vor - die Kinder zum Stillschweigen verpflichtet und den Täter erneut versetzen lassen. Währenddessen wurde auch bekannt, dass seine hocherwürdigste Exzellenz der Bischof von Feldkirch Elmar Fischer in seiner Zeit als Seelsorger, Kinder zu Erziehungszwecken nicht nur geohrfeigt, sondern auch einem Buben auf dem Fußballplatz eine Rippe gebrochen haben soll, weil er das Gefühl hatte gefoult worden zu sein. Der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn hat das als "schwarze Pädagogik" verurteilt und Fischer indirekt zum Rücktritt aufgefordert.
Der Heilige Stuhl indessen, sieht in der Aufdeckung der Anschuldigungen eine Kampagne gegen seine Heiligkeit den Papst, Diener der Diener Gottes. Wen interessieren schon missbrauchte Kinder, wenn ein Propagandakrieg gegen den Vatikan befürchtet wird? Dementsprechend wortreich ging der größte Brückenbauer in seiner Osteransprache auch auf die Vorfälle ein. Nämlich gar nicht. Er ließ sich von einem Mitglied des Kardinalkollegiums den Rückhalt der gesamten Kirche versichern und sprach über die Stadt und den Erdkreis seinen Segen in mehr Sprachen, als Benita Ferrero-Waldner beherrscht. Die Kirche sagt: "Wer bereut, dem wird vergeben." Doch wo bleibt ihre Reue? Ein "Kein Pfarrer macht mehr Kindersex, verspricht euch euer Pontifex!" wäre schon ein Anfang gewesen, doch aus dem Mund des Stellvertreters Jesu Christi auf Erden kam nur Staub von der Kreide, die er über die Jahre konsumiert hat. Und auch wenn Kirchenvertreter von den verbrecherischen Vorfällen sprechen, die sich über Jahrzehnten in kirchlichen Einrichtungen zugetragen haben, bedauern sie zwar immer den Missbrauch, stellen ihn aber gleichzeitig als Einzelfall dar und warnen vor Verallgemeinerungen. Dass die Kirche selbst - vertreten durch ihre Bischöfe - systematisch und über Jahre hinweg nicht nur Pädophile gedeckt, sondern auch erneut mit Kindern in Kontakt gebracht und etwa im Fall von Irland die Ermittlungen der staatlichen Behörden behindert hat, wird meist mit keinem Wort erwähnt oder gar bedauert. Missbrauch und Gewalt gebe es auch andernorts, das sei kein kirchliches Phänomen, heißt es. Das ist wahr, aber die Kirche erhebt einen Wahrhaftigkeitsanspruch und hat viele Schäfchen im Regen stehen lassen und die Herde belogen. Vor lauter Angst, es könnte dem Ansehen der Kirche schaden, wurden verbrecherische Handlungen systematisch vertuscht. Jetzt sind jahrzehntelang angesammelte Kriminalfälle über die Mutter Kirche hereingebrochen wie ein Tsunami und haben ihr Ansehen de facto vernichten. Die Herausbildung einer aufgeklärten Zivilgesellschaft hat mit der Diktatur des Schweigens gebrochen. Ohrfeigende Priester werden angezeigt, Pädophile verfolgt. Als ich noch Volksschulkind war, hätte niemand es gewagt gegen den Dorfpfarrer vorzugehen, der unliebsame Zöglinge an Ohren und Haaren riss. Keiner hätte sich getraut den Seelsorger von Gisingen vom Schulunterricht auszuschließen, der die Kinder vor der Tafel knien ließ und den Buben erklärt hatte, es sei verboten sich "unten" anzufassen, weshalb manche am Klo freihändig pinkelten und sich einnässten.
Die sancta ecclesia catholica hat sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte darin gefallen jeden in die Hölle oder zumindest ins Fegefeuer zu schicken, der ihrer Doktrin nicht entspricht. Joan K. Rowling, Karl Marx, Klaus Wowereit... alle sollen nach Wunsch mancher kirchlicher Exponenten für ihre Sünden im ewigen Feuer brennen. Jedes Kind wird in die Erbsünde geboren, doch nicht so die Gottesmutter Maria. Dank Pius XII. ist sie nicht nur sündenfrei zur Welt gekommen, sondern - seit 1950 amtlich - wie Jesus in personam in den Himmel aufgefahren. Während Protestanten sich mitunter vor der ewigen Verdammnis fürchten müssen, kann jeder spinnerte Marienverehrer sich unter die Fittiche des Heiligen Stuhles stellen. Schwulen gegenüber fühlt sich die Kirche genauso liberal. Ihre Veranlagung sei zwar eine "schwere Abirrung" (Weltkatechismus), aber man solle doch bitte Mitleid empfinden für die armen Perversen. Schließlich ist ihnen die Menschenwürde nicht genommen, so der Jesuitenpater Anton Rauscher:
"Auch dem Verbrecher kann man diese Würde nicht entziehen oder absprechen."
