Ich hatte an dieser Stelle bereits schon einmal die zweifelhafte Ehre mich auf die Person Barbara Rosenkranz einzulassen. An meiner Meinung von damals hat sich bis dato nichts geändert. Frau Rosenkranz hat ein undifferenziertes Verhältnis zum Nationalsozialismus. Doch neuerdings möchte sie gerne Bundespräsidentin werden.
Die Kandidatin
Es heißt, innerhalb der FPÖ habe es längere Zwistigkeiten über die Frage gegeben, ob nun sie oder ihr Parteiführer Heinz-Christian Strache für das höchste Amt im Staate kandidieren solle. Schließlich hat sich Rosenkranz durchgesetzt, wohl vor allem unter der Prämisse, dass man die Wahl gegen den amtierenden Bundespräsidenten Heinz Fischer nur verlieren kann und auch ein noch so respektables Ergebnis die Niederlage nicht völlig vertuschen könnte. Weil also Strache gerne als Gewinnertyp dasteht, musste man sich nach jemandem umsehen, der möglichst ein gewisses Alter und einen – für rechte und bürgerliche Kreise – einwandfreien Leumund hat.
Zumindest erstere Anforderung stellt für die FPÖ keine wirkliche Herausforderung dar, alte Sympathisanten hat sie wahrlich genug (leider auch junge). Nein, schwierig wird es, wenn man ein angesehenes Mitglied des dritten Lagers sucht, das noch nicht mit dem Verbotsgesetz in Berührung gekommen ist oder zumindest seine Grenzen des Öfteren exzessiv ausgelotet hat.
So gesehen ist Barbara Rosenkranz die perfekte Kandidatin: Sie ist unbescholten - genauso wie ihr Ehemann - und hat sich über Jahre hinweg als brave Parteisoldatin erwiesen.
In der Tat genießt Frau Rosenkranz so viel Ansehen, dass sogar mehrere andere politische Gruppierungen zu ihrer Wahl aufgerufen haben! So etwa die Bunten, deren Wahlvorschläge für die Gemeinderatswahl in Wels leider Gottes vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) erst kürzlich in einem Erkenntnis als „von der Verfassungsrechtsordnung verpönte - unzulässige Akte national-sozialistischer Wiederbetätigung“ gewertet wurden. Aber Frau Rosenkranz kann daneben zumindest noch auf die Unterstützung der Nationalen Volkspartei zählen, die zwar nach eigener Aussage traditionell (die Partei wurde 2007 gegründet) keine Wahlempfehlungen abgibt, aber für sie eine Ausnahme macht. Die Neonazis rechnen es...
... „ Frau Rosenkranz hoch an das sie sich, dem Mainstream [Nazideutsch müsste es wohl „Hauptstrom“ heißen] trotzend, weder von ihrem Mann distanzierte, noch ihre Meinung im Bezug auf das Verbotsgesetz änderte und somit voll auf NVP-Linie ist.“
Abgesehen von den kleinen Problemen mit der das/dass-Schreibung kommt diese Erklärung sicherlich von Herzen. Barbara Rosenkranz ist eben prinzipientreu und standhaft. Weder will sie sich von ihrem geliebten Sippenoberhaupt lossagen, noch kann sie es verantworten, dass weiterhin arme und unschuldige Menschen, die doch nur ihre Meinung sagen wollen, ins Gefängnis geworfen werden! HC-Strache würde Frau Rosenkranz deshalb gerne als „Mutter der Nation“ sehen, fragt sich nur von welcher... die österreichische wird's vermutlich nicht sein.
Damit also das deutsche Volk in Österreich nicht ausstirbt, hat die niederösterreichische Landesrätin ihre Gebärmutter in den Dienst des Pangermanismus gestellt und der Welt zehn Kinder mit den schönen Namen Hedda, Ute, Alwine, Sonnhild, Volker, Hildrun, Mechthild, Arne, Horst und Wolf geschenkt. Sie erntete für ihren Einsatz für den „Volkserhalt“ auch promptes Lob von ihrem langjährigen Mitstreiter Ewald Stadler.
Der Gatte
Für diese Volksgenossenfließbandproduktion zeichnet Horst Jakob Rosenkranz mitverantwortlich. Er nennt sich selbst einen „rechtsdenkenden Menschen“, was eine fromme Umschreibung für einen Neonazi ist. Seine politische Karriere lässt bezüglich seiner poltischen Ausrichtung keine Zweifel aufkommen. Unter anderem war er bisher:
- Funktionär der „Nationaldemokratischen Partei (NDP)“ (1988 vom VfGH aufgelöst)
- Kandidat der Liste „NEIN zur Ausländerflut (NA)“ (Wahlantritt durch die Kreiswahlleitung und den VfGH als Akt nationalsozialistischer Wiederbetätigung eingestuft und untersagt),
- Mitglied der Notwehrgemeinschaft „Ein Herz für Inländer“,
- Herausgeber der Zeitschrift „Fakten“,
- Parteivorsitzender der rechtsextremen „Kritischen Demokraten“.
- Mitunterstützer des „überparteilichen“ Volksbegehrens „Österreicher für Österreich“,
- Obmann des „Vereins zur Förderung der ganzen Wahrheit“,
- und hielt wiederholt Vorträge bei der als rechtsextrem geltenden „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“.
Seine Gattin legt Wert darauf, dass ihr Mann unbescholten sei. Schließlich ist die Mitgliedschaft in Neonaziorganisationen kein Grund jemanden einzusperren. Er selbst hat sich nie der Wiederbetätigung strafbar gemacht, im Gegensatz zu seinem alten Spezi, dem kürzlich wegen Verstoßes gegen das Verbotsgesetz zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilten Gerd Honsik, mit dem er noch zu NA-Zeiten durch die Lande zog. Von dort her kennt er übrigens auch Strache, der in seiner Zeit als FP-Bezirksrat in Wien an einer Veranstaltung der Liste „NEIN zur Ausländerflut“ teilnahm. (derstandard.at)
Der Wahlkampf hat begonnen...