Päderasten werden in der Kinderseelsorge eingesetzt, aber Evangelische dürfen die Kommunion nicht empfangen, weil sie deren theologische Grundlagen nicht anerkennen. Schließlich ist es für das Seelenheil eines Christenmenschen unerlässlich, dass er nicht an die sakrale Einheit von Jesu Leib und Blut mit Brot und Wein beim Abendmahl glaubt (Konsubstantiation), sondern an die Tatsächliche Veränderung der Substanz hin zu Brot und Wein (Transsubstantiation). Zur Hölle mit den Lutherandern!
Zwar hat die Kirche den Lehrsatz extra ecclesiam nulla salus (kein Heil außerhalb der Kirche) in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr ganz so strikt ausgelegt, aber die Karfreitagsfürbitte für die armen Juden, die doch den Heiland nicht erkennen wollen, hat man wieder aufgenommen. Man bemüht sich in letzter Zeit auch wieder mehr um die Gruppierungen am rechten Rand, wie Opus Dei oder Piusbruderschaft, als um kritische Plattformen wie "Wir sind Kirche".
Wie versteinert die Kirche ist, zeigt sich vor allem daran, dass sie nicht bereit ist, den Zölibat, der nicht einmal dogmatisch verankert, sondern eine bloße Disziplinarentscheidung ist, auch nur zur Diskussion zu stellen. Man wolle die völlige Hinwendung zu Gott nicht gefährden. Wenn sich ein Priester im Geheimen einer Frau zuwendet, wird das toleriert, solange er es nicht öffentlich macht. Die Kirche ist scheinheilig geworden. Sünden, die sie in der Welt anprangert, findet sie unter dem eigenen Dach zuhauf:
- Homosexualität ist des Teufels. Schwule Priester werden stillschweigend geduldet.
- Die Gier ist das Übel dieser Welt. Die Vatikanbank wäscht Schwarzgeld für die Mafia.
- Es ist ein Verbrechen den Holocaust zu leugnen, an der neuerlichen Aufnahmen von Bischof Richard Williamson in den Schoß der heiligen Mutter Kirche hindert das nicht.
- Verhütung ist strikt verboten, aber der Vatikan hielt Anteile an einem Pharmaunternehmen (Serono), das die Pille herstellt.
- Gottes Schöpfung muss geschützt werden. Der Heilige Stuhl ist Großaktionär von Fiat und Agip.
Die Welt wendet sich von der Kirche ab, doch diese sieht keinen Grund zur Selbstkritik. Vielmehr mauert man sich noch stärker ein, um den angeblichen Sündenpfuhl draußen zu halten. Die Moral der Spätantike und des Mittelalters wird auf das 21. Jahrhundert umgelegt. "Liebt eure Feinde" (Mt. 5,43) sprach der Herr. Fastbischof Josef Maria Wagner ist begeistert von der Zerstörung von Abtreibungskliniken durch den Hurrikan Kathrina und gibt die Schuld am Erdbeben in Haiti dem Voodookult.
Seit Jahresanfang sind in Österreich schon mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten als im gesamten Jahr 2008. Nur noch weniger als Zweidrittel der Österreicher sind katholisch. Die Kirche blutet aus und sie setzt sich dabei selbst das Messer an die Pulsadern. Wer Antworten für Lebensprobleme haben will, interessiert sich einen Dreck für die Transsubstantiation. Wer seine Kinder in eine katholische Schule gibt, will sich nicht fragen müssen, ob sie dort missbraucht werden. Der Katholizismus ist zum Synonym für Doppelmoral geworden und hat sich das selbst zuzuschreiben. Wer Zöglinge vergenusszwergelt und gleichzeitig Schwule verdammt, wer Verbrecher deckt aber wiederverheiratete Geschiedene nicht zur Kommunion zulässt, wer Menschen in die Hölle tritt und ihnen dabei lächelnd "Jesus liebt dich!" nachruft, hat jeden Anspruch auf Wahrhaftigkeit verloren. Die Kirche ist zum verrosteten Moralkonzern geworden, der den Kerngehalt der Lehre jenes Mannes mit Füßen tritt, der sich nach ihren Aussagen vor etwa 2000 Jahren für unsere Sünden hat ans Kreuz schlagen lassen.
Paul Gerhardt und Johann Crüger haben im 17. Jahrhundert Text und Melodie des Chorales "O Haupt voll Blut und Wunden" geschrieben, den Johann Sebastian Bach später in seine Matthäuspassion aufnahm. Mir hat immer eine Stelle in der zweiten Strophe ganz besonders gut gefallen, in der vom Augenlicht Jesu die Rede ist. Sie steht symbolisch für die Beschmutzung seines Andenkens, durch Pädophile Priester, selbstgerechte Bischöfe und weltfremde Kardinäle:
Du edles Angesichte,
Vor dem sonst schrickt und scheut
Das große Weltgewichte,
Wie bist du so bespeit!
Wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
Dem sonst kein Licht nicht gleichet,
So schändlich zugericht?
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