Frau Rosenkranz polarisiert bisher weniger durch ihre Aussagen, als vielmehr durch ihren politischen Background. Jeder weiß was sie denkt, nur sagen tut sie's halt nicht. Die Wogen in den Internetforen gehen bereits hoch und geben vielleicht schon einen Vorgeschmack auf den bevorstehenden Wahlkampf.
Im KRONE-Forum blüht der Antisemitismus in sogar dort bisher ungekannten Ausmaßen auf. Immer wieder liest man, dass die Israelitische Kultusgemeinde - die sich kritisch zum Antreten von Rosenkranz geäußert hat - den Österreichern nicht dreinzureden habe, wen diese wählen sollten. Für manche Leser der KRONE haben die Nürnberger Rassegesetze wohl immer noch Geltung: Ein Jude kann kein Österreicher sein. Eine Nutzerin schlägt dem Fass jedoch den Boden aus. Sie spricht aus, was man heutzutage fast nicht mehr für möglich gehalten hätte:
…„und wenns mich jetzt den Knast Kostet... nur ein toter Jude ist ein guter Jude!!“(krone.at)
Genauso unglaublich erschein es, dass 22 andere Leser dieser „Haltung“ zustimmen. Hier steht also Österreich im Jahr 2010... man kann gar nicht so viel fressen wie man speiben möchte. Selbst KRONE-Herausgeber Hans - Cato - Dichand, der zuvor noch zur Wahl von Rosenkranz aufgerufen hatte, hat sich mittlerweile distanziert und fordert ihre eidesstattliche Distanzierung vom Nationalsozialismus.
Barbara Rosenkranz kann zwar für die Äußerungen im KRONE-Forum persönlich nichts, aber die Giftpilze wachsen in ihrem Schatten und ihr Antreten hat offensichtlich alte Hoffnungen bei Nazis und Antisemiten geweckt:
„Muzicant hat jetzt schon Angst denn auch er weiß das Frau Rosenkranz neue BP wird. Dann weht ein anderer Wind da wird ihm jetzt schon Angst und Bange.“(siehe ebenda)
Auch 24 weitere User stimmen dem zu und hoffen auf den anderen Wind, der vermutlich wieder Menschen in die Öfen wehen soll.
In einer Straßenumfrage für Vorarlberg Online äußern sich mehrere Passanten erfreut über die „bürgerliche Alternative“, die sich mit Rosenkranz' Kandidatur ergebe. Offensichtlich wird die Grenze zwischen Biedermann und Brandstifter immer fließender.
Ein möchtegerninformierter Jugendlicher ergeht sich in politikwissenschaftlichen Analysen, in denen er Heinz Fischer dem ganz Linken Eck der SPÖ zuordnet und eine alternativ gekleidete Frau, die man eher den Grünen zugeschlagen hätte, bezeichnet Rosenkranz als ihre Wahl. Von vier Interviewten darf sich nur eine negativ über das Antreten dieses Kellernazis äußern.
Auf der politischen Gegenseite formieren sich derweil vor allem facebook-Gruppen, über die Standard und News berichten:
„Täglich kommen eine Handvoll weitere Seiten hinzu, charakteristisch für Facebook-Aktionismus, der zur Zersplitterung neigt. Auf Platz zwei rangierte gestern Abend "Eine Million Österreicher gegen Barbara Rosenkranz" , gerade erst gegründet, trotzdem schon 2627 Mitglieder stark. 42 Gruppen gab es bis gestern Abend, dazu zwölf Seiten (wobei der Unterschied zwischen Gruppen und Seiten inzwischen eher theoretisch ist), darunter Aktionen wie "Kann dieser Bärenjude mehr Fans haben als Barbara Rosenkranz Wähler?" , mit einem Darstellerbild aus dem Film Inglorious Basterds.“ (Standard)
„Falls es diese unerwartet doch in die Hofburg schaffen sollte, so werden vier Facebook-Gruppen samt Mitgliedern auswandern, was nach derzeitigem Stand etwa 750 Menschen weniger in Österreich ausmachen würde.“ (News)
Umfragen geben Rosenkranz zurzeit zwischen 21 und 26%, jede Stimme ist dabei eine zu viel. Auch wenn die Dame höchstwahrscheinlich nicht in die Hofburg einzieht, alleine ihr Antreten schadet dem Ruf des Landes und lässt Kreaturen aus ihren Nazikellern kriechen, die besser dort geblieben wären.
Man sollte beten, dass sie miserabel abschneidet, am besten einen ganzen Rosenkranz.
Großes Kompliment! Der Beitrag ist wirklich genial!
AntwortenLöschenGelungener Beitrag, jedoch:
AntwortenLöschenDie Kritik an ihren 10 Kindern führt mMn ins Leere. So sehr auch ich die Ideologie und die zweifelte Abgrenzung zum rechten Rand von Fr. Rosenkranz kritisiere und ablehne, sollte mensch sie nicht dafür kritisieren, dass sie 10 Kinder in die Welt geschenkt hat (von der Namensgebung mal abgesehen).
Dass für diese Tatsache der rechte Rand sie als "Heldin" verehrt, die dafür sorgt, dass der/die "richtige ÖsterreicherIn (Deutsche/r)" nicht ausstirbt, ist wieder eine andere Thematik.
Ich denke der Autor wollte, indem er die Namen ihrer Kinder veröffentlichte, ihre Beziehungen zum "Germanistischen Ideologien" verdeutlichen.
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